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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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gezittert heute nacht, und wir waren doch in einem festen Haus! Habt ihr denn wenigstens was zu essen?«
    »Ein paar Kartoffeln«, antwortete Bodo wahrheitsgemäß. »Sonst nichts?«
    »Nee, aber die kocht meine Mutti schön, und mit ordentlich Salz dran schmecken die prima.«
    Als sie das hörte, holte die Frau ein Stück Speck aus dem Speiseschrank und einen Ring Kochwurst.
    »Ich geb' dir das hier mit«, sagte sie, »Kartoffeln allein machen ja nicht satt. Und ein halbes Brot kann ich auch noch entbehren.« Sie steckte alles in die Plastiktüte. »Das ist doch nicht nötig!« sagte Bodo.
    Die Frau winkte mit der Hand ab und lief auf die Diele hinaus. »Ich hab' hier noch eine Dose Erbsen«, rief sie von dort, »mittelfeine aus Frankreich. Davon kann deine Mutti eine Suppe kochen.« »Vielen Dank«, sagte Bodo. »Sie sind klasse! Solche Menschen wie Sie muß man mit der Taschenlampe suchen.« »Ist schon gut«, wehrte die Frau ab. »Wer weiß, wie noch alles kommt, vielleicht kannst du mir auch noch mal helfen.«
    »Das werde ich auch«, rief Bodo. »Darauf können Sie sich verlassen!«
    Kurz darauf marschierte er, reich beladen, durch die Vordertür auf die Straße. Dort beschrieb er der Frau ganz genau, wie ihr Mann, der Tischler, zu ihrem Wohnwagen gelangen könnte, wenn er denn unbedingt wolle.
    Und dann ging er selber in die angegebene Richtung. Allerdings nur so lange, wie die Frau ihm nachblickte. Als er sah, daß sie die Tür hinter sich schloß, machte er kehrt und lief über eine nasse Wiese, durch Büsche und Bäume gedeckt, zurück. Er umkreiste das Haus der freigebigen Frau in einem großen Bogen, schlich von hinten wieder darauf zu, überzeugte sich, daß ihn niemand sehen konnte, und holte aus einem der Ställe mit sicherem Griff das größte Kaninchen heraus. Behutsam setzte er es sich auf den Arm und rannte los. Erbsensuppe und Kaninchenbraten, dachte er, davon kommt mein schwacher Vater bestimmt wieder zu Kräften. Sehr zufrieden mit sich und dem, was er erreicht hatte, kam er zwanzig Minuten später bei seinen Geschwistern an. »Stellt den großen Topf aufs Feuer, Leute!« rief er ihnen schon von der Tür aus zu. »Ich hab' hier jemanden auf dem Arm, der gerne schwimmen lernen möchte!« »Oh«, rief Birgit, »ein kleines Munni!«
    »Nee nee«, sagte Bodo, »kein kleines Munni, sondern ein dickes, fettes Kaninchen! Was meinst du, wie das schmecken wird!« »Du willst es schlachten?« fragte Walter erschrocken. »Na klar! Oder denkst du vielleicht, ich hätte es als Ersatz für Renas doofe Katze geklaut!«
    Alle standen um Bodo herum und streichelten das Kaninchen, das ganz ruhig dasaß und nur ein wenig mit der Nase zuckte. »Wenn du das schlachtest«, rief Berti, »esse ich kein Stück davon. Ich mag nämlich kein Kaninchenfleisch.«
    »Ich auch nicht«, sagte Rena, »Kaninchen schmecken ganz bitter, weil sie soviel Löwenzahn fressen.«
    Sie fuhr dem Tier liebevoll übers Fell und hob seine langen Ohren. »Ihr spinnt ja alle!« rief Bodo. »Kaninchenfleisch schmeckt genauso wie Hasenfleisch, und das ist ganz schön teuer, wenn man es kaufen muß. Hier im Beutel sind Streichhölzer und Wurst und Erbsen und Brot und Speck. Daraus machen wir 'ne Suppe, und das Kaninchen braten wir uns und essen es hinterher!« Rolf nahm das Kaninchen und setzte es in den Kochtopf. »Haut nicht recht hin«, sagte er, »es paßt gar nicht rein.« »Und ob es reinpaßt!« rief Bodo. »Du mußt es nur ein bißchen zusammendrücken, so!« Mit diesen Worten preßte er das Tier in den Topf hinein und legte den Deckel drauf. »Siehste?« rief er. »Es hat massenhaft Platz!« »Laß das, du Tierquäler!« rief Rena. »Es kriegt ja gar keine Luft!« »Na und?« sagte Bodo grinsend. »Ein Karnickel im Bratentopf braucht auch keine Luft, das braucht Fett am Bauch und Feuer darunter.«
    Rolf setzte das Tier in den Handwagen.
    »Wir wollen es erst mal hier im Wagen lassen«, sagte er, »damit die Kleinen was zu spielen haben. Wenn wir die Erbsensuppe gegessen haben, können wir immer noch überlegen, was mit ihm geschehen soll. Der Regen hat aufgehört. Wir machen jetzt Feuer an und misten die Bude aus. Wenn wir doch hierbleiben wollen, müssen wir vor allen Dingen die Wolldecken und das Heu wieder trocken kriegen. Los, alle mithelfen!«
    Während sie nun gemeinsam aufräumten und die gröbsten Spuren des Unwetters beseitigten, berichtete Bodo, was er bei der Frau erlebt hatte.
    »Die war vielleicht doof«, sagte er lachend.

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