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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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unterrichten.
Man legt viel hinein in das, was man zu hören bekommt.«
    »Aber sie scheinen eine Neigung zu menschlichen Urteilen zu haben«,
wandte Colman ein. »Sie wissen zu viel darüber, wie Menschen denken.«
    Kath lachte wieder.
    »Tun sie das? In Wirklichkeit nicht, wissen Sie. Wenn Sie genau
hinhören, bringen sie nicht viel selbst hervor, abgesehen von objektiven Tatsachen. Sie kehren um, was man
selbst sagt und geben es als Frage zurück, aber man hört es nicht so. Man
glaubt, sie sagen einem Dinge, die sie gar nicht meinen.«
    »Katalysatoren«, sagte Colman nach kurzem Nachdenken. »Sie haben recht,
wissen Sie, wenn ich es mir genau überlege. In Wirklichkeit veranlassen sie
einen nur dazu, sein Gehirn zu strapazieren, das man nicht genutzt hat.«
    »Richtig«, sagte Kath leichthin. »Geht es nicht genau darum, wenn man
Kinder unterrichtet?«
    Der »Doppelmond« nahm ein Ende des Kellers und Untergeschosses in einem
zentral gelegenen Häusergewirr der Magnetschwebestation gegenüber ein, davon
getrennt durch einen langen, schmalen Hof. Darüber gab es eine Bücherarkade,
und weiter oben schlossen sich Wohnbauten an. Das Lokal bestand aus einer Bar
unter der Straße, wo an den meisten Abenden Vorführungen stattfanden, und aus
zwei kleineren, stilleren darüber. Kath schlug vor, in eine der kleineren Bars
zu gehen, und Colman war einverstanden. Zum erstenmal gestattete er sich den
Gedanken, es könnte sich ein angenehm romantisches Zwischenspiel entwickeln, obwohl
er nicht begreifen konnte, warum er soviel Glück haben sollte. Wenn es doch
eintraf, wollte er zufrieden sein.
    Natürlich mußten Swyley, Stanislau, Driscoll und Carson hier sein. Er
konnte nicht mehr zurück; Swyley hatte ihn beim Hereinkommen schon entdeckt,
bevor ihm die vier Uniformen in der Ecke auffielen.
    »Die Welt ist klein, Chef«, erklärte Driscoll mit einem Feixen.
    »Ja, nicht wahr?« sagte Colman düster.
    Nicht lange, nachdem Colman und Kath Platz genommen hatten, entdeckte
Swyleys Radarauge Sergeant Padawski und eine Handvoll Kameraden von Kompanie B
beim Eintreten. Sie unterhielten sich laut und schienen leicht angetrunken zu
sein. Colman bemerkte Anita und ein anderes Mädchen von der Brigade, die sich
an die Soldaten klammerten und kreischend lachten. Er schüttelte verzweifelt
den Kopf, aber im Grunde ging ihn das nichts an. Nach einigen verkrampften
Augenblicken der Unentschlossenheit und Debatte im Vorraum der Bar gingen die
Neuankömmlinge die Treppe hinunter, ohne die Gruppe von Kompanie D zu
bemerken. Die Spannung legte sich, und Colman vergaß die anderen bald, als
Bekannte von Kath allein oder zu zweit hinzukamen. Auch der Maler kam herüber,
als er Colman erkannt hatte. Er war auf dem Heimweg vor zwei Stunden auf einen
Schluck hereingekommen.
    Die Chironer zollten Achtung, wo sie angebracht war, stellte Colman
fest, als er sich die Gespräche anhörte. Sie respektierten Wissen und Können in
jeder Form und zeigten das auch. Vielleicht war das die Art, dachte er, wie
die erste Generation in ihrer von Maschinen gesteuerten Umwelt zu konkurrieren
und sich eine Identität zu verschaffen bemüht gewesen war, wo Dinge wie Sund
der Eltern, soziale Stellung, Reichtum und Erbe keine Bedeutung gehabt hatten.
Und das hatten sie während der ganzen Entwicklung ihrer Kultur bewahrt.
    Er erinnerte sich an die Zeit, als er sechzehn gewesen war und dem Sohn
eines Senators nicht mehr als das verpaßt hatte, was dieser verdiente. Zwei
Hilfssheriffs hatten ihm in einer Zelle im Stadtgefängnis auf schmerzhafte
Weise »Respekt« beigebracht, und beim Militär war das seitdem so
weitergegangen. Aber das war Respekt im Stil der Erde. Er bekam langsam das
Gefühl, zum erstenmal den wahren Sinn des Wortes kennenzulernen. Wahrer Respekt
konnte nur verdient werden; er war nicht zu erpressen. Ein echter Führer führte
durch die Bereitschaft seiner Gefolgschaft, so wie die Leute in der
Fusionsanlage Kath oder Adams Kinder ihrem Sohn folgten, nicht auf Befehl. Die
Chironer konnten einander den Rücken zudrehen, was Howard Kalens nie können
würde, so, wie Colman es bei seinem Zug zu tun vermochte. Das war seine Art von
Menschen. Eigentlich erschien es ihm unheimlich, aber er begann sich hier zu
Hause zu fühlen - etwas, das ihm in seinem bisherigen Leben noch nie zugestoßen
war.
    Denn zum erstenmal überhaupt hatte er das Gefühl, jemand zu sein - nicht einfach »Sergeant, U.S. Army« oder
»Kennummer 5648739210« oder »weiß,

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