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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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Gegend zu schicken. Vor allem nicht genügend Leute für die Raumregion jenseits des Jupiter. Außerdem bist du da draußen zu bekannt, Daks. Deshalb setzen wir dich lieber auf Merkur ein, wo du immer noch unerkannt herumschnüffeln kannst.«
    Ist schon unheimlich, wie er das wiedergibt, was ich soeben gedacht habe. »In der Zwischenzeit brauchen wir jemanden, der ungehindert die nach draußen führende Spur verfolgen und alles Notwendige tun kann, um die Pläne des Käuferkonsortiums zu durchkreuzen. Eine Überprüfung der zur Verfügung stehenden Agenten und Mitarbeiter sowie der Beförderungsmöglichkeiten hat ergeben, dass die gegenwärtige Planetenkonstellation einen schnellen Aufbruch vom Mars aus nahelegt. Da die meisten unserer Agenten derzeit anderweitig beschäftigt sind, habe ich dabei sofort an Sie gedacht, Juliette. Ein Linienschiff mit nuklear-elektrischem
Antrieb, das seine Passagiere im Kälteschlaf befördert, ist im nächsten Monat startklar. Sie können in nicht einmal drei Jahren im Jupiter-System sein.«
    »Aber … warum ausgerechnet ich?« Dieses Quengeln in meiner Stimme ist mir zwar selbst zuwider, aber Daks und ich sind schon so lange ein Team, dass ich mir kaum vorstellen kann, wieder allein, ohne seine tröstliche Gegenwart, zu arbeiten.
    Jeeves fixiert mich mit ungerührtem Blick. »Weil Sie zur Verfügung stehen und bislang unbelastet sind. Sie erregen keinen Argwohn«, erwidert er kurz angebunden. Gleich darauf lässt er die nächste Bombe hochgehen: »Bitte geben Sie mir Ihren Seelenchip, Juliette. Ich brauche ihn … für einen anderen Einsatz.«
    Scheiße. Ich starre ihn fassungslos an. Das ist wirklich ein starkes Stück. »Muss ich das?«
    »Ja. Sofort. «
    »Aber ich …«
    »Wir brauchen Sie an zwei Orten gleichzeitig.«
    Nach und nach wird mir klar, was das heißt. Zugleich habe ich das unbestimmte Gefühl, dass er mich vielleicht doch nicht durchschaut hat. Möglich, dass er von dieser anderen Sache gar nichts weiß. »Also?«, fragt er.
    Ich greife unter meinen Haaransatz und taste nach dem Chip.

dinosaurier und vergewaltiger
    UNMITTELBAR VOR MIR SEHE ICH dieselbe stummelartige Kreatur, mit der ich bereits Bekanntschaft geschlossen habe. Der Körper ist mit Pelz behaart und der kegelförmige Kopf mit Borsten besetzt. Es ist die Kreatur, die auf Venus in mein Zimmer unterhalb der Spielhöllen eingebrochen ist und meine Sachen durchsucht hat. Dieselbe Kreatur, die zusah, wie ich an die Schienen gefesselt um mein Leben kämpfte, als die Stadt Cinnabar quietschend und knirschend auf mich zurollte, und mich dort liegen ließ. Das Ding hockt geduldig vor meiner Spinne, deren Einstiegsluke weit offen steht, und beobachtet mich mit schräg gelegtem Kopf. Ich bleibe am Ausgang des Museums stehen.
    Ein Teil von mir kennt das Geschöpf aus anderer Zeit und will entzückt aufkreischen, wird von meinen anderen Ichs jedoch überstimmt. »Ausgerechnet du hier!«, fauche ich in Elektrosprache und trete einen Schritt vor.
    »Geh in Deckung!«, brüllt Daks mir zu, während das Ding auf einer Woge von Kaltgas heranrauscht und sich auf Höhe meiner Kniescheiben auf mich stürzen will. Als es mich zu rammen droht, fahre ich instinktiv zusammen und ducke mich – und das rettet mir das Leben.
    Jede Menge seltsamer Dinge erscheinen mir plötzlich glasklar, als das aus einer einzigen Faser bestehende Kabel wie eine Sense in meine Richtung schwingt, über meinem Kopf einschlägt, den Stahl der Museumsfassade trifft und dort eine Delle hinterlässt, die wie ein Blitzeinschlag aussieht. Es ist so, als hätte ich plötzlich eine Vision, in der ich sehe, wie und warum die im Museum
ausgestellten Reptilien mitsamt ihrem Pink Goo seinerzeit ausgestorben sind. (Wo kommt das jetzt her?) Während meine Spinne aufkreischend zusammenbricht und Flüssigkeit aus ihren beschädigten Kniegelenken schießt, wälze ich mich auf die Seite und drehe das Gesicht zur Wand. Alles klingt unheimlich gedämpft (die Atmosphäre ist hier zehn Prozent dünner als die sowieso schon atemberaubend dünne Marsatmosphäre), dennoch dringen einige Geräusche zu mir herüber, etwa der laute Schlag, als Daks vom Museumseingang abprallt und mit allen sechs Füßen auf mir landet.
    Das Déjà-vu-Gefühl ist so intensiv, dass es mir die Kehle zuschnürt. Dennoch zwinge ich mich zum Reden. »He, was geht hier …«
    »Bleib in Deckung!« Daks krabbelt von mir herunter. Wie ich merke, sondiert er das Umfeld und hält nach irgendwelchen

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