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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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betastete Bodos Hemd. »Mein Gott«, sagte sie, »du bist ja auch ganz naß! Komm bloß rein und wärm dich auf, ich hab Feuer angemacht!« Sie führte Bodo in ihre kleine Wohnküche, stellte die Schüssel mit den Kartoffeln auf den Tisch und legte zwei dicke Stücke Holz aufs Feuer.
    »Komm, setz dich an den Herd!« forderte sie den Jungen auf. »Du kriegst jetzt eine Tasse heiße Milch und einen Teller Suppe, und dann beschreibst du mir genau, wo ihr euern Wohnwagen habt. Wenn mein Mann heute abend aus der Fabrik kommt, schick' ich ihn hin, damit er deinem Vater helfen kann. Ihr müßt doch das Dach wieder aufnageln!«
    »Das ist aber nett von Ihnen!« sagte Bodo erschrocken. »Wirklich, sehr nett ist das! Aber behalten Sie Ihren Mann lieber hier, der ist ja auch müde, wenn er von der Arbeit kommt.« »Nee«, widersprach die Frau, »so müde ist der nicht. Und wenn schon, in der Not muß jeder dem andern beistehen.« »Ja ja«, stotterte Bodo, »das ist wahr.« Und einem plötzlichen Einfall folgend: »Uns hat ja auch schon jemand beigestanden! Da ist so 'n Mann vorbeigekommen, so 'n ganz großer starker mit 'nem Bart, der hat das Dach ganz allein wieder aufgelegt! Und der hatte auch zufällig einen Hammer in der Tasche und hat es gleich wieder richtig festgenagelt!«
    »So?« wunderte sich die hilfsbereite Frau. »Ist das Dach denn heil geblieben?«
    »Ja ja«, rief Bodo eifrig, »ganz heil! Nur 'n paar Löcher sind drin, weil es wohl auf einen Stein gefallen ist. Aber da hat der Mann, der mit dem Bart, gleich Teerpappe raufgenagelt, und nun ist wieder alles in Ordnung.«
    »Hm«, sagte die Frau, »das ist ja schön. Aber dennoch soll mein Mann mal nach dem Rechten sehn. Er ist Tischler und kann euch bestimmt helfen.«
    Bodo schlürfte die heiße Milch, die die Frau ihm hingestellt hatte, und dachte darüber nach, wie er den liebenswürdigen Tischler von ihrem Wohnwagen fernhalten könnte.
    »Wann kommt Ihr Mann von der Arbeit?« fragte er nach längerer Pause.
    »So gegen sechs ist er hier«, antwortete die Frau. »Das ist zu spät!« rief Bodo. »Wieso? Jetzt im Sommer ist es doch lange hell!« »Das wohl«, sagte Bodo, »aber Vati will heute mittag schon weiterfahren. Er meint, Rena und Birgit, meine beiden Schwestern, die durch die Luft geflogen sind, müssen unbedingt zum Arzt, weil sie so rumschreien. Wenn Mutti Essen gekocht hat, wollen wir weg. Ich soll nur schnell Streichhölzer holen, damit sie den Gaskocher in Gang kriegt.«
    »Ja, habt ihr den umgekippten Wohnwagen denn schon wieder aufgerichtet?«
    »Klar, längst! Das hat der starke Mann mit dem Bart gemacht! Der hat sich da untergestemmt und dauernd »Hau ruck!« geschrien, und beim letzten »Ruck!« stand der Wagen auf einmal. Mutti hat gesagt, so einen starken Mann wie den gibt's gar nicht mehr heutzutage. Da könnte Vati sich mal eine Scheibe von abschneiden! Vati ist nämlich nicht stark, er ist ziemlich schwach, weil er im Büro arbeitet. Da kriegt man ja keine Kräfte.« Die Frau nickte zustimmend. »Da hast du recht, Büroarbeit ist ungesund.« Sie sah Bodo nachdenklich an.
    »Und darum wirst du mir auch zeigen, wo euer Wagen steht, damit mein Mann heute abend auf jeden Fall mal nachsieht, ob ihr noch da seid und ob noch was zu helfen ist. Wenn dein Vater so schwach ist, wird er vielleicht erst morgen weiterfahren und sich heute von der Anstrengung und dem Schreck erholen wollen.«
    »Das glaub' ich nicht«, sagte Bodo hastig. »Er hat sich schon ganz tüchtig ausgeruht und erholt auch, weil doch der starke Mann, der mit dem Bart, die ganze Arbeit mit dem Hochheben und so gemacht hat. Das brauchen Sie nicht zu denken, daß wir heute abend noch da sind! Vati hat es sehr eilig, weil doch Rena und Birgit, die durch die Luft geflogen sind, so laut schreien. Heute abend sind wir schon längst über alle Berge! Bei einem Arzt, meine ich.« Die Frau schüttelte voller Mitgefühl den Kopf und kramte eine Schachtel Streichhölzer aus dem Küchenschrank. »Ich stecke sie dir in eine Plastiktüte«, sagte sie, »damit sie nicht naß werden. Ist denn euer Auto heil geblieben?« »Unser Auto?« wiederholte Bodo gedehnt. »Ja, das ist ziemlich heil geblieben. Die Scheibe hinten, die ist natürlich kaputt, da ist was reingeflogen, der Feuerlöscher, glaub' ich, und Beulen sind auch jede Menge drin, aber es fährt noch, und das ist ja die Hauptsache.« »O Gottogott, was müßt ihr wohl für Angst ausgestanden haben!« sagte die Frau… Wir haben ja schon

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