Die Kinder vom Teufelsmoor
lassen kann?!«
Willy lag im Gras und schlief. Rena kuschelte sich mit ihrer Katze im Arm an ihn und gähnte pausenlos. Birgit und Walter waren noch wach. Sie zerbröselten den Torfsoden, den Rolf mitgenommen hatte, und formten kleine Kuchen daraus.
»Ich bin müde«, sagte Berti, »ich will ins Bett. Es hat keinen Zweck, daß wir noch länger hier draußen rumsitzen und warten. Gleich ist es dunkel, dann können wir im Haus nichts mehr sehen und rennen überall gegen.«
»Er hat recht«, rief Rolf. »Wir müssen unsere Betten machen. Los, kommt!« Sie rafften das Heu zusammen und trugen es in die Schlafkammer.
Dort verteilten sie es gleichmäßig auf dem Fußboden und breiteten die Wolldecken darüber. Dann holten sie die Kleinen herein. Ingelore kroch mit Willy ganz in die Ecke.
»Bleib mir nur mit deiner dösigen Katze vom Leib!« knurrte Bodo, als Rena sich neben ihm zurechtwühlte. »Wenn die mir heute nacht übers Gesicht latscht, schmeiß' ich sie aus dem Fenster!« »Dann schmeiß' ich dich hinterher«, sagte Rolf. »Halt die Klappe und laß uns schlafen!«
Die Kinder lagen eng aneinandergeschmiegt und wärmten sich gegenseitig. Aber einschlafen konnten sie nicht gleich. Alles was sie an diesem Tag erlebt hatten, beschäftigte noch ihre Gedanken. Und noch etwas anderes hielt sie wach und beunruhigte sie. Es waren die Geräusche des Hauses, die sie bisher nicht wahrgenommen hatten. Vor dem zerbrochenen Fenster flüsterte der Nachtwind, auf der Diele heulte es durch die Löcher im Dach, die Tür, die sich nicht schließen ließ, klapperte in regelmäßigen Abständen, irgend etwas bewegte sich kaum hörbar über den Fußboden.
»Kann hier auch keiner reinkommen?« fragte Rena ängstlich. »Nee«, beruhigte Rolf sie, »das würden wir bestimmt hören.« »Ich hör' ja auch was!« flüsterte Rena. »Als ob da einer hin und hergeht! Barfuß!«
»Das hör' ich auch«, sagte Bodo, »das ist bestimmt die alte Moorhexe, die hat ihr Gebiß verloren, und das sucht sie jetzt.« »Halt den Mund, du Idiot!« wies Rolf ihn zurecht. »Die Kleinen glauben sonst noch den Quatsch und kriegen Angst. Hexen gibt es gar nicht.«
»Es gibt doch Hexen!« widersprach Walter. »Die reiten immer auf 'm Besen durch die Luft!«
»Aber nur im Märchen«, sagte Rolf, »nicht in Wirklichkeit.« »Hab' ich aber schon ein Bild von gesehen!« beharrte Walter. »Bilder werden gemalt, die beweisen gar nichts.« »Aber Geister gibt es!« sagte Walter. »Und Gespenster auch. Die schweben immer so rum, ohne Füße.«
»Geister und Gespenster sind nur auf 'm Friedhof«, steuerte Rena ihre Weisheit bei, »weil sie nämlich im Grab wohnen. Die kommen hier nicht her.«
»Kann man nicht wissen«, sagte Bodo. »Manche haben einen ganz schönen Zahn drauf, wenn sie so durch die Luft schweben. Die können mit Leichtigkeit hier reinkommen, 'n bißchen rumspuken und dann wieder abziehen.«
Rolf drehte sich zu seinem Bruder um und zischelte ihm ins Ohr: »Du glaubst gar nicht, wie dämlich du bist, Mensch! Merkst du immer noch nicht, daß die Kleinen vor Angst beinah ins Bett machen? Hör endlich auf mit dem Unsinn, sonst liegen sie die ganze Nacht wach.« Laut sagte er: »Wenn hier ein Gespenst reinkommen will, dann macht einer von uns nur ein Kreuz an die Wand oder in die Luft, und es fällt tot um und fliegt weg.«
»Fliegt weg?« fragte Walter. »Kann es denn noch fliegen, wenn es tot ist?«
»Geister können das«, erklärte Rolf. »Die fliegen nämlich nicht so weg, wie du meinst, sie fliegen eigentlich mehr so in sich zusammen, werden immer weniger, weißt du, so ganz schrumpelig von allen Seiten, und auf einmal ist nichts mehr von ihnen übrig als ein Haufen Asche.«
»Asche?« wunderte sich Walter. »Heiße Asche?« »Ja, natürlich, Asche ist immer heiß.« »Dann fängt ja unser Bett an zu brennen!« »Quatsch, so heiß ist sie auch wieder nicht!« Walter war beruhigt.
Aber jetzt war Rena wieder an der Reihe. »Da!« wisperte sie. »Da guckt jemand durchs Fenster!« »Hör auf!« flüsterte Berti. »Das bildest du dir nur ein! Kein Mensch ist so doof, daß er hier nachts im Moor herumläuft. Weil er dabei ganz leicht absaufen kann.«
»Nicht, wenn er sich auskennt!« wandte Bodo ein. »Dann auch! So gut kann sich niemand auskennen, daß er jedes Loch und jede gefährliche Stelle kennt. Und außerdem, was soll er hier in dieser Bruchbude? Hier ist doch nichts zu holen.« »Wenn da aber irgendwo ein Schatz vergraben ist, auf der
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