Die Kinder von Alpha Centauri
daß er das nicht
vergessen würde - so wenig wie Stormbel selbst. Die Chironer steckten dahinter,
das stand für ihn fest, so wie sie hinter der Unterwanderung der Armee und
sogar eines Teiles von Stormbels eigener Truppe standen. Die Chironer würden
dafür bezahlen, wie jeder andere auch, der ihn behindert oder versucht hatte,
ihn zum Narren zu halten. Sie würden sofort bezahlen, wenn jemand Widerstand
leistete, sobald seine Truppen in Franklin einrückten. Seine Befehle waren
eindeutig.
»Der Aufbau in Canaveral geht planmäßig vor sich und wird vor Mitternacht
abgeschlossen sein«, teilte er Sterm bei einer mittäglichen Stabsbesprechung
im Regierungszentrum des Columbia District mit. »Der größere Teil von Phönix
ist verlassen worden, wie wir das schon vorausgesehen hatten, aber die
Hauptpunkte sind besetzt, die Verringerung der Mannschaftsstärken konnte
aufgehalten werden. Die Verlegung von SD-Einheiten auf die Oberfläche wird am
frühen Abend beendet sein, mit Ausnahme der Einheiten, die das Kampfmodul, den
Columbia District und Vandenberg zu halten haben. Alle morgigen Operationen
können wie geplant ablaufen. Der Schlag gegen die Kuan-yin wird um 0513 Uhr geführt, der Start der Orbitaldeckung
erfolgt sofort anschließend, der Vorstoß gegen Franklin bei Tagesanbruch.«
Sterm nickte langsam, während er die Punkte im stillen durchging. Er sah
Stormbel kalt an und wandte sich an Gaulitz, einen der leitenden Wissenschaftler,
der zusammen mit einigen Beratern abseits saß.
»Wir wollen uns wegen der Kuan-yin vergewissern«, sagte er. »Der Erfolg des Unternehmens steht auf dem
Spiel. Sie sind Ihrer Sache ganz sicher?«
Gaulitz nickte nachdrücklich.
»Es steht außer Frage, daß die Umbauten am Antriebsteil ein
Antimaterie-Rekombinationssystem darstellen. Die Strahlungspegel und
Spektralprofile aus dem Krater auf Remus bezeugen, daß er durch eine
Antimaterie-Reaktion verursacht worden ist. Der Nachweis von gammainduzierten
Umwandlungen, die Verteilung der neutronenaktivierten Isotopen, das Muster der
Rest -«
Sterm hob die Hand.
»Ja, ja, das hatten wir schon alles.«
Gaulitz nickte hastig und berührte eine Taste, um eine Ansicht der Kuan-yin auf den großen Bildschirm zu bringen. Sie zeigte
chironische Fähren an allen Andocköffnungen, während eine ganze Anzahl in
einigem Abstand auf Zugang wartete.
»Das ist eine weitere Bestätigung für Aufnahmen von heute morgen«, sagte
er. »Alles deutet darauf hin, daß die Chironer das Fahrzeug evakuiert haben.
Man kann daraus schließen, daß es aktionsbereit gemacht wird.«
Sterm betrachtete schweigend das Bild. Schließlich sagte einer der
anwesenden Colonels: »Wir haben uns das gründlich angesehen. Es gibt keine
Hilfsprojektoren oder irgendwelche anderen Nachweise für Sekundärbewaffnung.
Die einzige Richtung, in der gefeuert werden kann, ist heckwärts von der
Heckschüssel aus. Bei acht Raketen ist die Aussicht, daß mindestens eine davon
durchkommt, bei achtundneunzig Prozent. Bei sechzehn kann ein totaler Ausfall
kaum vorkommen.«
Die niedrigere Umlaufbahn der Kuan-yin ließ sie asynchron zur »Mayflower II« laufen, was dazu führte, daß die
beiden Raumschiffe alle dreieinviertel Stunden für zweiunddreißig Minuten
durch die Masse Chirons voreinander gedeckt waren. Die sechzehn
Vernichtungsraketen sollten vom Kampfmodul aus gestartet werden, während die
»Mayflower II« vor einem Vergeltungsfeuer der Kuan-yin geschützt war. Eine Salve sollte so programmiert werden, daß sie dicht
am Planeten vorbeischoß, so daß sie vom ganzen Rand des Planeten tief und
schnell hinauffegte, während die zweite Salve, einige Minuten zuvor abgefeuert,
weit hinausfliegen sollte in den Weltraum, um aus verschiedenen Richtungen von
hinten auf die Kuan-yin herabzustoßen. Die
Bahnen waren so berechnet, daß sie alle gleichzeitig auf die chironische Waffe
trafen. Eine Masse von der Größe der Kuan-yin konnte nicht schnell manövrieren, und bei den Simulationsläufen unter
schlechtesten Bedingungen im Computer hatte sich ein überwältigend günstiges
Verhältnis für den Angriff gezeigt, ohne Rücksicht auf die angewendeten
Abwehrmethoden.
»Die Berechnungen und Simulationen sind verifiziert worden?« fragte Sterm
und sah Gaulitz an.
»Gründlich und mehrmals. Es besteht keine Gefahr, daß die »Mayflower« zu
irgendeinem Zeitpunkt exponiert ist«, erwiderte Gaulitz.
Es gab keine weiteren wichtigen Punkte zu besprechen. Der Zeitplan stand
fest, und
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