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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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entgegnete Robert, der des Lords Hand ergriff und sie an seine Lippen führte.
    Glenarvan senkte langsam das Haupt, und wenn das Gespräch nicht weiter ging, so geschah es, weil eine Handbewegung Thalcave’s die Nachzügler antrieb. Sie waren zurückgeblieben, und mußten doch die Zeit zu Rathe halten und an Diejenigen denken, welche noch hinter ihnen waren.
    Man setzte sich also wieder in schnellern Gang; es zeigte sich aber bald, daß die Pferde, außer Thaouka, diesen nicht lange aushalten würden. Gegen Mittag mußte man ihnen eine Stunde Rast gönnen. Sie konnten nicht mehr fort und verschmähten es, Alsasaresbüschel, nämlich eine Art magern und jetzt von der Sonne gedörrten Klees, zu verzehren.
    Glenarvan ward unruhig. Die Zeichen der Unfruchtbarkeit wurden nicht geringer, und der Mangel an Wasser konnte für sie von sehr verderblichen Folgen sein. Thalcave sagte Nichts; er dachte wahrscheinlich, daß es Zeit zum Verzweifeln wäre, wenn der Guamini sich als wasserlos auswies; ein Indianerherz hört überhaupt eigentlich nie die Stunde der Verzweiflung schlagen.
    Der Weg wurde also wohl oder übel fortgesetzt, und die Pferde mußten mit Peitsche und Sporen getrieben werden, gingen aber nur im Schritt; sie konnten nicht anders.
    Thalcave wäre gern vorausgeritten, denn Thaouka hätte ihn in wenigen Stunden an das Ufer des Bergflusses bringen können. Er dachte sicher daran; aber gewiß wollte er auch seine zwei Begleiter nicht allein mitten in der Wüste verlassen, und so zwang er, um ihnen nicht vorauszukommen, Thaouka, ihre Schritte zu mäßigen.
    Ohne Widerstand, ohne sich aufzubäumen und heftig zu wiehern, ließ sich aber Thaouka nicht bewegen, Schritt zu halten; dennoch bedurfte es dazu weniger der Körperkraft ihres Herrn, als vielmehr seiner Worte. Thalcave sprach eigentlich mit seinem Pferde, und wenn dieses auch nicht antwortete, so verstand es ihn doch gewiß. Der Patagonier mußte ihm durchschlagende Gründe beigebracht haben, denn nachdem es einige Zeit Einwendungen gemacht, fügte es sich seinen Gründen und gehorchte, aber nicht ohne die Zügel zu beißen.
    Wenn aber Thaouka Thalcave verstand, so verstand Thalcave nicht minder Thaouka. Das mit sehr scharfen Sinnen ausgestattete Thier spürte einige Feuchtigkeit in der Luft. Es zog ganz rasend den Athem ein und schnalzte mit der Zunge, als wenn sie in eine erquickende Flüssigkeit getaucht wäre. Der Patagonier konnte das nicht mißverstehen: Wasser war nicht mehr fern.
    Er trieb also seine Gefährten an, indem er ihnen Thaouka’s Ungeduld zu erklären suchte, welche die beiden anderen Pferde auch bald verstanden. Mit äußerster Anstrengung galopirten sie dicht hinter dem Indianer her.
    Gegen drei Uhr zeigte sich ein heller Streifen in einem Erdeinschnitte. Er glitzerte in den Strahlen der Sonne.
    »Wasser! sagte Glenarvan.
    – Wasser! Ja, das ist Wasser!« rief Robert.
    Jetzt brauchten sie die Pferde nicht mehr zu treiben; die armen Thiere, deren Kräfte neubelebt schienen, jagten mit unzähmbarer Gewalt vorwärts.
     

    In wenigen Minuten hatten sie den Rio Guamini erreicht, und ganz gesattelt, wie sie waren, stürzten sie bis an die Brust in seine wohlthuenden Wellen.
    Natürlich nahmen auch die Reiter mit ihnen ein unfreiwilliges Bad, über das sie sich aber nicht beklagten.
    »Ah, wie ist das schön! jubelte Robert, der seinen Durst mitten im Fluß löschte.
    – Mäßige Dich, mein Sohn«, sagte Glenarvan, der aber selbst nicht mit gutem Beispiele voranging.
    Thalcave für seine Person trank langsam, ohne sich zu übernehmen, in kleinen Schlucken, aber »lang’, wie ein Lasso«, wie die Patagonier sagen.
    »Endlich, sagte Glenarvan, werden unsere Freunde doch in ihrer Hoffnung nicht getäuscht werden; sie sind sicher, wenn sie am Guamini anlangen, ein klares und reichliches Wasser zu finden, wenn Thalcave Etwas davon übrig läßt.
     

    – Sollten wir ihnen nicht entgegengehen? meinte Robert; wir würden ihnen einige Stunden Ungewißheit und Leiden ersparen.
    – Gewiß, mein Kind, aber wie sollten wir das Wasser fortbringen? Die Schläuche sind in Wilson’s Händen geblieben. Nein, es ist besser, zu warten, wie verabredet war. Berechnet man die nothwendige Zeit und nimmt auch darauf Rücksicht, daß ihre Pferde nur im Schritt gehen können, so werden unsere Freunde in der Nacht hier sein. Wir wollen ihnen ein gutes Lager und eine gute Mahlzeit besorgen.«
    Thalcave hatte Glenarvan’s Ansicht gar nicht abgewartet und sich schon

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