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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Mergoult.»
    «Ja, aber wer sollte das…» Fabiou brach ab. «Frederi?»
    Sébastien hob unbehaglich die Schultern.
    Fabiou schüttelte erneut verständnislos den Kopf. Dann griff er in seine Brusttasche und förderte einen Zettel zum Vorschein.
    «Schau mal. Das habe ich in der Bibliothek gefunden. An der Stelle, wo ich damals Ingelfinger begegnet bin.»
    Sébastien studierte nachdenklich den Zettel. «Scheint einige Jährchen alt zu sein, so wie die Schrift verblasst ist. Was genau heißt das?»
    Fabiou übersetzte ihm den Text, woraufhin Sébastiens Blick noch ernster wurde. «Wo hast du das gefunden?», fragte er.
    «In Erasmus’ DE LIBERO ARBITRIO», antwortete Fabiou. « C
    und S. Das könnte Carfadrael und Schionatulander heißen.»
    «Ja, oder Charles und Stéphane.»
    «In Anbetracht der Namen, die sonst erwähnt werden, halte ich Carfadrael und Schionatulander für wahrscheinlicher. Trostett. Und Corbeille.»
    «Corbeille? Der Name sagt mir nichts.»
    «So hieß ein französischer Kaufmann auf dem Fest der Mancoun.»
    «Nun», Sébastien räusperte sich, «wenn man das so liest und wenn man daran denkt, dass sich alle Kaufleute, die bisher mit die662
    ser Sache zu tun hatten, als Spione entpuppt haben, würde es mich nicht wundern, wenn dieser Corbeille auch ein Spion wäre. Vielleicht ein Spion des Königs, zur Abwechslung.»
    «Eben.»
    «Ein confidentiel », murmelte Sébastien.
    «Was?»
    «Ein confidentiel . Das war ein stehender Begriff bei Hof. Wenn zwei heimlich eine affaire miteinander hatten, dann pflegten sie geheime Orte zu vereinbaren, über die sie sich Briefe zukommen ließen. Eine Vase zum Beispiel, oder ein Blumentopf, oder eine alte Ritterrüstung. Man steckt einen Brief hinein, und der andere holt ihn ab und hinterlegt die Antwort am gleichen geheimen Ort. Dieser Erasmus-Wälzer war offensichtlich auch so ein confidentiel .»
    Er starrte auf das vergilbte Blatt Papier. «Verstehst du, worum es da geht?»
    «Darum, dass irgendetwas verhindert werden soll», sagte Fabiou stirnrunzelnd. «Irgendetwas, bei dem der König persönlich eine Rolle gespielt hat. Aber was?» Er holte tief Luft. «Erinnerst du dich an den Brief von Trostett? ‹Sie hätten es aufhalten können, und wenn nicht, hätten sie sich selbst retten können›», zitierte er. «Sie, das muss die Bruderschaft sein. Aber was in aller Welt war es, das sie aufhalten wollten?»
    «Und was meinen sie wohl mit dieser letzten Lösung?», fragte Sébastien ratlos.
    Fabiou hob die Schultern. Dann hielt er inne. «Moment mal!», sagte er aufgeregt.
    «Was?»
    «Ein confidentiel hast du gesagt, ja?»
    «Hm ja.»
    «Aber diese Nachricht ist nicht abgeholt worden.»
    «Nun, sie war ja auch für mehrere Personen bestimmt. Man musste sie eine Weile liegen lassen, bis man sicher war, dass alle sie gelesen hatten.»
    «Eine Weile, ja. Aber doch nicht Jahre!», rief Fabiou. Sébastien kratzte sich am Kopf. «Stimmt. An sich wäre zu erwarten, dass sie sie spätestens dann aus dem Buch nehmen, wenn sie die nächste Nachricht dort einlegen.»
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    Fabiou starrte ihn an. «Weißt du, was… das bedeutet?», fragte er heiser.
    «Oje», sagte Sébastien. «Denkst du etwa, was ich denke?»
    «Genau. Sie haben nie wieder eine Nachricht in das Buch gelegt.»
    «Verdammte Scheiße», stöhnte Sébastien, «soll das heißen, wir halten hier das letzte Lebenszeichen der Bruderschaft in unseren Händen?»
    «Und Ingelfinger hat es gesucht. Er hat den confidentiel gekannt und hat geahnt, dass die letzte Nachricht dort zurückgeblieben ist. Und hat gehofft, daraus etwas Aufschlussreiches zu erfahren.»
    «Aber was?», fragte Sébastien. «Was kann man daraus erfahren?»
    «Ich weiß es nicht!», rief Fabiou. «Arnac! Arnac weiß etwas!
    Warum, verdammt noch mal, will er es mir nicht sagen?»
    «Na ja, ich denke, er möchte dich nicht in Gefahr bringen.»
    «Ich kann das nicht mehr hören! – Sébastien! Du kennst Arnac doch besser als ich! Kannst du ihn nicht mal fragen? Vielleicht erzählt er es dir!»
    «Arnac? Bestimmt nicht!», meinte Sébastien.
    «Aber er ist doch dein Freund, oder?»
    Ein seltsames Funkeln in Sébastiens Augen. «Hast du nicht auch das Gefühl, dass Arnac de Couvencour ein Geheimnis umgibt?», fragte er.
    «Ein Geheimnis?»
    «Ja!» Sébastien strahlte. «Die Art, wie er immer plötzlich auftaucht und wieder verschwindet. Die seltsamen Aktivitäten seines Vaters. Und dass er immer schlagartig da ist, wenn Cristino in Gefahr

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