Die Kinder Paxias
uns fehl am Platz.“
„Nicht viele Völker besitzen eure Freizügigkeit. Mir scheint, ich muss in dieser Hinsicht umdenken lernen“, bemerkte Arn noch etwas stockend, ohne ihnen den Blick zuzuwenden.
„Ich entstamme einem Kriegervolk. Niemand von uns würde einem potenziellen Feind den Rücken bieten.
Das ist Selbsterhaltung, keine Freizügigkeit“, während ihrer kurzen Erklärung, wühlte Saya die Kleider aus dem Rucksack.
Kaeli nahm ihr Gewand mit einem stumm dankenden Nicken entgegen. Die nassen Sachen platzierte sie auf einem vorstehenden Felsen.
„Ich verstehe. Und was ist mit dir, Kaeli? Ist dein Selbsterhaltungstrieb ebenso ausgeprägt wie Sayas?“
Das Mädchen lachte hell auf.
„Nein, Arn. Ich bekenne mich der Freizügigkeit schuldig.
Leben im Meer bedeutet, zuviel Kleidung als hinderlich zu empfinden.“
Arn erwiderte ihr Lachen herzlich, wobei beiden Mädchen der warme Klang seiner Stimme angenehm auffiel.
Saya erinnerte sich an die Sagen der Feuerwesen, in denen es hieß, dass das Volk keine Fähigkeit zur Täuschung besitzen sollte.
Ähnlich der Himmelswesen und der Meereswesen waren ihre Augen Spiegel ihrer Gemütslage. Weiterhin sollte man auch ihren Stimmen Lüge und Wahrheit deutlich unterscheidbar anhören.
Nun, da ihr Arn begegnet war, konnte sie sich endlich selbst von dieser Tatsache überzeugen. Sie war alles andere als sensibel für die Empfindungen anderer, aber Arn wirkte lesbar wie ein aufgeschlagenes Buch, trotz seiner bedeutend fortgeschritteneren Lebenserfahrung.
Diese Erkenntnis bedeutete eine Erleichterung für sie. Mehr noch, es gefiel ihr, begeisterte sie für den weiteren Umgang mit ihm.
„Ihr könnt Euch umwenden, Arn. Nun wird Euch nichts mehr in Verlegenheit bringen“, forderte sie ihn nach einem streifenden Blick Richtung Kaeli auf.
Sein Aufatmen war für beide deutlich vernehmbar, als er er ihrer vollständig angekleidet gewahr wurde.
„Ich achte deine respektvolle Behandlung, Saya. Aber ich verabscheue Förmlichkeiten.
Sie dienen der Distanz, und ich hoffe in euch allen Freunde zu finden.
Deine Anrede zu Beginn unserer Begegnung sagt mir viel mehr zu.“
Saya war überrascht. Offenbar beruhte die Durchschaubarkeit zwischen ihnen auf Gegenseitigkeit. Sie hatte tatsächlich mit ihrem Verhalten, Achtung seiner erhabenen Position gegenüber erweisen wollen.
Die Ungewöhnlichkeit ihrer Augen in dieser Welt, machte es deren Bewohnern schwer, wenn nicht unmöglich, ihr Verhalten, ihre Emotionen und, daraus resultierend, ihre Reaktionen sicher einzuschätzen – was den Umgang mit ihr zusätzlich erheblich erschwerte.
Arn jedoch schien keinerlei Probleme zu haben, ihr Wesen zu verstehen.
Sie neigte den Kopf, als Zeichen der Zustimmung.
Kaeli verfolgte das Gespräch nur mit halbem Ohr.
Sie hatte sich in eine Nische gesetzt und kämpfte mit den Knoten in ihren Haaren, froh, dass Maya ihr eine Bürste überlassen hatte. Ein wenig neidisch musterte sie Sayas wilde Lockenpracht, die auch in nassem Zustand kontrollierte Unordnung behielt.
Müde und zerschlagen wie sie sich fühlte, galt ihr dringlichster Wunsch dem Schlaf. In den wenigen Momenten, die sie Arn nun kannte, war nichts geschehen, was ihr Misstrauen geweckt hatte, auch seine ruhige Art ließ keinen Argwohn zu. Sie wusste Saya mittlerweile gut genug einzuschätzen, um zu wissen, dass es dieser nicht anders erging.
Es gab also keinen plausiblen Grund, das klärende Gespräch nicht bis zum Abend aufzuschieben.
Außer Sayas Ungeduld natürlich.
Innerlich seufzend, aber ergeben, stellte sie sich geistig auf die anstehende Unterhaltung ein, entschlossen, sich ihre Erschöpfung nicht anmerken zu lassen und ihre Konzentration für jede notwendige Beteiligung zu erhalten. Ihr natürliches Interesse an allem Neuen und ihre Aufgeschlossenheit Fremden gegenüber, würden ihr dabei sicher helfen.
Ein plätschernder Missklang im regelmäßigen Rauschen des Wasserfalls, kündigte Cecils Ankunft an.
Bis auf das frisch gewaschene Hemd, welches er wie ein Handtuch um den Hals gelegt hatte, war er vollständig bekleidet, dennoch fühlte Kaeli ein förmlich zwanghaftes Bedürfnis seine bloßen Oberarme anzustarren, das Spiel seiner ausgeprägten Muskeln unter der – im Kontrast zu seinem tief gebräunten Teint – fast blassen Haut.
Sie hatte zeitlebens nackte Gliedmaßen und Oberkörper in allen Status der muskulösen Kondition gesehen. Es bedeutete Alltag für sie, berührte sie nicht. Sogar Arn
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