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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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nennen und noch ein gutes Gefühl dabei zu haben? Unsere ganze Ausbildung, unser ganzer Daseinszweck verlangt von uns, Empathie zu empfinden und auf unsere Geliebten einzugehen. Damit kann sich eine Spionin großartig tarnen, und genau darum geht es bei der Ausbildung der Serie zwei. Aber angenommen, du bist eine Sklavenhalterin, beschließt, dir eine unserer Art unter den Nagel zu reißen, sie in eine kaltblütige Mörderin und passable Aristo umzuwandeln – in jemanden, der eine gegnerische Organisation infiltrieren und sie von innen her unterwandern kann: Dann musst du die uns eigene Empathie auslöschen und der Person, die jetzt nichts mehr
empfindet, trotzdem Züge der Anteilnahme lassen. Als nützliche Fassade. Der wahre Zweck der Konditionierung lag bei der Serie drei nicht darin, Rhea die Empathie zu nehmen, sondern sie in eine Superagentin zu verwandeln. Aber es endete damit, dass Rhea zu einer Psychopathin wurde.«
    Ist sie denn nicht … Willst du damit sagen, dass sie noch am Leben ist?
    »Selbstverständlich ist sie noch verdammt lebendig!«, bricht es aus Juliette heraus. »Sie ist am Leben und wird auf Eris sein. Hätte diese Kuh Granita dich nicht versklavt, wärst du jetzt sogar mit dem Ziel dorthin unterwegs, diesem ganzen Schlamassel auf den Grund zu gehen, Rhea zu orten und ihr die Innere Sicherheit der Firma Jeeves und die Pink Goo -Polizei auf den Hals zu hetzen, um sie zur Strecke zu bringen. Worauf zielte diese hässliche kleine Unterredung mit dem Jeeves von der Inneren Sicherheit denn deiner Meinung nach ab? Also wirklich, für diesen Job bist du einfach zu begriffsstutzig! Was glaubst du überhaupt, welches auf lange Sicht geplante Spielchen die Innere Sicherheit der Firma Jeeves treibt und getrieben hat? Ich schwör dir, wenn du so weitermachst, wird es für uns beide tödlich ausgehen.«
    »Aber warum? Ich meine, warum sollten sie ein Interesse daran haben, Rhea umzubringen?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass sie wahnsinnig ist.« Juliette tritt von hinten an mich heran, schlingt die Arme um meine Taille und beginnt mich hin und her zu wiegen, was ich als beruhigend empfinde. »Sie haben ihr jedes Mitgefühl ausgebrannt. Ich selbst kann zwar als Aristo durchgehen, aber es gefällt mir nicht. Du könntest es übrigens auch, wenn du unbedingt wolltest. Aber Rhea ist übers Ziel hinausgeschossen, ihr macht dieses Spielchen auch noch Spaß . Irgendwann waren ihr alle anderen egal, und sie fand Gefallen daran, zu töten und sich Besitz anzueignen. Und jetzt will sie nur noch alles und jeden in Besitz nehmen. Sie wollten eine einflussreiche Agentin schaffen, aber was sie erzeugten, ist ein Monster, der Inbegriff einer Aristo. Sie hat ihre Schöpferin getötet, trat in deren Fußstapfen und vernichtete
auch alle anderen, die über sie Bescheid wussten. Nur konnte sie uns nicht ganz davon abhalten, die Wahrheit herauszufinden. Denn tief da drinnen sind wir ihr immer noch so ähnlich, dass wir unsere Köpfe zusammenstecken und überlegen können, was sie angestellt haben mag. Genau deshalb schickt Jeeves uns immer wieder hinaus, um Rhea zu jagen, und sie bringt uns immer wieder um.«
    Immer noch schwingt Juliette hin und her, doch inzwischen bewege ich mich in völligem Gleichtakt mit ihr. Ich spüre, wie ihre Stimme aus meinem Mund dringt: »Du musst dich entscheiden, wer du sein willst, Freya. Und dann musst du Rhea töten und in ihre Haut schlüpfen. Am besten tötest du auch mich, wenn du mir begegnest, denn auch ich bin schon halbwegs eine Psychopathin der Serie drei.«
    »Aber du bist doch meine Schwester …«
    »Still jetzt«, ermahne ich mich selbst. »Mein Seelenchip steckt schon viel zu lange in dir.«
    An diesem Punkt wache ich auf und schnappe nach Luft, aber nicht, weil ich Beklemmungen habe. Eher ist das Gegenteil der Fall. Irgendetwas in meinem unfolgsamen Körper rebelliert gegen die Anweisungen meiner Gebieterin und reagiert auf die Annäherungsversuche von Ikarus. »Welche seltsamen Spielchen ihr Aristos doch treibt«, bemerkt er beiläufig, während ich merke, wie mein Körper prickelt und pulsiert und mich eine Woge durchströmt, die in einen außergewöhnlich heftigen, wunderbaren Orgasmus mündet, auch wenn ich dabei ein schlechtes Gewissen habe. Offenbar liegt bei mir eine Betriebsstörung vor, denke ich benommen und versinke gleich wieder im Vergessen des Tiefschlafs.

    Ich bin nicht sicher, wie tief ich im Laufe der Zeit in den langsamen Modus eintauche, jedenfalls ist

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