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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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gewollt, dass der Mensch fliegt, hätte er ihm Flügel gegeben… Viel schlimmer war aber Pierres Begeisterung für die Lehren von Kopernikus. Er war besessen von der Idee, zu beweisen, dass die Erde ein Stern im Universum ist, der sich um die Sonne dreht.» Sie seufzte tief.
    «Kopernikus?» Fabiou sah sie erstaunt an. «Bruder Antonius hat mir von ihm erzählt, aber er hat gesagt, seine Theorien seien völlig aus der Luft gegriffen – ich meine, man sieht doch einfach, dass sich die Sonne um die Erde dreht! Außerdem meinte Antonius, dass diese Ideen der christlichen Lehre widersprechen und als Häresie gelten. War es dann nicht gefährlich für Onkel Pierre, solche Thesen zu vertreten? Man hätte ihn ja als Ketzer anklagen können.»
    Oma Felicitas starrte an ihm vorbei. «Ja», sagte sie. «Das war allerdings gefährlich.»
    267

    Kapitel 6
    in dem Cristino einen verwunschenen Garten betritt La Cour, les Chambres assemblées, vues les lettres patentes du roi sur ce envoyées, avec les charges et informations et procédures cidevant faites, ordonne que les commissaires, déja deputés pour exécuter l’arrêt donné contre lesdits de Merindol, se transporteront sur les lieux requis et nécessaires pour proceder à l’entière exécution dudit arrêt et à la totale extirpation de tous ceux qui seront trouvés tenir sectes heretiques. Der Gerichtshof, die versammelten Kammern, ordnen an, angesichts des dazu gesandten Ermächtigungsschreibens des Königs, in Hinblick auf die vorangegangenen Anklagen und Beweislage und Verhandlungen, dass die bereits mit der Ausführung des gegen die Genannten von Mérindol ergangenen Urteils betrauten Kommissare sich zu den erforderlichen und notwendigen Orten begeben, um die vollständige Vollstreckung des genannten Urteils und die totale Vernichtung all jener in die Tat umzusetzen, die sich den ketzerischen Sekten zugehörig erweisen.
    Aus dem Beschluss des Parlaments von Aix vom 12. April 1545
    269
    Die jungen Männer mochten wagemutige Reiter und begnadete Jäger sein, an das Ausreiten mit jungen Damen waren sie nicht gewöhnt, das merkte man ihnen an. Sie jagten ihre Pferde in einer Geschwindigkeit über Wegfurchen, Geröll und Baumwurzeln, dass den Mädchen schon vom Zusehen schlecht wurde. Die Einzige, die ohne allzu große Anstrengung mithalten konnte, war Claudia – es sind eben doch Bauern, die Buous, zitierte Cristino im Geist ihre Mutter. Die anderen, Cristino und Catarino ebenso wie Alessia und Regina d’Ardoche, kämpften schweißüberströmt darum, nicht den Anschluss zu verlieren. Links und rechts jagte das dichte Blattwerk der Keyrié vorbei, noch war der Wald grün, hatte die Sonne die Bäume und Sträucher noch nicht ausgedörrt, dass sie knisterten wie Papier und brannten wie Zunder. Die Jungen waren im Geschwindigkeitsrausch; weder Cristinos und Reginas Gejammer noch die kokettierenden Bemerkungen von Alessia und Catarino waren in der Lage, sie zu bremsen.
    Es war nur ein erschrocken aufflatternder Vogel, doch er brachte Cristinos Pferd zum Scheuen, so dass sie sich nach vorne werfen und an die Mähne klammern musste, um nicht auf dem von Unkraut bedeckten Waldboden zu landen, und als sie das aufgeregt tänzelnde Tier endlich wieder im Griff hatte, waren die anderen bereits außer Sicht, und der Hufschlag und ihre aufgeregten Rufe drangen durch dichtes Grün.
    Wartet, wollte Cristino schreien, aber sie tat es natürlich nicht. Eine Dame brüllt nicht in der Gegend herum, pflegte Mutter zu sagen, und was sollte auch Alexandre von ihr denken! Mit zusammengepressten Lippen, beide Zügel fest in ihren bestickten weißen Handschuhen, trieb sie ihr Pferd an, in die Richtung, in der die Stimmen der anderen allmählich verklangen. Himmel, was war das auch für ein Weg! Eigentlich gar kein Weg, ein Trampelpfad, wenn es hoch kam, wieso mussten die Männer auch hier entlang reiten, statt auf der Straße zu bleiben? Jetzt eine Gabelung – nein, keine Gabelung, nur ein Wildwechsel, der den Pfad kreuzt. Und die ganze Zeit brennt die Sonne herab, nicht mal die Vögel singen mehr, so heiß ist es. Heiß, stickig und still.
    Still.
    270
    Cristino schluckte. Weit, weit in der Ferne meinte sie für einen Moment noch einen Ruf zu hören, dann war er verklungen, und nichts blieb zurück als das Rascheln von Gestrüpp und das Knacken von Holz und die grüne, finstere Stille des Waldes, der sie umgab.
    «Alexandre?» Oh, vergiss die courtoisie ! «Catarino?» War es am Ende doch

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