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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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was du fragen willst, aber ich sage dir, ich habe keine Ahnung, ob er irgendetwas mit diesen Morden zu tun hat. Er hat seltsame Dinge zu mir gesagt. Dass die Zeit der Vergeltung gekommen sei. Und dass Carfadrael einen Nachkommen hinterlassen habe, der nun zurückgekehrt sei, um im Auftrag Gottes die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Aber ich… ich habe keine Ahnung, was er damit meint. Glaub mir, Fabiou, bitte!»
    «Carfadrael? Das hat er gesagt?», schrie Fabiou. «Wo ist er, Antonius? Ich muss mit ihm reden!»
    Bruder Antonius schüttelte den Kopf.
    «Aber…»
    «Was man nicht weiß, kann man auch nicht verraten», sagte Antonius stur.
    «Aber ich…»
    «Nein, Fabiou. Vergiss es.»
    Fabiou starrte ihn an. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Mit dem Ärmel wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. «In Ordnung», sagte er. «In Ordnung.» Er wandte sich zum Gehen.
    «Was hast du vor?», fragte Antonius ängstlich.
    Fabiou sah zurück. «Ich reite nach Arle.»
    «Was?» Antonius fuhr hoch. «Bist du verrückt? Auf der freien Straße bist du ein leichtes Opfer für jeden Mörder! Denk an Trostett! Überhaupt… wer weiß, ob an Severinus’ Geschichte etwas dran ist, er ist alt und vergreist, vielleicht bildet er sich das alles nur ein!»
    «Vielleicht», sagte Fabiou bockig. «Vielleicht aber auch nicht.»
    «Dann… dann frag doch lieber deinen Stiefvater! Er war doch auch an dieser Schule, vielleicht weiß er ja…»
    «Mein Stiefvater? Darf man lachen?» Fabiou lachte, ohne Antonius’ Erlaubnis abzuwarten. «Mein Stiefvater hat mir dreizehn Jahre lang Lügenmärchen aufgebunden. Wie kommst du darauf, dass er mir ausgerechnet dieses Mal die Wahrheit erzählen wird?
    – Nein, Antonius, in Arle liegt die Antwort auf alle Fragen, das spüre ich. Und ich werde sie finden. Und wenn mich irgendjemand davon abhalten will, dann muss er mir in Gottes Namen die Kehle durchschneiden!» Und damit ging er aus dem Raum.
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    «Fabiou», sagte eine Stimme, als er durch die Tür trat. Es war Frederi Jùli. Er saß auf dem Boden neben der Tür. Sein Gesicht war von Schatten überlagert.
    «Hast du… gelauscht?», fragte Fabiou entsetzt.
    Frederi Jùli antwortete nicht. Er stützte das Kinn auf die Knie.
    «Ich will mit nach Arle», sagte er.
    «Das geht nicht!» Fabiou schüttelte heftig den Kopf.
    «Ich will aber. Ich will! Sonst sag ich’s!»
    «Dann sag es. Ich nehme dich nicht mit.»
    Frederi Jùli starrte stumm auf den Fußboden. «Fabiou?»
    «Ja?»
    «Ich fand’s nicht lustig, Fabiou, wo sie die Hexe aufgehängt haben. Ich fand’s echt nicht lustig.»
    Fabiou seufzte. Was war das eigentlich für eine beschissene Welt, in der sie lebten?
    ***
    Die Tore öffneten bei Sonnenaufgang, aber Fabiou war bereits eine Stunde vorher wach. Als sich der erste Streifen fahles Grau am Horizont abzeichnete, schlüpfte er aus dem Bett, zog sich an und zerrte das Bündel hervor, das er im Schrank deponiert hatte. Es enthielt ein Brot und eine Feldflasche mit Wasser als Wegzehrung, ein Küchenmesser sowie das gesamte Geld, das Frederi ihm für diesen Monat gegeben hatte. Er hoffte sehr, dass das reichen würde. Der Torschließer schlief in seiner Kammer, als Fabiou an ihm vorbeischlich und vorsichtig die Tür aufdrückte. Sie quietschte etwas, und erschrocken hielt er inne und lauschte, doch im Haus blieb alles ruhig.
    Er schlich in den Stall. Der Falbe schnaubte, als er ihn erkannte. Fabiou sattelte ihn im Dunkeln, um sich ja nicht zu verraten, zäumte ihn auf und führte ihn auf dem Hof hinaus. Er erstarrte. Eine dunkle Gestalt war hinter ihn getreten. Fabiou riss das Küchenmesser aus dem Bündel. «Stehenbleiben!», zischte er.
    747
    «Ich bin’s», sagte Loís und trat ins Licht der aufkeimenden Dämmerung. Er zog eines der Kutschpferde hinter sich her. Es war ebenfalls gesattelt und aufgezäumt.
    «Loís? Was machst du hier?»
    «Ich komme mit.»
    «Was?»
    «Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich Euch alleine nach Arle reiten lasse, nachdem dieser komische Kerl mit der Glatze hier irgendwo herumläuft!»
    «Sag mal, woher weißt du überhaupt…»
    «Scht! Wollt Ihr das ganze Haus wecken? Kommt jetzt!»
    Sie führten gerade die Pferde zum Tor hinaus, als eine schmale Gestalt sich aus den Schatten löste und auf sie zugestürzt kam.
    «Loís!», rief sie.
    «Cristino, was…», begann Loís.
    «Verdammt noch mal! Rennt hier eigentlich die ganze Familie herum, oder was?», ereiferte sich Fabiou.
    Sie hatte Loís’

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