Die Kinder Paxias
ihrem Reich. Ihr erwiderndes Lächeln war allerdings noch etwas zaghaft.
„Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, Maya, aber ich bin nicht allein gekommen.“
„Ich weiß. Eure Freundin ist mir ebenso willkommen“, bei Mayas ruhiger Feststellung entfuhr Kaeli ein fassungsloser Ausruf. In Saya erwachte ehrlicher Respekt über die Wahrnehmungsfähigkeit der Paxianerin. Aber auch sie wollte nicht zu viel offenbaren und behielt ihre Augenbinde an.
Eine Blinde imitierend, tastete sie sich mit ihrem Stab über die Stufen zu den beiden, Kaeli eine kurze Vorstellung überlassend.
„Cedrics Gemahlin also. Ich hätte sie eher für seine Tochter gehalten, sie muss viele Jahre jünger sein als er“, sinnierend blickte Kaeli in den abgedunkelten Raum.
Sie hockte mit angewinkelten Knien auf einem breiten Ruhelager, eine Schale mit warmem Brot und Früchten vor sich, aus der sie sich ausgehungert bediente.
Ihr Cape hing neben Sayas Umhang und deren Augenbinde über einem Holzstuhl, der mit einer gepolsterten Bank, einem niedrigen runden Tisch und einem weiteren Stuhl eine kleine Sitzgruppe bildete. Ein gewebter Teppich bedeckte den polierten Dielenboden und erlaubte den beiden Übergangsbewohnern eine bequeme Fortbewegung ohne Schuhwerk.
Es war ein fürwahr geräumiges Gemach, in welches Maya sie geführt hatte, nachdem sie in Erfahrung gebracht hatte, dass sie seit zwei Tagen nur mit einer kurzen Unterbrechung gewandert waren. Mit sanftem Nachdruck hatte sie die beiden aufgefordert, erst einmal ihrem Ruhebedürfnis nachzukommen.
Danach würde ihr Gemahl sicher auch wieder eingetroffen sein, und sie könnten sich bei einem ausgiebigen Abendessen ungehindert unterhalten.
Doch trotz ihrer physischen Erschöpfung und den schmerzhaft pochenden Gliedern, fühlte sich das Meereswesen viel zu aufgewühlt, um sich schlafen zu legen. Das Bewusstsein ihr Ziel erreicht zu haben, füllte ihre Kraftreserven wie von allein und verlieh ihr das aufregende Gefühl, Wellen durchbrechen zu können.
Saya dagegen verhielt sich völlig gegensätzlich.
Sie lag, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, ausgestreckt neben dem jungen Mädchen und ignorierte bedürfnislos angebotene Speise und Trank.
Aber auch sie beschäftigte ein Thema, wenn auch ein ganz anderes als Kaeli, was sie veranlasste, als Reaktion zu deren mutmaßenden Worten, lediglich gleichgültig die Schultern zu heben. Sie waren fernab ihrer eigenen Überlegungen, wie sie innerhalb der vor ihr liegenden Woche, auf einem paxianisch angepassten Weg, ihre entscheidenden Antworten erhielt.
Eventuell konnte Kaeli sich dabei als Schlüsselfigur nützlich erweisen.
Sie rang sich zu weiteren Nachforschungen durch.
Wie sie Konversation hasste!
„Wann ist deine Mutter dem Ratsvorsteher eigentlich erstmals begegnet?“
„Ehrlich gesagt, habe ich gerade genau darüber nachgedacht“, Kaeli lachte vergnügt über den Zufall, schob sich ein abgebrochenes Stück Brot in den Mund und bot auch Saya von dem Gebäck an. Diese hob ablehnend die Hand, der Nahrung nicht einmal einen Blick gönnend.
„Du bist keine große Esserin, richtig?“, stellte Kaeli ein wenig verwundert fest.
„Ich bedarf erst in einigen Wochen weiterer Nährstoffe. Außerdem werde ich heute Abend sicher nicht umhinkommen, etwas zu mir zu nehmen, da wir ja zu einer Teilnahme an der Tafel aufgefordert worden sind.“
Belustigt über Sayas genervte Exkursion ihrer Stoffwechselgegebenheiten und dem damit verbundenen Frust einer überflüssigen Nahrungsaufnahme, schillerten Kaelis Augen. Aber sie hütete sich vernünftigerweise, diesem Gefühl Laut zu verleihen. Stattdessen kehrte sie zur ursprünglichen Frage zurück.
„Den Erzählungen meiner Mutter zufolge, war Cedric damals kein Ratsmitglied – geschweige denn sein Vorstand. Also muss es mehr als 250 Jahre zurück liegen.
Sie war damals noch ein Mädchen, kannte meinen Vater nicht einmal – wenn sie ihm wohl auch versprochen gewesen sein sollte und hatte für Cedric im Geheimen geschwärmt.
Jedenfalls brachte sie ihm ehrliche Bewunderung entgegen, ihn als aufregenden Mann beschreibend: Kühn im Kampf, weise in den Handlungen und hingebungsvoll gegenüber seiner Familie.“
„Klingt für mich beinahe zu perfekt. Zweifelhaft ob er mir eine sinnvolle Hilfe sein kann“, murmelte Saya missmutig. Die Idylle in romantisch verzerrten Schilderungen, erwies sich meistens als trügerisch. Erst recht, wenn sie aus den Erinnerungen einer jugendlichen
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