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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Diele oder genau unter meinem Kopf, und er weiß das?« fragte Rena. »Nun seid endlich still!« sagte Ingelore verschlafen. »Ihr spinnt alle ganz schön rum. Hier ist es doch gemütlich, und keiner tut uns was.
    Guckt nur mal, wie Renas Katze schläft! Das ist ein gutes Zeichen. Katzen hören oder riechen nämlich ganz genau, ob was nicht in Ordnung ist. Die würde einen Mordskrach machen, wenn hier einer reinkäme, das könnt ihr glauben. Und die Geräusche, das Rascheln und Klappern und was man sonst alles hört, sind ganz natürlich. Ein Mensch macht ja auch Geräusche. Sogar wenn er schläft und ganz still ist, kann man hören, wie er atmet. Und bei einem Haus, so einem alten, da ist es auch, als wenn es atmet.«
    »Daß ich nicht kichere!« sagte Bodo. »Diese Bruchbude atmet nicht, die schnarcht.« Darüber mußten alle lachen. Die Spannung ließ nach, und sie schliefen ein.

Die Katze im Brunnen

    Berti war der erste, der am andern Morgen erwachte. Er wischte sich einige Grashalme aus dem Gesicht, nieste und setzte sich auf. Als er sah, daß seine Geschwister noch schliefen, erhob er sich vorsichtig, stapfte an Bodo und Rena vorbei zur Tür und trat auf die Diele hinaus.
    Die aufgehende Sonne tastete mit ihren Leuchtfingern durch alle Ritzen des Daches und der Wände und zeichnete ein flimmerndes Gitter aus Licht und Staub. Berti stieß die Tür auf und ging ins Freie.
    Kniehoher Nebel lag über dem Moor. An den Ästen und Blättern der Birken und Erlen hingen glitzernde Tropfen. Berti stand stumm und schaute in die rote Sonne. Plötzlich zuckte er zusammen: es streifte etwas um seine Beine. Ängstlich blickte er nach unten. Da saß Renas Katze. Er bückte sich und wollte sie aufnehmen, aber sie lief fort, leise miauend und ohne Eile. Weil Berti glaubte, das Tier könne sich im Nebel verirren, ging er ihm nach und lockte es zärtlich. Die Katze antwortete, sprang und hüpfte dabei jedoch spielerisch weiter und ließ sich nicht greifen.
    »Komm doch, Muschi, komm!« rief Berti. »Rena wartet schon auf dich, komm!«
    Die Katze hatte anscheinend gut geschlafen und wollte sich in der frischen Luft wohl ein wenig Bewegung machen. Jedenfalls beachtete sie Bertis Lockrufe nicht.
    Da versuchte der Junge es mit einem Überraschungsangriff. Er tappte so leise es ihm möglich war hinter ihr her und warf sich dann mit einem Hechtsprung auf sie. Das Tier war jedoch auf der Hut. Es machte einen großen Satz vorwärts, mitten in ein Gebüsch hinein, und war verschwunden.
    »Muschi!« rief Berti. »Muschi, wo bist du denn?« Er bog die Zweige auseinander und schaute in den Busch. Da wäre er fast in einen tiefen Schacht gestürzt, der dort, durch Gräser und Blattwerk verdeckt, in die Erde hinabführte. Erschrocken fuhr er zurück. Während er noch nach einem Halt suchte und sich ängstlich an einen dünnen Zweig klammerte, hörte er die Katze kläglich schreien. Es klang wie aus weiter Ferne. Vorsichtig schob er sich wieder an den Schacht heran und blickte hinunter. Er konnte in der kühlen Finsternis nichts erkennen, vernahm jedoch ein leises Plätschern. Ohne sich lange zu besinnen, lief er ins Haus zurück.
    »Rolf«, rief er schon auf der Diele, »Rena, kommt her! Die Katze ist in einen Brunnen gefallen und ersäuft, wenn wir sie nicht rausholen!«
    Hastig rannte er durch die Tür ihres Schlafzimmers und rüttelte Rolf an den Armen.
    »Wach endlich auf!« schrie er dabei. »Die Katze säuft ab!« Dieser Ruf bewirkte, daß Willy aus dem Schlaf schreckte und ein ohrenzerreißendes Geschrei begann. Dadurch wurden auch die andern geweckt.
    »Die Katze ist in einen Brunnen gefallen und ertrinkt!« wiederholte Berti. »Kommt, wir müssen sie retten!«
    Rena schaute sich suchend um, als wollte sie sich überzeugen, ob ihre Katze nicht neben ihr lag und schlief. Da sie sie nicht sah, stand sie auf und taumelte schlaftrunken zur Tür hinaus. Bodo, der auch aufgewacht war, legte sich wieder hin und grunzte: »Laß das doofe Biest doch abblubbern, dann haben wir endlich Ruhe!«
    Birgit, Walter und Rolf aber folgten Rena nach draußen. Und weil, Willy sich gar nicht beruhigen konnte, nahm Ingelore ihn auf den Arm und ging ebenfalls hinterher. Da rappelte sich auch Bodo auf. Draußen, in der Kühle des frühen Morgens, wich die Müdigkeit rasch von ihnen. Sie schauten staunend auf den tiefliegenden Nebel, blinzelten mit zusammengekniffenen Augen in die rote Sonne und warteten darauf, daß Berti ihnen den Brunnen zeigte, in dem die

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