Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
Vom Netzwerk:
nassen Klamotten hier hockenbleibst«, sagte Rolf. »Ohne Feuer im Herd krepieren wir alle wie die Ratten bei 'ner Sturmflut.«
    »Können wir denn keine Streichhölzer kaufen und Feuer machen?« fragte Walter.
    Berti sah seinen kleinen Bruder hilflos an.
    »Wie denn?« fragte er. »Und wo? Hier ist doch gar kein Geschäft in der Nähe. Und außerdem hat Bodo doch das ganze Geld ausgegeben!«
    »Woher weißte das denn?« rief Bodo. »Ich hab noch zwölf Pfennig, dafür kriegen wir eine Schachtel!«
    »Na schön«, sagte Rolf spöttisch, »dann schnapp' dir man die Karre, fahr nach Gnarrenburg und kaufe Streichhölzer.« Bodo nahm eins der aufgeweichten Brote und preßte es zusammen, daß das Wasser auf den Boden floß.
    »Wenn ich so doof wäre wie du«, sagte er, »würde ich das machen! Als ob man nicht auch bei einem Bauern hier in der Gegend Streichhölzer besorgen könnte!«
    »Ja, bestimmt«, spottete Rolf, »die warten alle darauf, daß so ein Großmaul wie du kommt und sie um Streichhölzer anbettelt!« »Tun sie auch!« rief Bodo. »Sollste sehen! Wenn eine Katastrophe war wie heute nacht, dann sind sie nicht kleinlich, dann spendieren sie dir sogar was, weil sie froh sind, daß sie noch ein Dach überm Kopf haben!« Er wandte sich an Ingelore. »Wo habt ihr die Kartoffeln ausgebuddelt? Da muß doch ein Bauer wohnen.« »Ja«, sagte Ingelore, »da wohnt auch einer. Wir haben das Haus gesehen. Es ist ganz aus Rotsteinen gebaut und hat ein Dach aus Wellblech oder so.«
    »Na siehste!« rief Bodo. »Alles klar! Zeig mir die Bude, dann hau' ich ab und besorge Streichhölzer. Ihr könnt ja inzwischen ein paar Freiübungen machen, damit ihr warm werdet.« Er strich sich die Haare aus dem Gesicht, zupfte einige Strohhalme von Hose und Hemd und griente seine Geschwister an. »Wenn so 'n süßes Kind wie ich in der Tür steht und 'n bißchen flennt und rumzittert, dann werden sie alle weich wie Butter. Ihr sollt sehen, in einer halben Stunde schlepp' ich soviel Schachteln Streichhölzer ran, wie ihr wollt, und«, ergänzte er vieldeutig, »noch 'n paar andere nette Sachen dazu.« Er ging mit Ingelore hinaus, ließ sich den Weg zeigen und stapfte los.
    »Dem trau' ich zu, daß er mit 'nem halben Schwein zurückkommt«, sagte Berti voll Bewunderung. »Der kriegt alles fertig!« Bodo ging quer durch Heide und Moor, wanderte an einem kleinen Kornfeld und einem Kartoffelacker vorbei und kam von der Rückseite an das Haus heran. Im Hof sah er mehrere Kaninchenställe, in denen schwarze und graue Kaninchen saßen und mit den Nasen zuckten, und er bemerkte, daß keiner der Ställe durch ein Schloß gesichert war.
    Die Hintertür des kleinen Hauses stand halb offen. Er trat ein und schaute sich um. Der Raum, in dem er sich befand, war der Diele ihrer Moorkate sehr ähnlich, nur fehlte der offene Herd im Hintergrund, und natürlich waren keine Löcher im Dach. Eine ältere Frau füllte aus einer Kiste an der Seite Kartoffeln in eine Schüssel. Sie hatte, da sie mit dem Rücken zur Tür stand, Bodos Eintreten nicht bemerkt und zuckte erschrocken zusammen, als er guten Tag sagte. »Entschuldigen Sie vielmals«, stieß Bodo schniefend und ein bißchen schluchzend hervor, »können Sie mir wohl eine Schachtel Streichhölzer verkaufen?«
    Die Frau sah ihn erstaunt an, ließ ihre Augen über sein strähniges Haar, sein nasses zerknittertes Zeug und seine schmutzigen Schuhe gleiten und klaubte mechanisch noch eine Kartoffel in die Schüssel. »Streichhölzer?« fragte sie zögernd. »Wofür? Du willst doch wohl nicht rauchen?«
    Bodo schüttelte heftig den Kopf, nieste und schluchzte etwas lauter. »Nein, nein, ich bin Nichtraucher. Mein Vater braucht Streichhölzer. Unser Wohnwagen ist heute nacht umgefallen, das Dach ist ab und alles ist naß! Wir wollen Feuer machen, sonst werden wir krank.« »Euer Wohnwagen ist umgefallen?« rief die Frau. »Habt ihr hier in der Nähe einen Wohnwagen stehen?«
    »Ja«, schluchzte Bodo. »Vati hat Urlaub. Wir sind vorgestern angekommen und wollen noch weiter nach Worpswede.« »Junge, Junge!« rief die Frau. »So was aber auch! Und da ist euch in dem Sturm heute nacht der ganze Wohnwagen umgefallen?« Bodo nickte.
    »Die Betten sind naß und alles. Mein kleiner Bruder hat ein Loch im Kopf, der ist genau auf den Gasherd geknallt, und meine beiden Schwestern sind ein paar Meter durch die Luft geflogen. Die sind jetzt ganz durchgedreht und heulen wie verrückt.« Die Frau schüttelte den Kopf und

Weitere Kostenlose Bücher