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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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den Mädchen passiert?», fragte Trévigny neugierig. Wieder seufzte Degrelho. «Sie sind ermordet worden, ein gutes halbes Jahr nach dem Tod meines Bruders», sagte er leise. «Von einer Wahnsinnigen, die ich in meiner Naivität als Kinderfrau eingestellt hatte. – Wir brauchten eine Hilfe», meinte er entschuldigend, «Victor war noch klein, die Arbeit war von einem Kindermädchen allein nicht zu bewältigen. Man hatte sie mir empfohlen… Ich erfuhr erst später, dass sie sich bereits schon einmal in eine Familie eingeschlichen und deren Kinder ermordet hatte und für dieses Verbrechen bereits zum Tode verurteilt worden war. Weiß der Himmel, wie sie ihrer gerechten Strafe hatte entkommen können.»
    Verblüfft starrte Fabiou Catarino an, und diese starrte Trévigny an, und alle drei dachten sie dasselbe.
    «Wir sind auf eine Festlichkeit gefahren, meine Frau und ich», fuhr der Baroun d’Astain in seinem Bericht fort. «Wir nahmen Victor mit, da er damals sehr ängstlich war und nicht einen Moment ohne seine Mutter sein wollte – zum Glück, sonst wäre wohl auch er nicht mehr am Leben. Die meisten Diener begleiteten uns. Die Mädchen blieben in der Obhut der Kinderfrau zu Hause.» Er 476
    blinzelte, und als er weitersprach, klang seine Stimme heiser: «Als wir spät in der Nacht heimkehrten, fanden wir Alice, das mittlere der drei Mädchen, auf dem Korridor liegen, erwürgt, ihre Leiche furchtbar verstümmelt. Nur wenige Schritte von ihr entfernt lag die Kinderfrau. Nachdem sie die Mädchen ermordet hatte, hatte sie sich selbst einen Dolch ins Herz gestoßen.»
    «Rouberts Geschichte», sagte Fabiou ungläubig.
    «Wie?», fragte der Baroun d’Astain irritiert.
    «Roubert de Buous hat uns davon erzählt. Aber er hat so getan, als ob es nur ein Gruselmärchen sei», erklärte Fabiou.
    «Das stimmt doch gar nicht!», flüsterte Catarino ihm zu, aber tunlichst so leise, dass Frederi es nicht hörte. «Er hat doch gesagt, dass es eine wahre Geschichte ist.»
    «Es klang aber so, als ob es nur ein Gruselmärchen sei», knurrte Fabiou unwillig.
    Trévigny winkte ungeduldig ab. «Die Mädchen?», fragte er. «Das heißt, sie waren alle drei tot?».
    «Zunächst fanden wir wie gesagt nur Alice und dachten, die anderen hätten sich vielleicht versteckt», antwortete der Baroun d’Astain. «Wir suchten sie tagelang. Nach fast einer Woche fanden wir ihre Leichen dann in einer kleinen Höhle im Wald hinter dem Haus, verstümmelt wie Alices Leiche. Die Verrückte hatte sie dort regelrecht aufgebahrt. Ich konnte es mir nur so erklären, dass sie die Mädchen im Haus getötet und sie dann einzeln dort hinausgetragen hat. Als sie zurückkehrte, um Alice zu holen, hat irgendetwas sie dazu bewogen, Selbstmord zu begehen. Vielleicht hörte sie uns zurückkommen. Vielleicht wurde ihr plötzlich die Ungeheuerlichkeit ihrer Tat bewusst. Vielleicht… ich weiß nicht. Ich denke, sie war einfach wahnsinnig.» Er rieb sich die Stirn mit dem Handrücken. «Es war so furchtbar und so sinnlos! Die armen, kleinen, unschuldigen Geschöpfe! Das Opfer einer Wahnsinnigen, die wahrscheinlich nicht mal wusste, was sie da tat! Meine Frau», er holte tief Luft, «meine Frau ist nie darüber hinweggekommen. Seitdem ist sie so, wie sie heute ist.»
    Ziemliche Stille folgte diesem Bericht. Nur Cristino wimmerte leise. «Das also hat sie damit gemeint», flüsterte sie.
    «Wer?», fragte Victor erstaunt.
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    «Die Frau. Die alte Frau in dem verwunschenen Garten! Sie hat mir erzählt, dass Agnes durch Mörderhand gestorben sei. Und sie hat auch gesagt, dass eine Verbindung zwischen Agnes und mir besteht, über das Medaillon! Agnes hat das Medaillon getragen, als sie starb, und deshalb ist ihr Geist dort hineingefahren.»
    Zweifelnde Blicke trafen Cristino. Stimmen von den Wänden, ein Geist in einem Medaillon und jetzt auch noch ein verwunschener Garten mit einer weissagenden alten Frau – so ganz normal schien die junge Dame nun wirklich nicht zu sein! «Was für ein Garten?», fragte Degrelho.
    «Irgendwo in der Keyrié», flüsterte Cristino. «Er war von einer Mauer umgeben, auf der ein Wappen mit einem Vogel darauf angebracht war. Und in dem Garten war ein See mit einer Marmorstatue, und eine Schaukel, und dieses Haus, mit blauen Fensterläden, und einem Balkon mit einem Baldachin, und mit Fahnen auf dem Dach, weiße Fahnen mit schwarzen Vögeln darauf, und mit einer Freitreppe, wo Greifvögel aus Stein auf dem Geländer saßen, und rechts

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