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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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mit den Juristen wegen der
Frage, wie die chironische Gewohnheit, aufeinanderfolgende oder manchmal
parallel laufende Polygamie und Polyandrie als ungesetzlich zu erklären, und
mit allen um der Frage willen, ob für die Errichtung von Kirchen
»Zusatzabgaben« erhoben werden müßten. So ging das zu.
    Was Fulmire bedrückte, war die Gefahr, daß aus dem allem Kalens
praktisch als Diktator hervorgehen konnte, gestützt von Borftein, der darauf
drängte, von der Leine gelassen zu werden. Jede Fraktion würde eine derartige
Machtkonzentration als potentiellen Rammbock ausschließlich für die eigene
Sache betrachten und erst recht als ein Instrument, das um jeden Preis den Konkurrenten
vorenthalten werden mußte. In einer explosiven Situation wie dieser konnte
alles geschehen, und Fulmire hatte die Vorstellung, daß die ganze Mission sich
durch interne Machtkämpfe zerriß, mit der Möglichkeit von Blutvergießen, wenn
am Ende jede Zurückhaltung aufgegeben wurde. Die einzige Kraft, die er die
Möglichkeit zutraute, die Lage ins Gleichgewicht zu bringen, war der
gemäßigtere Standpunkt, wie er durch die Bevölkerung der »Mayflower II« in
ihrer Gesamtheit ausgedrückt wurde, und unter Umständen war Paul Lechat in der
Lage, ihn zu mobilisieren, bevor alles zu spät war.
    Lechat stimmte darin überein, daß die chironische Kultur, weit davon
entfernt, ein naives und rückständiges Experiment zu sein, das ohne
Schwierigkeiten vom terranischen System aufgesogen werden konnte, wie die
Vermutung gelautet hatte, auf ihre eigene unorthodoxe Weise hochentwickelt war
und Veränderungen nicht leicht zugänglich sein würde. Man durfte nicht
zulassen, daß die beiden Bevölkerungen miteinander zusammenprallten, in der
Hoffnung, ein Gleichgewicht werde sich von selbst einstellen. Bevor es dazu
kam, würde irgendwo irgend etwas explodieren.
    Die Chironer hatten sowohl der Bitte der »Mayflower II« entsprochen,
auf der Oberfläche Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, als auch die
künftigen Bedürfnisse vorausgeahnt und Canaveral City und Umgebung in Richtung
Franklin weitergebaut, in stärkerem Maß, als das für die eigenen Ansprüche
notwendig gewesen wäre. Bisher war ein Viertel der Bevölkerung auf der
»Mayflower II« zum Planeten hinuntergezogen, aber dieser Umzug hatte sich
verlangsamt, weil sie nicht so rasch in dauerhafte Wohnungen umzogen, wie die
Chironer das erwartet hatten, in erster Linie deshalb, weil das Direktorat sie
angewiesen hatte, dort zu bleiben, wo sie waren. Der Platz für die Aufnahme von
noch mehr Menschen ging zur Neige, und die noch im Schiff Hausenden wurden
verständlicherweise unruhig.
    Lechat erklärte Fulmire, er halte es nicht mehr für ratsam, eine
terranische Gemeinde neben den völlig fremden Erfahrungen von Franklin zu
errichten - jedenfalls nicht sofort. Die Terraner würden Zeit brauchen, sich
umzustellen, und würden sich in der Zwischenzeit an ihre eigene Lebensweise
klammern. Die Nähe von Franklin könne nur zu Spannungen führen, wie Lechat
meinte, so daß man die Übersiedlung auf den Planeten ganz unterbrechen müsse.
Die bestehenden Pläne seien aufzugeben, und für die Übergangszeit müsse man
irgendwo anders eine neue terranische Siedlung bauen. Ein Gebiet namens Iberia
an der Südküste des westlichen Selene sei dafür geeignet. Lechat wußte auch
nicht, wie es danach weitergehen sollte, und bezweifelte sehr, ob man
irgendeine genauere Voraussage wagen könne, aber auf nahe Sicht sei das die
Lösung, um der ganzen Bevölkerung die Gelegenheit zu geben, sich ohne störende
Einflüsse niederzulassen, und den Extremisten, sich zu beruhigen und neu
nachzudenken.
    Fulmire stimmte zu und erklärte, nach seiner Meinung dächten viele Leute
so. Lechat überlegte, eine offizielle Separatistenbewegung zu gründen und bei
den Wahlen die Nominierung als Kandidat anzustreben. Bald danach begann er
Gespräche zu führen, um die Ansichten der anderen zu erkunden, und da seine
Interessen ihn mit den meisten Wissenschaftlern in enge Verbindung gebracht
hatten, standen sie auf seiner Liste an oberster Stelle. Unter ihnen war Kerry
Pernak, dessen Forschungsarbeit Lechat seit Jahren verfolgte. Lechat lud
deshalb Pernak und Eve Verritty eines Abends zum Essen im »Francoise« ein,
einem Lokal im Columbia District, das hauptsächlich von Politikern und
Medienleuten besucht wurde, und erklärte die Situation.
    »Ich glaube nicht, daß daraus etwas wird«, sagte Pernak kopfschüttelnd,
als

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