Die Kinder des Kapitän Grant
liefern, und wirklich hat auch das trockenste Wetter diese Flüsse noch niemals ganz verdunsten lassen; um diese aber zu erreichen, hätte man gegen hundertdreißig Meilen 2 nach Süden vordringen müssen. Thalcave that also recht daran, sich zunächst gegen den Guamini zu wenden, der, ohne eine Abweichung von der einmal eingehaltenen Richtung zu bedingen, in weit größerer Nähe angetroffen werden mußte.
Die Pferde galopirten mit Feuer. Die prächtigen Thiere fühlten offenbar aus Instinct, wohin ihre Herren sie führten. Vor Allen zeigte Thaouka eine Munterkeit, die weder Anstrengungen noch Mangel zu mindern vermochte. Wie ein Vogel flog das Thier über die ausgetrockneten Rohrteiche und die Curra-Mammel-Büsche, indem es wie zu guter Vorbedeutung dabei wieherte. Glenarvan’s und Robert’s Pferde, die zwar etwas schwerfälliger waren, folgten ihm doch muthig, von seinem Beispiele getrieben. Thalcave, der unbeweglich im Sattel saß, gab seinen Gefährten dasselbe Beispiel, wie Thaouka den seinigen. Oefters wandte der Patagonier den Kopf zurück, um nach Robert Grant zu sehen.
Wenn er so den Knaben sah, sattelfest und gut sitzend, den Rücken geschmeidig, die Schultern zurückgezogen, die Beine in natürlicher Lage, die Knie wohl geschlossen, so bezeugte er seine Befriedigung durch einen ermunternden Zuruf. In der That wurde Robert ein ausgezeichneter Reiter und verdiente die aufmunternden Belobungen des Indianers.
»Bravo, Robert, sagte dann Glenarvan, Thalcave scheint Dich zu beglückwünschen! Er spendet Dir seinen Beifall, mein Knabe.
– Und in welcher Beziehung, Mylord.
– Wegen der guten Haltung, mit der Du reitest.
– O, ich halte mich nur fest, das ist Alles, erwiderte Robert, der doch vor Vergnügen, sich loben zu hören, erröthete.
– Das ist zwar die Hauptsache, Robert, meinte Glenarvan, aber Du bist zu bescheiden, und ich sage Dir voraus, es kann gar nicht ausbleiben, daß Du ein vollendeter Sportsman wirst.
– Herrlich, sagte Robert lachend, und was wird Papa, der einen Seemann aus mir machen will, dazu sagen?
– Das Eine schließt das Andere nicht aus. Wenn auch nicht alle Reiter gute Seeleute abgeben mögen, so sind doch alle Seeleute im Stande, gute Reiter zu werden. Beim Reiten auf den Raaen lernt man sich fest halten. Was dann das Zusammennehmen des Pferdes betrifft, oder die Ausführung der Bewegungen seitwärts oder im Kreise, das lernt sich, da es etwas ganz Natürliches ist, ganz von selbst.
– Der arme Vater! fiel Robert ein, o, wie wird er Ihnen für seine Rettung danken!
– Du liebst ihn wohl sehr, Robert?
– Ja, Mylord. Er war so gut gegen meine Schwester und mich. Er dachte nur an uns! Von jeder Reise brachte er uns ein Andenken aus den Ländern, die er besucht hatte, mit, und mehr noch, zarte Liebkosungen und süße Schmeichelworte. Ach, Sie, Sie werden ihn auch lieben, wenn Sie ihn erst kennen! Mary ist ihm ähnlich. Er hat eine ebenso weiche Stimme als sie. Bei einem Seemann ist das auffallend, nicht wahr?
– Ja, sehr auffallend, Robert, antwortete Glenarvan.
– Ich sehe ihn noch immer, fuhr das Kind, wie im Selbstgespräch, fort. Du guter, braver Vater! Ich schlief auf seinen Knieen ein, als ich noch klein war, und er sang immer leise ein altes schottisches Lied, welches die Seen unseres Heimatlandes verherrlicht. Manchmal komme ich auf die Melodie, aber nicht genau, Mary auch. O, Mylord, wie liebten wir ihn! Ich glaube, man muß noch klein sein, um seinen Vater zu lieben.
– Und groß, um ihn zu verehren, mein Kind«, erwiderte Glenarvan, ganz bewegt von den Worten, die dem jungen Herzen entquollen.
Während dieses Gesprächs hatten die Pferde zu laufen nachgelassen und gingen im Schritt.
»Wir werden ihn wiederfinden, nicht wahr? fragte Robert nach einigen Minuten des Stillschweigens.
– Ja, wir finden ihn wieder. Thalcave hat uns auf seine Spuren gebracht, und ich habe Zutrauen zu ihm.
– Ein braver Indianer, der Thalcave, sagte das Kind.
– Ganz gewiß.
– Wissen Sie Etwas, Mylord?
– Sprich Dich aus, ich werde Dir antworten.
– Nun, es sind nur lauter gute Menschen mit uns. Madame Helena, die ich so sehr liebe; der Major, mit seiner ruhigen Miene, der Kapitän Mangles, sammt Herrn Paganel und die Matrosen vom Duncan, die eben so muthig als ergeben sind.
– Ja, das weiß ich, mein Sohn.
– Und wissen Sie, wer von Allen der Beste ist?
– Nein, das weiß ich gerade nicht.
– Nun, dann müssen Sie es wissen lernen, Mylord«,
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