Die Kinder vom Teufelsmoor
Schnittbohnen dazu und schmeckte die Suppe mit Salz und Pfeffer aus Hannes' Gewürzkiste ab.
Pünktlich wie im ordentlichsten Haushalt stand mittags um eins das Essen auf dem Tisch.
Da tauchte auch Bodo in der Tür auf, obwohl ihn niemand gerufen hatte.
»Das Liegen in der Sonne macht verdammt hungrig«, sagte er, setzte sich an seinen Platz und langte tüchtig zu.
Am Nachmittag verbesserte Hannes Bertis Duschanlage, und er lötete aus einem Teil der Regenrinne eine Waschschüssel zusammen. »Wo hast du das bloß alles gelernt?« staunte Berti. »So was schaffe ich nie!«
»Ich glaube, doch«, sagte Hannes. »Komm, probier's, wir brauchen noch eine Schüssel! Du hast ja zugesehen, wie es gemacht wird. Laß dir Zeit und mache es genauso. Den Lötkolben mußt du noch mal erhitzen, wenn du soweit bist, und vergiß nicht, die Lötstellen gut zu säubern, sonst haftet das Zinn nicht. Ich baue inzwischen ein Plumpsklo. Solltest du nicht zurechtkommen, mußt du mich rufen.« Er holte einen Spaten aus seinem Wagen und begann hinter einem dichten Porstgebüsch zu graben.
Berti aber machte sich unter den Augen seiner kritischen Geschwister an die Herstellung einer Waschschüssel. Er staunte, wie leicht sich das Blech mit der Schere schneiden ließ, und mußte auch Walter erlauben, ein bißchen daran herumzuschnippeln, weil der sich mit dem Zusehen nicht begnügen mochte. Das Löten erwies sich allerdings als sehr schwierig. Der Kolben war heiß, er glühte fast, das Zinn wurde flüssig und lief, aber es verband sich einfach nicht mit dem Blech.
Hannes bemerkte die Unruhe der Kinder, kam hinter seinem Busch hervor und warf einen Blick auf die Lötstellen. »So geht es nicht«, sagte er, »das Material muß chemisch rein sein. Schmirgle die Bleche blank und streiche sie mit Lötfett ein, dann klappt es!«
Berti befolgte seinen Ratschlag, und nun haftete das Zinn sofort. Zwar dauerte es ziemlich lange, weil der Kolben, den Walter auf der Feldschmiede erhitzte, draußen schnell abkühlte, aber die Schüssel wurde fertig.
Hannes lobte Berti sehr, obwohl sich bei der Wasserprobe herausstellte, daß die Schüssel noch drei Leckstellen hatte. »Das ist ein gutes Stück Arbeit für einen Lehrling«, sagte er. »Du hast es von Anfang bis Ende selber gemacht, hast alle Schwierigkeiten, die auftraten, gemeistert und hast nun etwas vorzuweisen, woran du dich jeden Tag freuen kannst. Glücklich die Menschen, deren Mühe einen solchen sichtbaren Ausdruck findet! Wie arm sind dagegen die dran, die am Fließband stehen! Sie haben niemals die Freude am fertigen Produkt wie du in diesem Augenblick.« »Freude ist nicht wichtig«, rief Bodo dazwischen, der nicht mehr länger im Gras liegen mochte. »Hauptsache, die Kasse stimmt! Wenn ich gut bezahlt werde, ist es mir ganz egal, was ich mache. Meinetwegen arbeite ich auch bei der Müllabfuhr oder auf dem Schrottplatz.«
»Das sagst du jetzt«, entgegnete Hannes. »Wenn du erwachsen bist, sieht die Sache ganz anders aus. Warte es ab, du wirst es erleben!« Am Abend aßen sie Bratkartoffeln und setzten sich dann um das Feuer. Renas Katze lag auf der Herdmauer und schnurrte behaglich. Das Kaninchen schlief im Handwagen und Willy auf Ingelores Schoß. Hannes von der Nacht zündete seine Pfeife an. »Kenst du keine Geschichte?« fragte Walter. »Ich hör' so gern Geschichten, aber keiner erzählt welche!«
»Keiner erzählt welche?« wiederholte Hannes. »Was sagt man dazu! Dann wird es aber höchste Zeit, daß ich eine erzähle! Was für eine möchtest du denn hören?«
»Eine tolle!« rief Walter. »Mit Gespenstern und Mördern!« »Nein!« schrie Birgit. »Keine Gespenster! Ich hab' Angst, wenn ein Gespenst kommt!«
»Stell dich doch nicht so an!« rief Walter. »Das kommt doch nicht richtig!«
»Eigentlich müßtet ihr ja eine Geschichte aus dem Moor hören«, sagte Hannes. »Meint ihr nicht?«
»Au ja!« rief Rena. »Moorgeschichten sind spannend, und manche sind auch wahr!«
»Was du kleines Scheißerle nicht alles weißt«, spottete Bodo. »Das hat dir wohl deine doofe Lehrerin erzählt, was?« »Sie hat recht«, sagte Hannes, »manche sind wahr. Und die, die ich jetzt erzähle, ist es auch.« Bodo stand auf und stocherte im Feuer herum. »Schon schlecht«, sagte er. »Wahre Geschichten sind meistens langweilig.«
»Du quatschst mal wieder Abfall!« wies Rolf ihn zurecht. »Warum sollen wahre Geschichten nicht auch spannend sein? Kommt doch ganz darauf an, was passiert,
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