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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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ich nicht …«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Schau selbst!« Der Piskey machte eine Handbewegung mit seinen langen, schwimmhäutigen Fingern, die so unglaublich kompliziert war, dass Siggis Auge ihr kaum folgen konnte. An der Seite des Weges, zur Linken, teilte sich der Nebel. Zwischen den wallenden Schwaden schälte sich ein Hügel heraus. Auf diesem Hügel sah er eine Frau auf einem weißen Pferd. Kleine, bunt schillernde Vögel umschwirrten ihren Kopf und nisteten in ihren langen, goldenen Haaren. Sie saß seitlings auf dem Sattel, wie Frauen früher ritten. Ihr weißes, seidiges Gewand floss herunter bis fast auf die Erde, sodass sie überhaupt keine Füße zu haben schien. Das Pferd, auf dem sie ritt, bewegte sich in einem langsamen Schritt; dabei schien die Erde unter ihm hinwegzugleiten, sodass es zwar immer in Bewegung blieb, aber nie von der Stelle kam.
    Sie war die schönste Frau, die Siggi je in seinem Leben gesehen hatte.
    Er machte einen Schritt auf sie zu. Der Hügel, auf dem sie sich befand, schien gar nicht so weit weg zu sein, und der kleine Umweg, den er würde machen müssen, war ihm die Sache wert. Er ging noch ein paar Schritte, ohne sich dessen richtig bewusst zu werden. Als er aufblickte, war der Hügel nicht näher gekommen. Mit einem erneuten Antritt stapfte er wieder los.
    »Siggi!«, rief jemand. Er hörte es kaum. Das heißt, er hörte es schon, aber seine Ohren waren so erfüllt von dem Zwitschern und Jubilieren der Vögel Rhiannons, dass er allen anderen Lauten gar nicht erlaubte, in sein Bewusstsein vorzudringen. »Siggi, verdammt noch mal, wo willst du hin? Bleib stehen!«
    Irgendjemand packte ihn an der Jacke. Siggi versuchte sich loszureißen. Einen Moment lang verlor er die Frau auf dem weißen Pferd aus den Augen – und als er wieder hinsah, war sie plötzlich weg. Wie vom Nebel verschluckt.
    Siggi wand sich. »Lass mich! Ich muss zu ihr …«
    »Aber da ist niemand, Siggi.« Hagen war bei ihm, hielt ihn fest. »Du kannst doch nicht einfach in den Nebel hineinlaufen!«
    Siggi standen Tränen in den Augen. »Hast du sie denn nicht gesehen?«
    »Ich habe gar nichts gesehen. Nur Nebel.«
    Siggi wandte den Blick. Der Piskey hockte auf dem Boden, die Augen auf die Spitze von Hagens Speer geheftet, und grinste von einem Ohr zum anderen.
    Hagen stieß mit dem Speer nach ihm. Der Piskey verlor sein Grinsen und duckte sich.
    »Er war’s«, sagte Hagen. »Er hat dir was vorgegaukelt. Wenn du das noch einmal versuchst«, fuhr er fort, an den Piskey gewandt, »dann bekommst du meinen Speer zu spüren; ist dir das klar? Und das tut dann wirklich weh.« Der Piskey hob entschuldigend die breiten Schultern, ohne dabei Hagen und seinen Speer auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Ich wollte es ihm doch nur zeigen, wie es ist, wenn ein Sterblicher Rhiannon von den Vögeln erblickt. Pwyll ist es auch so gegangen. Er war hin und weg. Und damit fing das ganze Unheil an …«
    »Jetzt halt den Mund und geh weiter!«, befahl Hagen.
    Der Piskey knurrte etwas vor sich hin, als er aufstand und weiterwatschelte.
    Als sie nach wenigen Schritten den Pfad wieder erreicht hatten, hatte Siggi schon wieder zu ihm aufgeschlossen.
    »Und was hat er gemacht, dieser … Poul? Hat er sie gefunden? Sag’s mir; ich muss es wissen.«
    Der Piskey sah von der Seite zu ihm hinauf. »Ach ja?«, murrte er. »Der junge Sohn Llŷrs muss es wissen? Der brave Piskey soll es ihm erzählen, ja? Und was macht der arme Piskey, wenn der andere, der Sohn Dôns, ihm den scharfen spitzen Speer zwischen die Rippen stößt?«
    »Kümmer dich nicht um ihn«, sagte Siggi. »Erzähl!« Er warf Hagen einen Blick über die Schulter zu, der fast etwas Flehendes hatte. Hagen runzelte die Stirn, aber er sagte nichts. »Wie hat er es gemacht?«
    »Er hat versucht zu ihr zu gelangen, so wie du. Aber je näher er kam, umso weiter war sie weg. Und am nächsten Tag wieder, und am dritten Tag ebenso. Dann hat er das einzig Kluge getan, was er tun konnte … Na, was wohl?« Siggi zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Er hat sie gerufen. Daran siehst du, wie dumm die Menschen sind. Und sie ist zu ihm gekommen. Dann hat er sie gefragt, ob sie seine Frau werden wolle, und sie hat Ja gesagt.«
    »So einfach war das?«
    »Einfach?« Der Piskey lachte. »Nichts ist einfach, wenn es um eine Beziehung zwischen Menschen und Geschöpfen der Anderswelt geht, glaub mir. So wurde er zur Hochzeit eingeladen, an den Hof ihres Vaters. Und

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