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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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Geschichte äußerst rätselhaft. Tauschen die Jeeves-Brüder ihre Seelenchips noch zu Lebzeiten miteinander aus? Das könnte die abrupte Persönlichkeitsveränderung bei diesem Jeeves erklären. Und auch die Ähnlichkeit zwischen
ihnen – sie stehen einander viel näher als meine Schwestern und ich. Plötzlich empfinde ich so etwas wie Gewissensbisse, denn für mich war unser »kleiner Flirt« nur ein harmloser Spaß. Aber vielleicht ist es bei den Jeeves-Brüdern so, dass extreme sexuelle Erregung den Rahmen ihres normalen Betriebsmodus sprengt? »Es tut mir leid«, sage ich. »Es wird nicht wieder vorkommen. Meine Güte. Hm. Was soll ich jetzt tun?«
    Jeeves’ Abbild kämpft um Selbstbeherrschung. »Die nächste Anweisung für dich lautet, sobald wie möglich unser örtliches Büro aufzusuchen.« Er rasselt eine Adresse herunter. »Dort wird mein älterer Teilhaber den neuen Auftrag mit dir durchsprechen. Allerdings solltest du wissen«, er stockt kurz, und die steinerne Maske kehrt von einer Sekunde auf die andere zurück, »dass der ortsansässige Jeeves aufgrund einer Strafversetzung auf Kallisto gelandet ist, denn er steht unter einem bestimmten Verdacht. Inzwischen konnten wir die gefälschten Anweisungen, die Sie erhalten haben, zu seinem Büro zurückverfolgen. Wir halten den Jeeves, der das Büro auf Kallisto leitet, für den Verräter, der für das Leck in unserer Organisation verantwortlich ist. Ihr Auftrag lautet, äh, ihn zu töten.« Perlen öligen biomimetischen Schweißes stehen ihm bei diesen Worten auf der Stirn. Unvermittelt beendet er das Gespräch. »Das ist alles, was ich dir mitteilen soll. Es … es tut mir leid. Leb wohl.«
    »He, warte doch eine …«, rufe ich, doch die Projektion hat sich selbst gelöscht und das, was von seinem liebeskranken Blick noch übrig war, mitgenommen. Nur eine entschuldigend hochgezogene Augenbraue verharrt noch kurz in meinem Blickfeld.
    »Idiot!« Verwirrt, wütend (und gedemütigt, auch wenn ich es mir nicht eingestehen will) tigere ich in der Suite auf und ab und gebe meiner Nervosität nach. Den ortsansässigen Jeeves töten? Weil er ein Maulwurf ist? Strafversetzt, weil er bereits unter Verdacht stand? Was, im Namen unserer Schöpfer, geht hier vor? Mir schießt ein schlimmer Gedanke durch den Kopf: Wie soll ich wissen, ob der wirkliche Verräter nicht der Jeeves vom Marshafen ist? Schließlich liegt mir nichts als dessen unbewiesene Behauptung
vor, der ortsansässige Jeeves sei der Bösewicht. »Schwachkopf!« Ich trete gegen das Bett, so dass die Eisschicht bröckelt. Affären mit angestellten Hilfskräften verstoßen also GEGEN DIE REGELN – aber offenbar ist es völlig in Ordnung, das Innenleben dieser angestellten Hilfskräfte zu vergewaltigen.
    Ich rekapituliere: Jeeves will der Domina und deren Freunden von der Schwarzen Klaue das Handwerk legen, aber er konspiriert auch mit ihr. Oder einer der Jeeves-Brüder tut es. Welcher? Wie soll ich das wissen? Und dieser Kollaborateur benutzt mich dazu, der Domina Nachrichten zu übermitteln, möglicherweise sogar in Form meines eigenen Halses. Es sei denn, der Jeeves, der nicht mit ihr kollaboriert, versucht mir nur einzureden, dass …
    Ich wende mich der nächsten Nachricht in der Warteschlange zu und hoffe dabei, dass sie mein Gehirn davon abhalten wird, sich zu Brei aufzulösen. Leider merke ich zu spät, dass die Nachricht keinen Absender hat und ihr auch keine Projektion beigefügt ist. Es ist nur eine verbale Mitteilung.
    »Schwester.« Ich höre schweres Atmen, als befände sich die Sprecherin in einer oxidierenden Atmosphäre mit Überdruck. »Du hättest deine dreckigen Pfoten von ihm lassen sollen. Er gehört mir !«, sagt eine stahlharte, hasserfüllte Stimme, die ich kenne.
    Ich fahre zurück. Die Domina? Was macht die in meiner Mailbox ? »Was wollen Sie?«, frage ich.
    Heiseres Kichern. »Dich«, erwidert sie. Gleich darauf bricht die Verbindung ab, und die Nachricht löscht sich – genauso wie die von Jeeves. Verdammt! Irgendwann, wenn ich die Domina Nummer eins bin, werde ich ein Dekret erlassen, das die Selbstvernichtung von Mails verbietet. Doch bis dahin kann ich mein Notebook, die leere Mailbox und mein sinnloses sogenanntes Leben nur verfluchen. Da mich auch die Aussicht auf eine chemische Reinigung mittels der Dusche keineswegs begeistert, kommt mir die Idee, dass ich ebenso gut gleich aufbrechen und den ortsansässigen Jeeves besuchen kann. Zumindest kann ich ihm einige Fragen

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