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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schottischen Hochlanden so verehrt wird.
    Die Pferde waren nicht vergessen worden. Ein großer Vorrath trockenen Futters, der in der Ramada aufgehäuft war, diente ihnen zur Nahrung und zum Lager.
    Als Alles vorgerichtet war, wickelten sich Glenarvan, Robert und der Indianer in ihre Punchos und streckten sich auf ein Dunenlager von Alfafares, dem gewöhnlichen Bette der Pampajäger.
Fußnoten
    1 Fünfzig Kilometer.
     
    2 Mehr als hundert Stunden.
     
    3 Ein Branntwein aus gegohrener Gerste.
Neunzehntes Capitel.
Die rothen Wölfe.
    Die Nacht sank herab. Es war eine Neumondsnacht, während welcher das nächtliche Gestirn allen Erdbewohnern unsichtbar bleiben mußte. Der unbestimmte Schimmer der Sterne erleuchtete allein die Ebene. Am Horizonte verschwammen die Sternbilder des Thierkreises in dunkleren Dünsten. Die Wasser des Guamini flossen ohne alles Gemurmel dahin, wie ein langer Streifen Oel, der auf einer Marmorplatte hingleitet. Vögel, Säugethiere und Reptilien ruhten von den Anstrengungen des Tages aus, und das Schweigen der Wüste lagerte über den ungeheuren Landstrecken der Pampas.
    Glenarvan, Robert und Thalcave waren dem allgemeinen Gesetze erlegen. Auf dickem Kleelager hingestreckt, ruhten sie in tiefem Schlummer. Die Pferde hatten sich ermattet auf die Erde niedergelegt. Nur Thaouka, ein wahres Vollblutpferd, schlief im Stehen, die vier Beine senkrecht aufgestemmt, stolz in Ruhe wie in Thätigkeit, und bereit auf den ersten Wink seines Herrn davon zu sprengen. Eine vollkommene Ruhe herrschte im Innern der Umzäunung, und die Kohlen des nächtlichen Heerdes, der langsam verlöschte, warfen ihre letzten Strahlen durch das schweigende Dunkel.
    Ungefähr um zehn Uhr erwachte jedoch der Indianer nach kurzem Schlafe. Unter seinen herabgezogenen Brauen schienen sich die Augen auf einen Punkt zu heften und sein Ohr richtete sich nach der Ebene zu. Offenbar suchte er sich über ein unbestimmtes Geräusch klar zu werden. Bald zeigte sich auf seinem sonst so ruhigen Angesicht eine merkliche Unruhe. Bemerkte er die Annäherung räuberischer Indianer oder das Herankommen von Jaguaren, Wassertigern oder anderen furchtbaren Thieren, welche in der Nachbarschaft der Ufer und Gestade nicht selten sind? Die letztere Annahme schien ihm ohne Zweifel einige Wahrscheinlichkeit zu haben, denn er warf einen schnellen Blick auf die in der Viehstätte aufgehäuften brennbaren Stoffe, und seine Unruhe nahm noch zu. Wirklich mußte alle diese Lagerstreu von trockenem Alsasareskraute bald aufgezehrt sein, und konnte kühnere Raubthiere nicht lange aufhalten.
    Unter diesen Umständen konnte Thalcave eben nur abwarten, was da kommen würde, und er wartete, halb liegend, den Kopf in den Händen und die Ellbogen auf die Kniee gestützt, in der Haltung eines Menschen, dem eine plötzliche Angst den Schlaf geraubt hat.
    Eine Stunde verging so. Jeder Andere, als Thalcave, hätte sich, beruhigt durch die Stille draußen, wieder niedergelegt. Aber wo ein Fremder gar keinen Verdacht geschöpft hätte, da witterten die überreizten Sinne und der natürliche Instinct des Indianers eine kommende Gefahr.
    Während er so horchte und auslugte, ließ Thaouka ein dumpfes Wiehern hören, die Nase des Thieres streckte sich nach dem Eingange der Ramada. Sogleich richtete sich der Patagonier auf.
    »Thaouka wittert einen Feind«, sagte er.
    Er stand auf und durchspähte aufmerksam die Ebene.
    Stillschweigen herrschte dort noch, aber keine Ruhe. Thalcave sah, wie sich Schatten geräuschlos durch die Curra-Mammel-Büschel bewegten. Da und dort funkelten leuchtende Punkte, die sich in jeder Richtung kreuzten, und abwechselnd verloschen und wieder aufblitzten. Man hätte dabei an einen Tanz phantastischer Irrlichter auf dem Spiegel eines ungeheuren Sumpfes denken können. Mancher Fremde würde die umherfliegenden Funken gewiß für phosphorescirende Insecten gehalten haben, welche nach Einbruch der Nacht an manchen Stellen der Pampagegenden leuchten. Doch Thalcave täuschte sich damit nicht. Er wußte, mit welchen Feinden er zu thun hatte, er lud seinen Carabiner und stellte sich zur Beobachtung an einem der ersten Pfähle der Umzäunung auf.
    Er hatte nicht lange zu warten. Ein seltsames Geschrei, ein Gemisch von Heulen und Bellen, hallte in den Pampas wieder. Ein Schuß des Carabiners war die Antwort, worauf hundertfaches schreckliches Gebrüll folgte.
    Glenarvan und Robert, welche plötzlich erwachten, sprangen vom Lager auf.
    »Was giebt’s? fragte der

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