Die Kinder vom Teufelsmoor
sich hin und zuckte mit der Nase.
»Ob es wohl Heimweh hat?« fragte Walter. »Nee, glaub ich nicht«, antwortete Rena. »Hier bei uns ist es bestimmt schöner als in dem engen Stall. Wir streicheln es immer, und bei der Frau kriegt es nur was zu fressen.«
»Streicheln muß schön sein«, sagte Walter sinnend. »Wenn ich so ein weiches Fell hätte, müßtest du mich auch immer streicheln.« Am Abend konnten die Kinder ihr Zeug wieder anziehen, es war vollkommen trocken. Sie konnten auch das frische Heu ins Schlafzimmer tragen.
Dann schürten sie das Feuer, legten Torf und Holz nach und warteten darauf, daß Ingelore den letzten Rest des Brotes und des Specks verteilte. Sie saßen eng nebeneinander auf den Torfstapeln, streichelten das Kaninchen, das im Handwagen neben ihnen schlief, und freuten sich an dem Spiel der Flammen. Es war sehr gemütlich und stimmungsvoll hinter dem Vorhang am Feuer.
»Morgen gehe ich wieder auf Hamstertour«, sagte Bodo. »Die Sache mit dem umgekippten Wohnwagen ist 'ne gute Masche, die zieht überall. Vielleicht spezialisiere ich mich auf Eierklau. So 'n Ei kann man schnell in die Pfanne hauen, das macht nicht soviel Umstände wie ein Kaninchen.« Plötzlich bekamen sie Besuch.
Renas Katze strich lautlos unter den aufgehängten Wolldecken hindurch, miaute leise und schnurrte, da sie ihre wahre Herrin offenbar nicht kannte, ausgerechnet Bodo um die nackten Beine. »Muschi!« rief Rena und sprang so hastig auf, daß ihr Torfstuhl umfiel. »Muschi, da bist du ja wieder! Wo hast du denn nur gesteckt? Komm schnell! Hier ist doch deine Rena!«
Sie nahm die Katze auf den Arm und preßte sie glücklich an ihr Gesicht. »Meine Muschi«, flüsterte sie, »meine liebe Muschi!« Birgit und Walter begrüßten die Katze genauso freudig wie Rena, und Willy hätte es wohl auch getan, aber er schlief bereits auf Ingelores Schoß.
»Nun mach dir nur nicht in die Hosen, nur weil das doofe Biest wieder da ist!« rief Bodo. »Du solltest ihr lieber ein paar hinter die Löffel geben, weil sie sich den ganzen Tag irgendwo rumgedrückt hat und du sie suchen mußtest!«
Rena antwortete nicht darauf, ihre Freude war zu groß. Sie hatte alles um sich her vergessen und hörte nichts und niemanden. Erst jetzt, mit dem Eintreffen ihrer Katze, war für sie das Unwetter endgültig vorbei.
Hannes von der Nacht taucht auf
Am nächsten Morgen weckte sie der Hunger schon sehr früh. Sie machten Feuer, hockten sich an den Tisch und warteten auf das Frühstück. Aber alles, was Ingelore ihnen bieten konnte, war eine große Kanne Tee. Davon wurde niemand satt. Darum berieten sie, wie sie sich etwas zu essen beschaffen konnten.
»Ich schlage vor, wir hauen jetzt das Kaninchen in die Pfanne«, sagte Bodo. »Das kann sich sowieso kaum noch bewegen, weil es so vollgefressen ist.«
Aber das wollten die Kleinen nicht zulassen. »Ich weiß was viel Besseres«, sagte Berti. »Hier sind überall Rebhühner und Fasanen und Kiebitze! Die legen doch Eier! Und die suchen wir! Was meint ihr, wie die schmecken! Viel besser als Hühnereier!«
Damit waren alle einverstanden.
»Viel Glück!« rief Bodo spöttisch. »Wenn ihr ein paar Froscheier findet, könnt ihr die ja auch mitbringen, die schmecken wie rote Grütze.« Er nahm seinen Flitzebogen und trollte sich. Vielleicht gelang es ihm, einen Fasan zu schießen oder einen Hasen, dann hätten sie einen Braten zu Mittag und müßten sich nicht mit angebrüteten Kiebitzeiern den Magen verderben. Berti lief seinen Geschwistern voran.
Er wandte sich dem Sumpfgebiet zu, wo er mit Willy vor zwei Tagen einen Fasan beobachtet hatte. Dort war sicherlich ein Nest. Er guckte unter jeden Busch, suchte im Gras, in den Binsen und im Moos. Einmal störte er eine Schlange auf, die auf einem Birkenstumpf gelegen und sich gesonnt hatte. Ein Ei jedoch oder gar ein Nest konnte er nicht finden. Am Nachmittag trübte es sich wieder ein, und bald begann es stark zu regnen. Sie saßen um das Feuer und brieten Kartoffeln. Rolf hatte aus der Wäscheleine und einem Brett eine Schaukel gebaut und sie an einen Deckenbalken geknüpft. Damit vergnügten sich die Kleinen. Bodo und Berti schnitzten Pfeile für den Flitzebogen und schossen abwechselnd auf eine Pyramide aus Torf. Ingelore schälte probeweise ein paar Kartoffeln, um festzustellen, ob sie nicht schneller gar wurden, wenn sie mit etwas Wasser in der Pfanne schmorten. Willy ließ auf der Pfütze, die sich durch den Regen mitten in der Diele
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