Die Kinder vom Teufelsmoor
mal mit der Hand, wie eisig der ist!«
»Wir legen uns natürlich Heu und Stroh unter, so 'ne ganz dicke Packlage«, sagte Ingelore. »Dann friert keiner mehr. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das wärmt!«
»Doch!« sagte Bodo. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, wo wir Heu und Stroh herkriegen sollen! In dieser gottverlassenen Gegend gibt es doch keinen Strohhalm, das hab' ich schon gesehen. Hier gibt es doch nur Torf und so 'n Schietkram!« »Denkste!« widersprach Berti. »Hier wächst auch Gras, und aus Gras wird Heu, wenn es trocknet. Wir rupfen einfach soviel davon ab, wie wir für unser Lager brauchen.«
Rund um das Haus stand das Gras kniehoch und ließ sich leicht ausreißen. Mit vereinten Kräften rupften und zupften sie und hatten nach weniger als einer halben Stunde einen ansehnlichen Haufen zusammen.
»Das reicht«, rief Rolf, der gerade seinen Besen fertig hatte. »Jetzt muß Vaddi mal probieren, ob das Bett auch weich genug ist.« Er nahm einen Anlauf und warf sich mit einem Hechtsprung mitten hinein.
»Klasse weich!« grunzte er. »So richtig was für einen alten abgeschlafften Millionär. Los, ihr Knechte, singt mir ein Schlaflied, euer Herr möchte ein Nickerchen machen!«
»Aber gern, Majestät!« schrie Bodo. »Warte nur, wir werden dich jetzt so lieblich einlullen, daß du gar nicht wieder aufwachst.« Er wälzte einen großen Ballen Gras auf seinen Bruder und setzte sich obenauf. Dann brüllte er aus Leibeskräften: »Schlaf, Opa, schlaf! Du bist ein altes Schaf. Dein fetter Bauch ist wie 'ne Bank, da kann ich sitzen stundenlang. Schlaf, Opa, schlaf!«
Lange konnte der Sänger auf der Bank allerdings nicht sitzen bleiben, denn Rolf arbeitete von unten gewaltig gegen sein Hinterteil an. »Du blöder Ochse!« rief er, als er sich endlich ans Licht gewühlt und eine Handvoll Gras aus seinem Mund geklaubt hatte. »Ich wäre fast erstickt!«
»Na wenn schon«, sagte Bodo grinsend, »bei so vielen Kindern können wir einen leicht abgeben.«
»Paß auf, daß ich nicht Kleinholz aus dir mache!« grollte Rolf. Er trat mit dem Fuß nach Bodo. Aber der sprang auf und lief davon. Jetzt wollten auch die andern ausprobieren, wie es sich auf Gras schlafen ließ. Rena stapfte mit ihrer Katze auf den grünen Haufen hinauf und setzte sich hin. Birgit und Walter machten von verschiedenen Seiten einen Purzelbaum hinein, und Berti versuchte sogar einen Salto. Willy kreischte vor Wonne, als Ingelore ihn schwungholend hin und her schaukelte und dann im Bogen neben Rena ins Gras warf.
Endlich unterbrach Ingelore das übermütige Treiben. »Nun ist es genug!« rief sie. »Kommt runter, wir müssen jetzt alles schön verteilen, damit es bis heute abend trocken ist.« Mit Rolfs Besen versuchte sie das Gras auseinanderzuf egen. Da knackte es, und der Stiel brach ab. »He«, rief sie, »was ist das?«
»Doofe Frage!« schrie Rolf. »Ein kaputter Besen, was sonst! Jetzt kann ich die ganze Arbeit noch mal machen!« »Entschuldige«, sagte Ingelore, »ich dachte, du hättest den Besen zum Fegen gemacht! Konnte ich ahnen, daß du einen morschen Stiel nehmen würdest?«
»Der Stiel ist nicht morsch«, widersprach Rolf, »du hast ihn nur nicht richtig angefaßt. Ein Besen ist ja schließlich keine Mistgabel!« Brummend suchte er unter dem Gerumpel einen neuen Stiel. Seine Geschwister aber machten sich daran, das Gras mit den Händen auszubreiten. Noch während sie damit beschäftigt waren, marschierte Rolf schon mit dem reparierten Besen ins Haus. Vorsichtig führte er einige Streiche von links nach rechts und von rechts nach links und merkte dabei, daß der jetzige Stiel haltbarer war als der erste. Da fegte er los, daß er bald in eine Wolke von Staub gehüllt war. Bis zur Feuerstelle arbeitete er sich durch, dann kam er hustend und schnaufend zur Tür zurück.
»Ein ganz toller Besen ist das!« rief er Ingelore zu. »Hast du gesehen, wie der Dreck geflogen ist? Hier, Bodo, jetzt darfst du mal!« »Besten Dank«, sagte der, »für so niedrige Dienste hab' ich mein Personal. Komm, Berti, mach dich an die Arbeit!« »Hört bloß auf!« rief Ingelore. »Trocken hat das keinen Zweck. Dabei fliegt der Staub nur hoch. Wir müssen hier erst mal 'n Eimer Wasser verspritzen!«
Aber daraus wurde nichts, denn es gab kein Wasser im Haus, weder eine Wasserleitung noch eine Pumpe.
»Sag bloß, wir sitzen hier auf dem Trockenen!« rief Ingelore. »Das ist ungefähr das Schlimmste, was uns passieren kann. Ohne Wasser
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