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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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muss, als die beiden ihre Pferde wenden und zwischen den ergrünenden Bäumen ver- schwinden. Die Quadriga. Quattuor veri amici. Es ist das letzte Mal, dass sie einander lebend sehen.
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    «Nach drei Tagen hatte sich die Lage im Luberoun etwas beruhigt, und wir beschlossen, nach Ais zu fahren», fuhr Couvencour mit wackeliger Stimme fort. «Wir kamen dort an, und Antoine Carbrai war tot, und Mouche Piqueu war tot, und Cristou und Pierre saßen im Gefängnis.»
    «Er kam zu mir – Pierre, meine ich», sagte Frederi. Er hatte seine Hände zusammengekrampft, um sie am Zittern zu hindern. «Er beschuldigte mich, die Bruderschaft an Maynier verraten zu haben, und erzählte mir von den Vorgängen im Luberoun. Ich schwor bei allem, was mir heilig war, dass nicht ein Sterbenswort von dem, was ich über den Plan der Bruderschaft gehört hatte, über meine Lippen gedrungen sei. Schließlich glaubte er mir. Er wollte zum Parlament und von den Zuständigen erfahren, mit welcher Begründung Mouche verhaftet worden sei, und ich begleitete ihn. Beim Parlament herrschte bereits ein unbeschreibliches Chaos, die Menschen versuchten regelrecht, die Türen einzurennen; Angehörige von verhafteten Protestanten, Adlige, denen bei der Vernichtung der Waldenser ein Schaden entstanden war, geflohene Katholiken aus dem Luberoun. Pierre tobte vor Wut. Irgendwie kämpfte er uns durch das Gewühl bis ins Vorzimmer des Zweiten Präsidenten. Und auf einmal ging die Tür auf, und bevor wir begriffen, was eigentlich los war, kam der Jansoun herein, begleitet von diesem Kerl mit dem Feuermal, Alest oder wie er heißt, und einem Trupp Piemontais , und sagte, dass Pierre wegen Ketzerei verhaftet sei. Im ersten Moment machte Pierre ein Gesicht, als ob er sich totlachen wollte, aber dann – er sah mich plötzlich ganz seltsam an und meinte nur: sag Schio Bescheid. Schio, versteht ihr? Er sagte Schio, nicht Cristou. Er hat sonst nie vor Außenstehenden diesen Namen verwendet. Und da begriff ich, dass Pierre verloren war, und dass er das wusste, und dass Cristou ebenfalls so gut wie verloren war. Catarino, Fabiou, ihr müsst mir glauben, ich bin gerannt, so schnell ich konnte! Ich erreichte das Haus der Aubans und sagte Cristou Bescheid. Wir beschlossen, sofort zu fliehen, und holten Madaleno und euch Kinder. Es klopfte, als wir auf dem Weg zur Haustür waren. Wir sind einfach nur dagestanden und wussten nicht, was wir machen sollten, und da brachen sie auch schon die Tür auf, 1016
    Alest und seine Piemontais, und schleppten Cristou und Madaleno fort.»
    Catarino sah auf ihre bandagierten Hände. «Und dann?», fragte sie leise.
    «Ich habe alles versucht!», erklärte Frederi verzweifelt. «Wirklich! Ich bin zu Philomenus gerannt, habe ihn angefleht, dass er seine Kontakte zum Parlament nutzen sollte, um Madaleno, Cristou und Pierre zu retten, mein Gott, es waren schließlich seine Familienmitglieder! Doch Philomenus schimpfte nur, dass Pierre und Cristou seine Schwester in Unehre gebracht und den Ruf der Familie beschmutzt hätten, die ganze Zeit sprach er von seiner verfluchten Ehre, und dabei ging es darum, dass sie sterben würden! Schließlich bat eure Großmutter ihren alten Freund Konsul Servan um Hilfe, der versprach, alles zu tun, um Cristou, Madaleno und Pierre zu retten.»
    «Wir kehrten zwei Tage später nach Ais zurück, Hector, seine Familie, ich und kurz nach uns auch Beatrix», fuhr Rouland de Couvencour fort. «Von Frederi erfuhren wir, was geschehen war. Es gab zunächst einen furchtbaren Streit, weil Hector Frederi immer noch für den Verräter hielt, aber mir war klar, Frederi hätte bei all unseren Differenzen nie etwas getan, was Cristou in Gefahr gebracht hätte. Schließlich rauften wir uns mehr oder minder zusammen. Frederi beschwor uns, die Stadt zu verlassen, doch Hector war quasi schon auf dem Weg zum Parlament, um sich zu beschweren. Er erreichte zwar nichts, nicht einmal eine Besuchserlaubnis für Pierre und Cristou, doch zumindest wurde er nicht verhaftet, wie Frederi befürchtet hatte. Im Gegensatz zu Cristou und Pierre gab es bei ihm keinen Vorwand, weswegen man ihn hätte einkerkern können, und Maynier wollte offensichtlich vermeiden, dass sein Name im Zusammenhang mit der Vernichtung der Bruderschaft genannt werden konnte.»
    «Konsul Servan ließ seine Beziehungen zum Parlament und den vier Präsidenten spielen, doch ohne Erfolg», berichtete Frederi weiter. «Zwar hatte Philomenus erreicht, dass seine Schwester

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