Die Kinder von Alpha Centauri
nicht überprüft?« murmelte Colman erstaunt.
»Doch. Da herrscht totales Durcheinander.«
»Aber wie -«
»Ich kenne Crayford und seine Frau. Jemand von der Besatzung hat mich
durchgeschleust. Das hat Zeit. Es geht um Celia.«
Dies war nicht der Augenblick, um anderen etwas vorzumachen. Colmans
Gesicht verkrampfte sich.
»Was ist mit ihr? Alles in Ordnung?«
Veronica nickte hastig.
»Sie ist nicht verletzt oder so etwas, aber in größten Schwierigkeiten.
Sie hat sich mit Sterm eingelassen und kann keinen Schritt tun, ohne beobachtet
zu werden. Sie könnte in größter Gefahr schweben, Steve. Sie muß unbedingt von
da oben fort.«
Colman nickte zwar, hob aber hilflos die Hände.
»Gut, aber wie soll das gehen?«
»Sie kommt heute am Abend herunter, um Unterlagen und Sachen aus dem
Haus zu holen, wenn es dunkel ist. Aber sie wird in Begleitung sein. Wir haben
einen Plan ausgeheckt, aber da muß ich zuerst ins Haus gelangen, bevor sie
kommen, und sie anschließend wegbringen. Außerdem muß ich später auf
irgendeine Weise zum Fährenlandeplatz kommen - er wird abgesperrt. Sie sind der
einzige, dem sie Vertrauen schenkt. Können Sie innerhalb einer Stunde von hier
weg?«
Colman blickte wie betäubt zur Seite. Hanlon und Armley warteten
ungeduldig, und Jay starrte ihn flehend an. Er dachte fieberhaft nach. Warum
Celia in Gefahr sein sollte und verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit
suchte, wußte er nicht, aber das konnte er später in Erfahrung bringen. Wenn er
sagte, daß er ein paar Stunden weg mußte, würde Sirocco ihn decken, das ging
also in Ordnung. Die Drohung damit, daß die Chironer in der Lage seien, das
Schiff zu zerstören, war offenkundig das größte Problem, aber es sprach wenig
dafür, daß diese Frage in den nächsten Stunden akut werden würde; auf der
anderen Seite war Celia bereits auf das festgelegt, was sie und Veronica
miteinander vereinbart hatten. Hier war also keine Verzögerung und keine
Änderung möglich. Celia mußte also an die erste Stelle treten. Jay konnte nach
Hause gehen und seinem Vater sagen, Colman werde erst später erscheinen;
gleichzeitig würde Jay die Familie darauf vorbereiten können, noch mehr Gäste
aufzunehmen, weil Colman nichts anderes übrigblieb, als Celia dort mit
hinzunehmen. Das war vielleicht sogar ganz gut, weil man sie dann zusammen mit
Bernard und dem anderen Flüchtling, von dem Jay gesprochen hatte, auf einen
Schlag aus Phönix hinausschmuggeln konnte. Flugzeuge, die Phönix verließen,
waren darauf programmiert, nur einen schmalen Korridor zu benützen, falls sie
nicht ausdrücklich die Genehmigung hatten, ein anderes Ziel anzufliegen, so
daß man die Betroffenen über die Grenze schmuggeln mußte. Er konnte ohne
Zweifel mit Sirocco im Bereitschaftsraum etwas arrangieren, aber das war
eigentlich Nebensache, weil Colman selbst schon genügend Erfahrung darin
besaß, Phönix zu verlassen und wieder zu betreten. Wie man Veronica vom
Stützpunkt aus helfen konnte, würde er Hanlon überlassen müssen.
»Wir finden wahrscheinlich einen Weg, Sie ins Haus zu schleusen,
Veronica. Ich weiß nicht, wie es im Augenblick auf dem Stützpunkt zugeht, aber
eine Einheit von uns wird jeden Augenblick in Marsch gesetzt. Das heißt, Sie
werden auch anderen Leuten vertrauen müssen. Okay?«
»Wenn Sie es sagen. Habe ich eine andere Wahl?«
»Nein.« Colman winkte Hanlon herüber. »Bret, das ist Veronica. Der Grund
tut nichts zur Sache, aber sie braucht Hilfe, um heute nacht vom
Fährenstützpunkt wegzukommen. Was meinst du?«
»Wir finden schon eine Möglichkeit. Wo und wann?« fragte Hanlon. Colman
sah Veronica an.
»Um 2130 startet eine Fähre auf Platz Fünf«, sagte sie. »Ungefähr eine
halbe Stunde vor dem Abheben verlasse ich sie. Ich muß nur auf chironisches
Gebiet gelangen. Von da aus schaffe ich es alleine.«
»Wohin?« fragte Colman.
»Zu Casey, denke ich«, gab Veronica zurück.
»Weiß Casey davon?« fragte Colman. Veronica schüttelte den Kopf. Colman
überlegte. »Was hier so vorgeht, gefällt mir alles gar nicht«, sagte er.
»Kennen Sie die Brücke vor dem Stützpunkt an der Südseite - wo die
Magnetbahn-Röhre an der Verteilerstation durch eine kleine Schlucht geht?«
»Ich denke schon. Das finde ich auf jeden Fall.«
»Kommen Sie zur Brücke und warten Sie dort«, sagte Colman. »Ich schicke
jemanden mit einer Nachricht für Kath nach Franklin; sie soll dafür sorgen,
daß Casey oder sonst jemand hinkommt. Es könnten SD-Streifen
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