Die Kinder vom Teufelsmoor
nicht.«
»Wofür ist denn das Rad da?« fragte Berti.
»Das ist ein Schwungrad«, erklärte Hannes. »Wenn es sich dreht, öffnet und schließt sich dieser Blasebalg hier und bläst von unten das Feuer an. Dann stieben die Funken, und der Koks da oben auf dem Tisch glüht innerhalb weniger Minuten. Lege ich ein Stück Eisen hinein, wird es sehr schnell rot und heiß. Und weich natürlich! Ich zeig's euch mal, paßt auf!«
Er stopfte eine alte Zeitung zusammengeknüllt in die Vertiefung, die sich in der Mitte der feuerfest ausgemauerten Platte befand, kratzte mit einer kleinen Schaufel einige Holzreste und ein wenig Koks über dem Papier zusammen und zündete es an. Kaum brannte es, da warf er das Schwungrad an und hielt es in Gang, indem er mit dem Fuß auf den Kipphebel trat. Es knisterte, Funken stoben, Staub wirbelte auf, und der Koks begann zu brennen.
»Das ist aber ein helles Feuer!« rief Rena. »Siehst du, wie schön das brennt, Muschi?«
»Darf ich auch mal treten?« fragte Bodo.
»Bitte!« erlaubte Hannes. Er überließ Bodo die Bedienung des Blasebalges, während er selber eine runde Eisenstange aus dem Wagen nahm und in den Koks hineinschob. Darauf streifte er sich einen schweren Lederhandschuh über.
»Zum Schmieden braucht man natürlich auch einen Amboß«, sagte er. »Der steht hier unten. Weil er nur klein ist, stell' ich ihn auf diesen Hauklotz, dann hat er die richtige Höhe, und ich kann beinahe so bequem schmieden wie in einer Schlosserei.« Er stellte Hauklotz und Amboß auf und sah nach, ob das Rundeisen schon glühte.
Die Kinder bildeten einen Kreis um ihn und erfreuten sich an den knisternden Funken und dem ganzen erregenden Schauspiel. »Ah, es ist rot!« rief Hannes. »Jetzt geht's los!« Mit der Linken, die durch den Handschuh geschützt war, faßte er das Eisen, legte es mit dem glühenden Ende auf den Amboß, griff sich mit der Rechten einen schweren Hammer aus dem Werkzeugfach und hämmerte auf das Eisen ein. Das wurde vor den Augen der Kinder rasch flach und breit.
»Oh, das geht aber schnell!« rief Berti. »Eben war es noch ganz rund!«
»Wer schmiedet, darf nicht träge sein«, sagte Hannes. »Kaltes Eisen ist hart und hat seinen eigenen Willen, nur wenn es glüht, wird es weich und nachgiebig.«
Nachdem er es noch mal erhitzt hatte, schmiedete er mit sicheren Schlägen ein Hufeisen. Walter kriegte vor Staunen den Mund nicht wieder zu, und Bodo rief: »Sieht ja kinderleicht aus. Darf ich auch mal?«
»Wenn ihr wollt, dürft ihr alle mal«, sagte Hannes lächelnd. »Es ist wirklich sehr leicht, nur der Hammer nicht, der ist schwer.«
»Aber nicht für Kraftmensch Grausam!« rief Bodo. »Her damit! Das nächste Hufeisen schmiede ich!«
Hannes reichte ihm den Hammer und gab ihm auch den Handschuh. Bodo zog das Eisen aus der Glut und führte den ersten Schlag. Der ging jedoch daneben, so daß der Hammer hochfederte und Bodo fast aus der Hand fiel.
»Verdammt!« entfuhr es ihm. »Wie kommt das denn?« »Du hast nicht getroffen«, sagte Hannes.
Da schlug Bodo ein zweites Mal zu. Diesmal traf er zwar das Eisen, verzog aber das Gesicht, als ob er sich auf den Daumen geschlagen hätte.
»Das tut ja weh!« schrie er. »Was ist denn nun passiert?« »Nichts weiter«, sagte Hannes. »Das Eisen lag nur nicht richtig auf.« Den dritten Schlag führte Bodo sehr vorsichtig, zu vorsichtig, denn dadurch ließ sich das Eisen nicht beeindrucken. »Mensch, laß mich mal ran!« rief Rolf. »Mit solchen Kleinkinderschlägen kannst du wohl 'ne Fliege zermatschen, aber kein Hufeisen schmieden!«
Er hatte aus Bodos schlechten Erfahrungen gelernt und stellte sich daher etwas geschickter an. Ein Hufeisen indessen brachte er nicht zustande.
Nachdem auch Berti, Ingelore und Walter ihr Glück versucht hatten, wollte Willy schmieden.
»Du bist noch zu klein«, sagte Ingelore, »du verbrennst dich nur!« Aber Hannes machte es möglich, daß selbst der Kleine hämmern konnte. Er nahm den Amboß vom Hauklotz herunter und stellte ihn auf den Boden. Dann gab er Willy einen ganz kleinen Hammer in die Hand, mit dem er schon umgehen konnte. Fröhlich quiekend schlug der nun auf das Eisen ein. Dabei schaute er nicht auf den Amboß, sondern strahlte seine Geschwister an, um zu sehen, ob sie seine Tüchtigkeit auch zur Kenntnis nahmen. »Ihr habt nun alle erlebt, wie man schmiedet«, sagte Hannes, als er schließlich das Gerät forträumte. »Wenn ihr es darin zum Meister bringen wollt, braucht ihr nur
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