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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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vorgestern, und es fliegt euch davon.« »Och«, schwächte Bodo ab, »solche Stürme gibt es höchstens alle zehn Jahre mal. Jetzt haben wir bestimmt Ruhe.« »Das kann man nicht wissen«, sagte Hannes. »Manchmal hat man zwei oder drei von der Sorte in einer Woche.« »Glaub' ich nicht«, rief Bodo. »Und wenn schon, bei uns im Schlafzimmer ist das Dach ziemlich heil, das hält noch zehn Stürme aus. Und hier beim Feuer regnet's ja auch nicht durch.« Hannes stand auf und stellte seine Ziehharmonika in den Wagen. »Ihr müßt es wissen«, sagte er, »ich würde an eurer Stelle nicht so leichtsinnig sein.«
    Walter ging neugierig zu Hannes hinüber und fragte: »Was hast du denn da im Wagen? Werkzeug und alles, was?« »Ja, natürlich«, antwortete Hannes. »Wenn man etwas reparieren muß, braucht man auch Werkzeug. Ich habe sogar eine richtige kleine Schmiede. Darauf kann ich Eisen glühend machen, daß es ganz hell leuchtet, beinah weiß, und dann kann ich es breitschlagen oder umbiegen oder zu einer Spirale drehen, geradeso, wie es gewünscht wird.
    Eisen wird nämlich ganz weich, wenn es glüht, und ist dann viel heißer als kochendes Wasser. Wer es anfaßt, der kriegt Brandblasen an den Händen so dick wie Pellkartoffeln.«
    »Oh«, lachte Walter, »so dick wie Pellkartoffeln! Das muß aber komisch aussehen!«
    »Da hast du recht«, bestätigte Hannes, »es sieht sehr komisch aus. Aber es ist nicht komisch! Brandblasen tun nämlich fürchterlich weh.«
    »Können Sie uns nicht mal zeigen, wie ihre Schmiede funktioniert?« fragte Rolf. »Ich hab' so was noch nie gesehen.« Hannes von der Nacht griff nachdenklich in seinen grauen Bart. »Ich weiß nicht«, sagte er, »eigentlich wollte ich ja schon weiterziehen.«
    »Och«, bat Berti, »ein bißchen können Sie doch noch bleiben, eine Nacht oder so!«
    »Oh, das geht wohl nicht«, antwortete Hannes. »Ich hab' gar kein Brot mehr in meinem Wagen. Da müßte ich im Laufe des Tages erst noch mal losgehen und was besorgen.«
    »Das muß ich auch noch!« rief Bodo. »Wir haben auch nichts mehr zu beißen. Meinetwegen können wir ja zusammen auf Klaue gehen!«
    Hannes wandte sich Bodo zu.
    »Ein guter Vorschlag«, sagte er, »mit zwei Mann macht sich das besser.« Und nach einer kleinen Pause: »Also schön, bleibe ich noch eine Nacht. Vorausgesetzt, daß ihr alle damit einverstanden seid und daß euer Onkel in Worpswede nichts dagegen hat!« »Der merkt das gar nicht!« rief Walter eifrig. »Bleib man ruhig hier!«
    Hannes lächelte dem Kleinen zu und fuhr ihm mit der Hand über das Haar.
    »Wenn das so ist, brauche ich ja keine Angst zu haben, daß er mich rausschmeißt«, sagte er. »Kommt, dann sollt ihr auch sehen, wie geschmiedet wird! Ich mache es draußen vor der Tür, damit die Wolldecken nicht zu brennen anfangen. Helft mir mal mit dem Wagen!« Berti und Rolf schoben den Wagen vorsichtig unter den Wolldecken durch vor die Haustür. Willy half auch mit. Draußen drängten sich alle neugierig um den Mann, den sie erst seit wenigen Stunden kannten, der aber schon jetzt ihr volles Vertrauen besaß. Hannes löste an der linken Seite des Wagens eine Verriegelung und klappte dann die hölzerne Wand herunter. Sie knickte in der Mitte ein, von Scharnieren und Stützen gehalten, und wurde so zu einem Tisch, an dem man arbeiten konnte. Im oberen Teil des Wagens, der nun geöffnet war, hingen Werkzeuge aller Art, eng, aber übersichtlich neben- und übereinander. Die Kinder sahen nicht nur Hämmer, Zangen, Schraubenzieher und Bohrer verschiedener Größe, sondern auch Hobel, Sägen, Stecheisen, Feilen und viele Pappschachteln und Holzkistchen mit Nägeln, Schrauben, Nieten und anderem Kleinmaterial. Auf engstem Raum war hier eine vollkommene Werkstatteinrichtung untergebracht. »Klasse, was?« staunte Rolf. »Was da alles reinpaßt!« Hannes nahm einen Schraubstock aus dem Werkzeugfach heraus und schraubte ihn in Sekundenschnelle an dem Arbeitstisch fest. »Das wäre das«, sagte er, »nun kommt die Feldschmiede. Die ist hier drin.«
    Er öffnete an der Vorderseite des Wagens eine Tür, die wie eine Zimmertür zur Seite ausschwang, und zog ein eisernes Gestell heraus, das wie ein Mittelding zwischen Tisch und Nähmaschine aussah. Es hatte nämlich sowohl vier Beine wie ein Tisch als auch ein großes Schwungrad, das wie bei einer Nähmaschine mit dem Fuß in Gang gebracht werden konnte.
    »Seht ihr, das ist meine Schmiede«, sagte Hannes, »größer ist sie

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