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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Waffe greifen ließ, statt abzuwarten, dass seine Söldner dieses Problem für ihn erledigten, vielleicht war es die Tatsache, dass Louise Degrelho ihrem Vater in diesem Moment so unfassbar ähnlich sah, die plötzlich diese langläufige Arkebuse in seinen Händen erscheinen ließ, und Fabiou schrie, Achtung, passt auf, was eine ebenso unlogische Handlung war, denn Louise hätte auf seinen Ruf nicht reagieren können, selbst wenn der Schlachtlärm ihn nicht übertönt hätte.
    «Fabiou, verdammt noch mal, komm!»
    Er hatte sich die Hände auf die Ohren gepresst und die Augen geschlossen, als der Schuss krachte. Das Erste, was er sah, als er sie vorsichtig wieder öffnete, das linke zuerst, war Louise, schwankend, der der Degen aus der Hand glitt und mit einem schrillen Klirren auf den Marmor schlug. Das Nächste war Archimède Degrelho, der seine Arkebuse fallen ließ und auf den Gang zur Rechten der Halle zustürzte. Und das Dritte war Tante Beatrix.
    Es war ein irreeller Anblick, die Nonne in ihrem schwarzen Habit, die dort einer Heiligenerscheinung gleich im Eingang des Korridors stand und Archimède Degrelho in grenzenloser Ruhe ent978
    gegensah. «Halt», sagte sie, und ihre Stimme war in der gesamten Halle zu hören.
    Und in diesem Moment bemerkte Fabiou, dass sich die Szenerie verändert hatte.
    Keiner der Landsknechte machte Anstalten, sich auf die wehrlose Louise zu stürzen. Sie hatten sich abgewandt, einem neuen Ziel zu. Der Kampflärm hatte sich verändert, war lauter, wilder geworden, eine Schlacht, die die Halle durchtobte. «Victor!», flüsterte Fabiou. Dann lauter. «Victor! Catarino! Wartet! Seht euch das an!»
    An allen Ecken und Enden der Halle wurde nun gekämpft, stürmten Bewaffnete auf die Landsknechte zu, die zuerst gar nicht wussten, wie ihnen geschah, dann zur wütenden Gegenwehr ansetzten und dann einer nach dem anderen die Flucht ergriffen.
    «Seht doch!», kreischte Fabiou den anderen zu, die sich jetzt neben ihn ans Geländer drängten. «Seht doch nur!»
    Die Halle leerte sich. Zwei Landsknechte lagen am Boden, stumpf beleuchtet vom müden Licht eines beginnenden Morgens. Frederi taumelte auf die Füße, die Finger stöhnend in seinen blutenden Oberschenkel gekrallt. Sébastien massierte fluchend seine Schulter. Louise stand noch immer, schwankend von einem Fuß auf den anderen. Sie hustete. Blutiger Schaum drang aus ihrem Mund und ihrer Nase. Couvencour hatte den Degen sinken lassen, als Einziger wirkte er unverletzt. Mit ungläubigem Kopfschütteln starrte er auf die Männer, die auf sie zukamen, sieben Herren im Gewand von Edelleuten, eine größere Zahl an Waffenknechten.
    «Ist alles in Ordnung, Senher Couvencour?», fragte Jaume de Bonieus stirnrunzelnd.
    «Scheint, wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen», meinte der Buous. «He, Junge, siehst nicht gerade gut aus!» Er klopfte Louise auf die Schulter, was einen weiteren Hustenanfall zur Folge hatte.
    «Wo ist das Mädchen?» Jorgi de La Costo betrachtete Frederi unruhig. «Ist sie in Sicherheit?»
    «Woher… wisst Ihr…», stotterte Frederi.
    «Oh, der Mèstre hat uns davon unterrichtet, dass ein Mordanschlag auf Eure Tochter geplant sei», sagte Senher Alence. Er wies 979
    über seine Schulter auf einen Mann, der mit verschränkten Armen das Geschehen beobachtete. Es war Ingelfinger.
    «Wir haben ja auch den Beauftragten des Parlaments verständigt», erklärte Senher Vare. «Aber dieser Schreibtischabenteurer…» Er rümpfte verächtlich die Nase. «Schwafelt irgendetwas von wegen, Baroun Degrelho sei ein unbescholtener Edelmann und das wären ja wohl haltlose Verdächtigungen und so weiter und so fort…»
    Und der junge Bouliers an seiner Seite fügte hinzu: «Wir dachten, wenn wir Euch noch helfen wollen, dann müssen wir das schon selbst tun.»
    «Wo ist jetzt dieser Degrelho?», schimpfte der Buous. «Ich würde dem Mistkerl mit Vergnügen die Fresse polieren! Ein unschuldiges Mädchen ermorden lassen!»
    «Ihr wisst…», begann Couvencour lahm.
    «Wir wissen, dass Degrelho plante, die Barouneto Cristino ermorden zu lassen – wegen einer Erbstreitigkeit, meinte Mèstre Ingelfinger», sagte Estève de Mergoult. Er pausierte. «Das ist noch nicht alles, oder?», fragte er zögernd. Dann fiel auch sein Blick auf Louise. «Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so bald wiedersehen
    – heilige Maria, Junge, Ihr seht wirklich nicht gut aus!»
    «Ist… halb so wild», murmelte Louise. «Es ist ja…

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