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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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vorhabt», murmelte er.
    «Das würde ich dir auch nicht raten, Philo», sagte der Jansoun kalt. «Schließlich gibt es eine Menge Zeugen, die dich an jenem 14. April in Onkel Jeans Hôtel gesehen haben und wissen, dass du dabei warst. Wenn es uns erwischt, bist du genauso dran, vergiss das nicht, Philo. Also, ich gehe heute abend zu ihm und rede mit ihm. Und dann sehen wir weiter. Kommt jetzt, ich will endlich ins Trockene!»
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    Die Runde löste sich auf. Fabiou überlegte, worum es in diesem Gespräch eigentlich gegangen war. Vermutlich um nichts Wichtiges; es hatte zumindest verdächtig nach lokalpolitischen Intrigen geklungen. Aber zumindest eines hatte er daraus erfahren: Auch Trévigny konnte sich irren. Denn ganz so treue Anhänger des Carcès schienen Onkel Philomenus’ Freunde nun wirklich nicht zu sein. Von wegen Reservecarcisten.
    Cristino kam nicht zu Alessias Beerdigung. Sie blieb vergraben in ihrem Zimmer, mit Loís als Einzigem an ihrer Seite. Ais’ Männerwelt nahm regen Anteil an ihrem Schicksal. Der Erste, der im Hause der Aubans erschien, war Arnac de Couvencour. Er hämmerte eines schönen Abends mit der Dringlichkeit der Inquisition an die Haustür, und als Frederi öffnete, schleuderte er ihm unter Auslassung sämtlicher Höflichkeitsformeln entgegen:
    «Ich muss Cristino sprechen. Sofort!»
    Frederi knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
    Der Nächste war Bruder Antonius. Er hatte sich offensichtlich in der Abgeschiedenheit seiner Mönchszelle seine Gedanken gemacht und war zu dem Schluss gekommen, dass Cristino nach den schrecklichen Ereignissen jenes Tanzabends bei den Mergoults dringend den Beistand eines verständnisvollen Beichtvaters brauchte. Er stellte es etwas diplomatischer an als Arnac, bat Frederi um ein Gespräch unter vier Augen, wo er ihn eindringlich darauf hinwies, was für verheerende Folgen ein Erlebnis wie dieses auf das Gemüt eines unschuldigen jungen Mädchens haben konnte und wie dringlich es war, dass er sich ihres Seelenzustandes annahm. Frederi konnte nicht anders, als ihm Recht geben. Bruder Antonius wurde zu Cristino gelassen.
    Sie empfing ihn mit einer schrillen Heiterkeit, die ihn mehr erschreckte, als wenn sie in Tränen aufgelöst gewesen wäre. Cristino hüpfte in ihrem weißen Nachthemd durch den Raum, las ihm irgendwelche Passagen aus ihren medizinischen Büchern vor und erzählte ihm das eine um das andere Mal, wie sehr sie sich freue, ihn zu sehen.
    Loís nützte die Gelegenheit für einen Abstecher in die Küche. Als er aus dem Raum war, nahm Bruder Antonius an Cristinos Seite Platz und fragte: «Cristino, was ist los mit dir?» Natürlich 632
    ist es ein schreckliches Erlebnis, von einem Mörder angegriffen zu werden und eine Altersgenossin ermordet zu finden, dennoch hatte er das Gefühl, dass das alleine nicht ausgereicht hätte, Cristino in einen solchen Zustand zu versetzen.
    «Nichts ist los, nichts!» Cristino lachte ihr überdrehtes Lachen.
    «Es geht mir gut.»
    «Cristino, hör auf damit! Es geht dir überhaupt nicht gut! Du hast Todesangst!»
    Cristinos Lachen riss ab. Ihr Gesicht nahm die Farbe gelöschten Kalks an. «Ich werde sterben», sagte sie mit bebender Stimme. «Das ist meine Bestimmung.»
    «Das ist doch Unsinn!»
    «Nein, ist es nicht! Die Wahrsagerin hat es in den Karten gelesen!»
    «Wahrsagerei!» Bruder Antonius verdrehte die Augen.
    «Deshalb ist Agnes zu mir gekommen», erklärte Cristino. Ihre Lippen zuckte. In ihren Augen standen Tränen. «Sie hat es gewusst. Ich werde sterben wie sie.»
    «Cristino», er fasste sie an den Händen, «du hast etwas Furchtbares durchgemacht. Aber man kann damit leben, glaube mir. Ich werde dir dabei helfen. Gott wird dir dabei helfen. Du bist nie alleine, Cristino, nie, Gott ist immer bei dir. Er war da, als dieser Mann in jenem Gang dich überfallen hat, und er war auch bei Alessia, als sie starb. Du musst immer daran denken, dass er da ist, Cristino. Du brauchst keine Angst zu haben!»
    «Du hast gut reden!», schrie Cristino. «Du weißt doch gar nicht, was Angst ist!»
    Bruder Antonius biss sich auf die Lippen. Er sagte nichts. Der nächste Besucher war Alexandre de Mergoult, und hätte Frederi die Tür geöffnet, wäre er wahrscheinlich ebenso hochkantig ‘rausgeflogen wie zuvor Arnac de Couvencour. Doch wer zur Tür kam, als der Pförtner rief, war Onkel Philomenus, und dieser war sehr angetan davon, dass der natürliche Sohn des Parlamentspräsidenten seiner Nichte den Hof machte,

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