Die Kinder des Ketzers
ist mein Name Bèufort.»
«Oh, pardon , hab’ ich ja völlig vergessen, du bist ja ein echter Baroun…» Mergoult ließ eine spöttische Lache hören.
«Nur kein Neid – vielleicht dankt dein Bruder ja doch noch ab und geht ins Kloster», entgegnete Fabiou trocken. Das war offensichtlich Jean de Mergoults wunder Punkt. Unter den Pickeln wurde sein Gesicht scharlachrot, und er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. «Ich schlag dir die Fresse ein, du blöder…»
«Jean, du solltest dich von deinem Freund verabschieden, wir müssen weiter.» Der Donner über den Bergen. Jean Mayniers eisige Augen hatten sich in Mergoults Rücken gebohrt, und jener zögerte noch einen Moment, die Hand schlagbereit zur Faust geballt, dann wendete er mit einer herrischen Geste sein Pferd. «Wir sehen uns noch, mon ami !», zischte er.
Der Baroun von Oppède nickte grüßend. «Nun, gehabt Euch wohl, Senhers! Eine gute Reise wünsche ich!»
«Ich hoffe sehr, dass es eine gute Reise werden wird!» plapperte die Dame Castelblanc. «Man hört so viel von Raubgesindel und Wegelagerern in letzter Zeit…»
Ein spöttisches Lächeln erschien auf dem Gesicht des Barouns.
«Seid unbesorgt, meine Dame», sagte er. «Auf meinem Land gibt es Raubgesindel nur an einem Ort – am Galgen.» Damit wendete er sein Pferd und galoppierte nach rechts ins Unterholz, und die beiden Mergoults folgten.
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Die Pferde zogen wieder an, und die Gesellschaft setzte ihren Weg fort. «Ich will nicht, dass du dich so an Oppède anbiederst!», schimpfte der Cavalié de Castelblanc.
«Er ist ein Edelmann», erklärte seine Gattin konsterniert. «Er ist reich, er ist mächtig, und wie es aussieht, könnte es wohl sein, dass der junge Mergoult einen Großteil seiner Ländereien erbt. Meine Töchter haben schließlich etwas Besseres verdient als irgend so einen armseligen Cavalié, der sich als Raubritter durchschlagen muss, damit er nicht verhungert. Und überhaupt, der Baroun von Oppède ist ein vollendeter Kavalier, ein guter Katholik und nun mal alles in allem ein wichtiger Mann, den zu kennen von entscheidender Bedeutung ist.»
«Ja, das ist die eine Seite. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass der Januskopf zwei Gesichter hat», sagte der Cavalié ärgerlich,
«wenn die Hartherzigkeit einen Namen hätte, dann wäre er Jean Maynier!»
Man konnte gegen Frederi sagen, was man wollte, aber dies war ein Satz von geradezu lyrischer Tiefe, und Fabiou zückte eilig sein Büchlein, um ihn zu notieren, auf Französisch übertragen natürlich. La dureté, si elle avait un nom, ce serait Jean Maynier.
«Ich habe Cristou nicht auf dem Totenbett versprochen, mich seiner Kinder anzunehmen, um seine Töchter jetzt ausgerechnet mit Jean Mayniers Bastard zu verheiraten!», sagte der Cavalié mit aller Entschiedenheit und trieb sein Pferd an.
Die Dame wedelte sich mit ihrem schwarzen Fächer mit dem Pfauenfedermuster Luft zu. «Wir sollten das Thema wechseln», meinte sie.
***
Die Graue Muhme, die sich der ungetauft gestorbenen Kinder annimmt, hatte den schwarzen Flor gewoben, den Schleier der Nacht und des Todes, und durch ihn gesehen war die Welt eine düstere Einöde geworden, verloren wie ein nebelumflossenes Grabmal an einem tristen Novembertag, stumm wie ein Schlachtfeld am Morgen nach einer Niederlage, über dem als einzige lebende Wesen die Krähen als schwarze Todesboten kreisen.
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An diesem 12. April des Jahres 1558, im Alter von gerade einmal sechzehn Jahren und drei Tagen, musste Cristino Maria Eloisa, zweite Tochter des Baroun Cristou de Bèufort, erkennen, dass ihr Leben zu Ende war, bevor es überhaupt begonnen hatte. Es war ungerecht, so ungerecht. Sie hätte heulen können, so ungerecht war das alles. All die Träume, die sie gehabt hatte, von der Liebe, wie man sie in Geschichten und Liedern und Gedichten fand, waren gescheitert, das Glück, das so zum Greifen nahe gewesen war, vernichtet, zertrampelt, zerstört, ausgelöscht von einem Pferdegesicht namens Anne, das nichts konnte und nichts taugte und nichts hatte außer einem Vater ohne männliche Nachkommen und einer astronomischen Mitgift. Und statt dass sie kämpfte um ihre Liebe, statt dass sie Arman de Mauvent zu Füßen fiel und ihm ihre Liebe gestand und ihm mit dem glühenden Blick aus ihren blauen Augen das Herz raubte, so dass er nur noch «Cristino, Cristino, vergib mir!» stammeln konnte und Anne das Pferd von seinen Hunden aus dem Haus hetzen ließ, stattdessen
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