Die Kinder vom Teufelsmoor
sagte er, »von innen ist kein Rost dran!« Er holte Löffel und Teller herunter und ließ die Jungen schmausen. Währenddessen empfahl er Hannes von der Nacht alles, was von seinen Vorräten besonders schmackhaft war.
»An diesen Zuckererbsen hier«, sagte er, »darfst du nicht vorbeigehen! So was Köstliches findest du so leicht nicht wieder. Ich glaube, du hast sie letztens auch gehabt. Und dann der kalifornische Spargel hier! Butterweich, ein Gedicht! Wenn ihr Bohnen mögt, solltet ihr euch für die französischen entscheiden, die waren zwar immer etwas teurer im Einkauf, sind aber unvergleichlich. Auch die Linsen hier sind nicht zu verachten, süßsauer, weißt du, und sehr pikant. Und natürlich nehmt ihr euch auch Ananas, Pfirsiche und Aprikosen mit. Guck doch, wie die Jungen schmatzen! An Fleisch empfehle ich 1a Hammelfleisch aus Australien. Das ist wirklich gut. Natürlich schmeckt es nach Hammel, das ist ja klar, und das ist ja nicht jedermanns Sache, aber es ist schon was Besonderes. Dann hab' ich hier Schweinefleisch, guck, ›Pork‹ steht drauf! Das ist aus Nordamerika und sehr delikat. Brat- und Kochwürste sind leider nicht mehr da, die haben meine beiden Strolche ratzekahl aufgegessen, aber die müssen es ja wohl nicht unbedingt sein.«
Er holte eine hölzerne Kiste aus dem Heizungskeller und stellte die Dosen, die er empfohlen hatte, hinein.
»So«, sagte er, »das nehmt ihr mit, damit könnt ihr eine Weile reichen.«
»Mein lieber Fidi«, sagte Hannes, »wenn du meinst, daß ich das umsonst annehme, irrst du dich. So gut geht es euch nicht, daß ihr was verschenken könnt.«
»Keine Angst«, rief Fidi Butzmann, »geschenkt kriegst du es auch nicht! Du mußt dafür bezahlen! Du sollst nämlich zu unserer Silberhochzeit einen ganzen Tag lang Musik machen!« »Die kriegst du aus dem Radio viel billiger«, sagte Hannes. »Weiß ich«, antwortete Fidi, »aber deine ist besser!« »Lauter!« rief Hannes.
»Das auch«, sagte Fidi, »und das muß sie auch sein, wenn wir tanzen wollen. Aber das Schönste an deiner Musik ist, daß wir sie uns aussuchen und die beliebtesten Stücke drei-, viermal hören können.« Als sie wieder oben waren, nahm Hannes den jüngsten Butzmann-Sohn auf die Seite, gab ihm einen zusammengefalteten Zwanzigmarkschein und flüsterte ihm zu: »Hier, den schmuggelst du deiner Mutti heimlich ins Portemonnaie, hörst du? Aber so, daß sie nichts merkt, klar?«
»Das geht nicht«, sagte der Junge. »Meine Mutter weiß genau, wieviel Geld sie im Portemonnaie hat.«
»Na, dann steckst du es deinem Vater in die Manteltasche. Hat er nicht einen Mantel, den er nur selten anzieht?« »Ja, den Regenmantel!« »Gut! Da steck es man rein. Wenn er es dann eines Tages findet, denkt er, er hätte es irgendwann selbst reingesteckt und nur vergessen.« Der Junge schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er, »da könnte es ihm rausrutschen, ohne daß er es merkt. Ich stecke es lieber in Mamas Sparschwein, da fällt es nicht auf, weil schon viel drin ist.«
»Auch gut«, sagte Hannes. »Aber laß dich nicht dabei erwischen!« Dann tranken sie Kaffee.
Frau Butzmann hatte den Tisch freundlich gedeckt, hatte eine Dose mit Keksen aufgemacht und einen Honigkuchen angeschnitten und ließ sich von Hannes und den Kindern erzählen, was sie gemeinsam trieben und wie sie zusammengekommen waren. Hannes erkundigte sich genau nach dem Termin der Silberhochzeit und versprach, pünktlich zur Stelle zu sein und eine Tanzmusik zu machen, daß allen Gästen die Knie weich würden. Und dann traten sie schwerbeladen den Heimweg an. Mal trugen Hannes und Rolf die Kiste, mal Bodo und Berti. »Das war ja 'ne tolle Klaue!« sagte Bodo unterwegs. »Machst du das immer so?«
»Wenn es sich einrichten läßt, schon«, antwortete Hannes. Bodo blieb ein Stück zurück und flüsterte Berti ins Ohr: »Das hat er doch mit Absicht so gedreht, Mensch! Er kann mir doch nicht erzählen, daß er tatsächlich klauen wollte!«
»Na und?« sagte Berti. »Ärgerst du dich darüber? Ich bin froh, daß kein bissiger Köter oder wütender Bauer hinter uns her ist.« »Pah!« machte Bodo. »Mit denen wären wir schon fertiggeworden! Aber weil er unbedingt zu dem Koofmich wollte, der da drei Meilen hinter dem Mond haust, müssen wir jetzt den weiten Weg zurücklatschen, und das kotzt mich an! Das dusselige Moor hängt mir sowieso schon meterlang zum Hals raus. Das ist doch alles langweiliger Käse hier! Ein bißchen Torf, ein bißchen
Weitere Kostenlose Bücher