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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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alles…
    gutgegangen.»
    Fabiou wäre nicht der Investigator gewesen, der er war, wenn er seinen Schrecken nicht ziemlich schnell überwunden hätte, und während Victor sich in seinem Rücken noch perplex bekreuzigte, war er schon die Treppe hinuntergesprungen und stürzte auf Louise zu. «Senher Couvencour!», rief er. «Hat er Euch nicht getroffen?»
    «G-getroffen… w-wer…»
    «Archimède Degrelho! Er hat eine Arkebuse auf Euch abgefeuert. Das heißt…» Fabiou brach ab, bückte sich und hob Degrelhos Arkebuse auf. «Baroun de Buous, Ihr seid doch ein Mann, der im Kriegsdienst erfahren ist, nicht wahr?», sagte er. Der Buous richtete sich zu seiner vollen Größe auf. «Das will ich meinen!», rief er stolz.
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    «Täusche ich mich, oder ist mit dieser Arkebuse gar nicht geschossen worden?» Fabiou hielt dem Buous die Waffe unter die Nase.
    «Nun, selbstverständlich nicht», erklärte der Buous. «Seht, der Hahn ist noch gespannt.»
    «Aber ich habe einen Schuss gehört», erinnerte sich Fabiou kopfschüttelnd. «Wer hat dann geschossen, wenn es nicht Archimède Degrelho war?»
    «Das… das war ich», sagte eine unsichere Stimme neben ihm. Fabiou sah auf. An seiner Seite stand Loís, triefend vor Nässe, und umklammerte mit schlammverklebten Händen eine rauchende Arkebuse. «Ich… bin gerade zur Tür herein gekommen, als ich sah, wie Baroun Degrelho…» Er brach ab, er zitterte am ganzen Körper. «Ich glaube, ich habe ihn am Arm verletzt, denn er hat die Arkebuse fallen lassen. Und in diesem Moment erschien der Baroun de Buous in der Tür, und da ist er losgerannt…»
    Fabiou starrte ihn an. Ihm wurde auf einmal eiskalt. Ein Bild erschien plötzlich in seinem Kopf, Archimède Degrelho, der sich umwandte und auf den Gang zur Rechten zustürzte. Und die Gestalt, die aus dem Gang trat und ihm den Weg versperrte.
    «Schade, Bursche, dass du nicht besser gezielt hast!», sagte der Buous. «So ein Ende wäre genau das gewesen, was ein Feigling wie dieser Degrelho verdient hat.» Loís schien zusammenzuschrumpfen bei diesen Worten. Er legte die Arkebuse auf den Fußboden und rieb sich hastig die verschmutzten Hände an seiner nassen Hose ab.«Jetztaberlos!»,riefderBuous.«KommtmanüberdiesenGang nach draußen, Victor? Ja? Dachte ich’s mir doch, der Kerl will Fersengeld geben! Sicher ist er schon bei den Ställen. Wir müssen sofort zu den Pferden zurück und ihm hinterher, sonst entkommt uns dieser Hundesohn! – He, Baroun de Bèufort, was machst du für ein belämmertes Gesicht?»
    Fabiou reagierte nicht. «Tante Beatrix», flüsterte er.
    «Was? Wer?»
    Fabiou begann zu laufen. Er schob sich an Baroun de Buous und an Loís vorbei, an Sébastien und Rouland de Couvencour. Hinter 981
    sich hörte er Frederi aufschreien, sah aus dem Augenwinkel, wie dieser ebenfalls losrannte. Dann erreichte er sein Ziel. Beatrix Avingou lag im Eingang des Seitenkorridors, in einer Pfütze aus Blut, die sich um ihren Körper ausgebreitet hatte. Fabiou kniete neben ihr nieder, zuckte zurück, als seine Hände in warmes Blut fassten. Neben ihm ließ sich Frederi auf die Knie fallen. Sie war noch nicht tot, als Frederi sie in seine Arme zog. Ihre Augen wanderten zu Frederis Gesicht und verhielten dort einen Moment, dann gingen sie weiter zu Rouland de Couvencour, und dann zu Fabiou. Antonius lief auf Frederi zu, doch der schüttelte nur den Kopf. Beatrix’ Augen suchten nach Cristino, auf deren Gesicht sie verweilten, bis sie ihren Blick verloren. Alle waren sie nun zusammengelaufen und starrten auf den blutüberströmten Körper der Nonne. «Was ist? Was hat Tante Beatrix denn?», fragte Catarino unsicher.
    Frederi bekreuzigte sich langsam. Dann ließ er Beatrix’ Körper auf den Boden zurückgleiten und schloss ihr die Augen. Der Buous zog seine Mütze vom Kopf. Rouland de Couvencour murmelte ein Ave Maria. Loís hatte sein Gesicht in den Händen verborgen. Catarino begann zu schluchzen. Cristino stand reglos an ihrer Seite. Ihr Gesicht war absolut ausdruckslos.
    «Es liegt mir fern, Eure Trauer zu stören, Senher Couvencour», sagte Ingelfinger, der am Fenster Position bezogen hatte, «aber dort kommt Vascarvié!»
    Frederi stolperte auf die Füße. «Rouland, Arnac, ihr müsst weg!
    Und der Gaukler ebenfalls!», keuchte er. Hannes ließ sich das nicht zweimal sagen; mit einem Satz war er in dem schmalen Korridor verschwunden. Rouland de Couvencour hakte Louise unter und stolperte ihm hinterher.
    Docteur Vascarvié

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