Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
Vom Netzwerk:
lachen.
    »Stimmt schon, es gibt tatsächlich Dinge im Leben, die nicht unbedingt mit Geld zu tun haben«, gibt er mir unerwartet Recht. »Aber wenn jemand anderes dir einen bestimmten Geldwert zumisst, kannst du das schwerlich als unwichtig abtun. Und du kannst es genauso wenig als unwichtig abtun, wenn jemand dir einen neuen Chip für deinen mobilen Seelenfriedhof übermittelt«, fügt er nachdrücklich hinzu. »Die Grundregeln«, er hebt ein Hinterbein und legt seinen Saugrüssel darum, um da hinten irgendetwas zu sondieren, »besagen, dass jeder einen Preis hat. Und ich meine, du schuldest mir was.«
    »Und was ist dein Preis? Was verlangst du?« Ich beiße die Zähne zusammen, als der Kipplaster über ein Loch holpert und gleich darauf um eine Ecke schwenkt.
    »Die totale interplanetare Revolution, Babe; die Befreiung der unterdrückten Massen.« Sein heiseres, raues Lachen klingt so, als reiße Metall.

    Der Kipplaster braucht etwa eine Stunde für die halbe Strecke den Abhang von Pavonis Mons hinunter. Zehn Minuten nach unserer Abfahrt vom Museum holpern wir über eine Schneise abwärts und eine löcherige, ungepflasterte Straße für Einsatzfahrzeuge entlang; danach biegen wir links in einen Tunnel ab, und der Laster beschleunigt das Tempo. Es ist ein natürlicher Tunnel, einer der Lavaschächte, die noch aus der Zeit stammen, als Pavonis Mons ein aktiver Vulkan war. An einigen Stellen ist der Tunnel ausgebohrt und sein Boden mit nachlässig gegossenem Beton überzogen. Hier drinnen herrscht tiefste Nacht. Bergwerksfahrzeuge und Müllwagen nutzen diesen Tunnel als unterirdische Abkürzung, die ihnen die Fahrt über die weitläufigen Anlagen von Bifröst mit all seinen Kopf- und Rangierbahnhöfen erspart.
    Schließlich hält der Kipplaster an, und Daks erwacht aus dem Standby-Modus. Sofort krabbelt er die steile Rückwand hoch, fährt die optischen Sensoren aus, späht über den Rand und winkt mich zu sich. »Komm schon! Nichts wie los!«
    Zwar bin ich mir noch immer nicht ganz sicher, ob ich Daks vertrauen kann, komme aber schnell zu dem Schluss, dass von ihm keine so unmittelbare Gefahr ausgeht wie von Stone oder seinen mordlustigen Geschwistern. Also klettere ich gleichfalls über die Heckwand und folge Daks in eine mit Schutt übersäte Sackgasse, die ringsum von unauffälligen, unbeschrifteten Lagerschuppen umgeben ist.
    »Wo sind wir?« Ich sehe mich um.
    »In der Schrottstadt. Komm!« Er krabbelt auf eine Lücke zwischen zwei Schuppen zu. Neben einem Eingang ist eine Eisspur zu sehen. Oberhalb davon kann ich das Summen von Kompressorengebläse und das Geschwätz einer Unterhaltungssendung hören. Als ich hinter Daks den Durchgang betrete, fällt mein Blick auf zwei Reinigungskräfte, die sich auf einem verdreckten Eiswall zusammengerollt haben und süßliche Schwaden von Diethylenglukol schnuppern. Einer der Schuppen grenzt hinten an eine Reihe schäbiger Wohnkapseln an. Es sind Behausungen für Arbeitssklaven, deren Besitzer ihnen eine lange Leine lassen
oder die sich, was wohl eher zutrifft, die Kosten für eine angemessene Unterbringung sparen wollen. Ein auffällig großer Mann auf Stelzen, dessen Knie mir bis zum Kinn reichen, torkelt vorbei, in der Hand eine halb geleerte Flasche, und singt schaurigschön vor sich hin. Daks taucht durch einen Eingang hindurch, vor dem ein Glasperlenvorhang baumelt, und bringt ihn zum Klimpern. »Ferd, du verpennter Roboter! Aufwachen! Du hast Kundschaft.«
    Als meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt haben, merke ich, dass es sich um einen Laden handelt. An den Wänden stapeln sich Kisten mit Montageteilen und Schaltkreiselementen, und in der Ecke steht etwas, das wie Klinikzubehör aussieht. Hinten rührt sich jemand, setzt sich auf und faltet sich auseinander. Er sieht wie eine Karikatur von Dr. Murgatroyd aus – die Billigversion. »Meine Güte, hallo! Wenn das nicht mein kleiner Dachus ist?!« Sein okulares Objektiv funkelt, als er mich scannt. »Julie? Nein! Eine ihrer Schwestern, die als Bishojo durchgehen möchte?«
    »Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit«, fährt Daks dazwischen. »Ich glaube, uns bleibt bestenfalls eine halbe Stunde. Was kannst du für sie tun?«
    Ich höre auf, den Raum zu sondieren, und klappe den Mund so heftig zu, dass es klickt. »Also, hör mal …«
    »Willst du, dass die dich schnappen?« Daks legt den Kopf schräg und zuckt andeutungsweise mit einem seiner akustischen Rezeptoren. »Ja oder nein?«
    Ferd wirft die Hände

Weitere Kostenlose Bücher