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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Betschwester», kommentierte er Frederis Verhalten verächtlich. «Das schlechte Gewissen», grummelte Catarino, «das ist der Beweis, er hat meinen Vater verraten!» Theodosius jedenfalls war begeistert; er tanzte den lieben langen Tag auf dem Gang herum und sang, Frederi ist eine Betschwester, Frederi ist eine Betschwester, bis Frederi Jùli die Ehre seines Vaters so in Gefahr sah, dass er seinen Vetter vor der Speisekammer stellte und ihm ungeachtet der Tatsache, dass Theodosius einen Kopf größer als er war, ein blaues Auge schlug. Theodosius floh heulend zu seiner Mama, die daraufhin wutschnaubend zu Frederi gestürmt kam und verlangte, dass Frederi Jùli für seine Untat eine Tracht Prügel bekäme. Doch Frederi betrachtete sie nur aus abwesenden Augen, und Frederi Jùli kam ungeschoren davon. Sébastien de Trévigny kam eines schönen Morgens zum Haus der Aubans und wollte Fabiou sprechen. Fabiou ließ sich verleugnen. Wer die Situation hemmungslos ausnützte, war Alexandre de Mergoult. Da Frederi kaum da war und, wenn er da war, nicht an die Tür ging, konnte er Cristino fast tägliche Besuche abstatten und entführte sie auch das eine oder andere Mal in die Stadt. Die missbilligenden Blicke von Fabiou, Loís und Bruder Antonius ignorierte Cristino geflissentlich. Catarino schloss sich ihnen gewöhnlich an, als Anstandsdame, wie ihre Mutter es wünschte und sie selbst auch behauptete, aber in erster Linie, um aus dem Haus zu kommen und vor allem auch um ihren Stiefvater zu ärgern. Wer ebenfalls stets dabei war, war Loís. Er lief in respektvollem Abstand hinter ihnen und hielt mit dem Mut der Verzweiflung Mergoults spöttischem Lächeln stand. Bleib doch zu Hause, meinte Cristino, etwas peinlich berührt. Ich lasse Euch nicht allein, sagte Loís verbissen. Nicht jetzt. Nicht in dieser Stadt.
    Einmal auf diesen Spaziergängen kam die Sprache auf die Hexe. Mergoult lenkte das Thema darauf. «Habt Ihr’s schon gehört, von dem alten Zigeunerweib, das sie letztens verhaftet haben? Ihr habt sie sicher auch schon gesehen, sie ist immer an der Plaço dis Erbo gesessen und hat den Leuten irgendeinen Quatsch erzählt, dass sie die Zukunft voraussehen kann. Scheint, dass sie in der Tat eine Hexe ist. Damit dürfte ja klar sein, woher ihre Wahrsagekunst stammt.»
    725
    Cristino und Catarino wurden knallrot. Loís starrte auf das Straßenpflaster.
    «Was… was wird jetzt aus ihr werden?», fragte Cristino ängstlich. Sie sah wieder das alte Weiblein vor sich und das Blut, das aus ihrer Nase tropfte.
    «Oh, na ja, jetzt wird ihr natürlich erst mal der Prozess gemacht», erklärte Mergoult.
    «Und dann?», fragte Cristino.
    «Na ja, kommt darauf an», sagte Alexandre, der jetzt in seinem Element als Jurist war, «wenn sie reuig ist, wird man sie aufhängen, wenn sie jedoch am Teufel festhält, wird sie verbrannt.»
    «Kann es denn nicht auch sein, dass sich herausstellt, dass sie unschuldig ist?», fragte Cristino hoffnungsvoll. Alexandre sah sie verblüfft an und brach in schallendes Gelächter aus. «Oh, Cristino, Kind, nein, natürlich nicht», sagte er lachend.
    Cristino schwieg. Ihr war klar, dass sie etwas furchtbar Dummes gesagt hatte.
    Fabiou beschäftigte sich derweil weiter mit Hannes’ Tarot.
    «Wenn Loís recht hat und mit dem König der Stäbe wirklich Joan lou Pastre gemeint ist, dann würde das bedeuten, dass die Bruderschaft und die Antonius-Jünger zusammengearbeitet haben, oder etwa nicht?», fragte er einmal Bruder Antonius, der die Bemerkung mit einem hilflosen Achselzucken quittierte.
    «Aber wer sind dann der König der Schwerter und der König der Münzen?», fragte Bruder Antonius verzweifelt.
    Auf diese Frage hin konnte auch Fabiou leider nur mit den Schultern zucken. Fabiou beschäftigte noch ein anderes Problem. Sébastien. Alle hatten ihn angelogen. Auch Sébastien. Seine Enttäuschung war so groß, dass er sich nicht vorstellen konnte, je wieder ein Wort mit ihm zu wechseln. Dennoch, in den vergangenen Tagen war ihm klar geworden, wie sehr er sich bei allem, was er tat, an Sébastiens Hilfe gewöhnt hatte. Auch Victor hatte sich zu Fabious Bedauern seit Tagen nicht mehr sehen lassen, doch er vermisste ihn lange nicht so wie Sébastien. Sébastien war bei allen Nachforschungen sein engster Vertrauter gewesen.
    Vertrauter.
    726
    Wem konnte man eigentlich noch vertrauen?
    Am 20. Juni wurde an der Haustür der Aubans ein Paket abgegeben. Es sei, wie der überbringende Knecht sagte, von der

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