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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aufgemacht, eine Lagerstätte zu suchen. Glücklicher Weise entdeckte er am Flußufer eine »Ramada«, einen mit weiter Umpfählung von drei Seiten umschlossenen Raum, um Heerden sicher unterzubringen. Die Stätte war ganz herrlich geeignet, sich darin einzurichten, wenn man sich nicht scheute, unter freiem Himmel zu schlafen, und das war für Thalcave’s Begleiter der geringste Kummer. Sie suchten den Ort gar nicht besser und streckten sich in der vollen Sonne aus, ihre durchnäßten Kleider zu trocknen.
    »Nun, da das Lager zur Hand ist, sagte Glenarvan, so denken wir an’s Essen. Unsere Freunde sollen mit den Quartiermachern, welche sie vorausgeschickt haben, zufrieden sein, und irre ich nicht, so werden sie keinen Grund zur Klage haben. Eine Stunde Jagd wird keine verschwendete Zeit sein. Bist Du bereit, Robert?
    – Ja, Mylord,« antwortete der junge Knabe und sprang auf, das Gewehr in der Hand.
    Glenarvan kam auf diesen Gedanken dadurch, daß die Ufer des Guamini das Stelldichein alles Wildes aus den benachbarten Ebenen zu sein schienen. Rottenweis sah man da »Tinamous«, eine den Pampas eigenthümliche Art Rebhühner, schwarze Birkhühner, eine Art Regenpfeifer, »Teru-Teru« genannt, gelbe Wiesenläufer und Wasserhühner von prachtvoll grüner Farbe.
    Vierfüßige Thiere kamen zunächst nicht zum Vorschein; Thalcave gab aber zu verstehen, daß diese sich in den hohen Gräsern und dichten Gehauen verborgen hielten. Die Reisenden hatten nur wenige Schritte bis zum reichsten Jagdreviere der Welt.
    Sie begaben sich also auf die Jagd, und da sie zunächst die Feder gegenüber dem Felle geringschätzten, richteten sich ihre ersten Schüsse auf das Hochwild der Pampas. Bald erhoben sich vor ihnen hundertweise Rehe und Guanacos, ähnlich denen, welche auf dem Rücken der Cordilleren so heftig gegen sie anstürmten; aber diese sehr furchtsamen Thiere entflohen so schnell, daß es unmöglich war, ihnen auf Schußweite nahe zu kommen. Die Jäger beschränkten sich demnach auf ein minder flüchtiges Wild, welches dennoch rücksichtlich seines Nahrungswerthes Nichts zu wünschen übrig ließ. Ein Dutzend Rebhühner und Wiesenläufer wurden erlegt, auch tödtete Glenarvan sehr gewandt ein Bisamschwein, »Tay-Tetre«, einen Dickhäuter mit falbem Felle und schmackhaftem Fleisch, durch einen Flintenschuß.
    In weniger als einer halben Stunde hatten die Jäger ohne Anstrengung soviel Wild, als sie brauchten, erlegt; Robert seinerseits bemächtigte sich eines wunderbaren, zu den Wiederkäuern gehörenden Thieres, eines »Armadillo«, eine Art Gürtelthier, dessen Rückenschild mit knochigen, beweglichen Platten bedeckt ist, und dessen Länge anderthalb Fuß betrug. Es war sehr fett und versprach eine ausgezeichnete Schüssel zu liefern, wie der Patagonier wenigstens sagte. Robert war sehr stolz auf seinen Erfolg.
    Thalcave endlich gewährte seinen Begleitern das Schauspiel einer Jagd auf einen »Nandon«, eine den Pampas eigenthümliche Straußenart, deren Schnelligkeit ganz zum Erstaunen ist.
    Der Indianer versuchte gar nicht erst, das so schnellfüßige Thier zu überlisten; dicht bei ihm setzte er Thaouka in Galop, um es sogleich zu fangen, denn wenn der erste Angriff fehlschlug, hätte der Nandon Roß und Reiter durch vielfach verschlungene Wendungen ermüdet. Als Thalcave ihm in geeigneter Entfernung nahe war, schleuderte er mit kräftiger Hand seine Bolas, und das so geschickt, daß sie sich dem Strauße um die Beine schlangen und alle seine Anstrengungen vereitelten. In wenigen Secunden lag er schon zu Boden.
    Der Indianer fing ihn auch nicht aus bloßer Jägerlust; das Fleisch des Nandon ist sehr geschätzt, und Thalcave wollte doch auch seine Schüssel zu der allgemeinen Mahlzeit beitragen.
    Man brachte also nach der Ramada die Rebhühner, den Strauß Thalcave’s, das Bisamschwein Glenarvan’s und das Gürtelthier Robert’s.
    Der Strauß und das Bisamschwein wurden sogleich zugerichtet, d.h. ihre zähen Körperdecken abgezogen und das Fleisch in dünne Schnitten zerlegt. Der Tatou ist ein köstliches Thier, das seine Bratpfanne gleich mit sich trägt, und so schob man es in seiner eigenen Schale auf die glühenden Kohlen.
    Die drei Jäger aßen nur die Rebhühner zu Abend und verwahrten die übrigen Stücke noch für ihre Freunde. Getrunken wurde zur Mahlzeit nur klares Wasser, das man jetzt höher schätzte, als alle Portweine der Welt, und selbst jenem berühmten »Usquebaugh« 3 vorzog, der in den

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