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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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ihm auf.
    »Du hast ihn getötet, nicht wahr?« Er erinnerte sich daran, was der Alte ihnen selbst erzählt hatte, auf ihrer Fahrt zu den westlichen Inseln. Nur dass sie damals noch nicht gewusst hatten, dass er von sich selbst sprach. »Du hast ihn getötet wegen ein paar Schweinen.«
    »Es ist keine Tat, auf die ich stolz bin«, meinte der Alte, »das sagte ich bereits. Aber eines zumindest hat es bewiesen: Es zeigte mir, dass die Macht des Schattenreiches nicht unbesiegbar ist. Denn auch Pryderi, ob er nun Pwylls Sohn war oder nicht, war ein Herr von Annwn. So schmiedete ich meine Pläne im Verborgenen und setzte meine ganze Hoffnung auf Arthur …«
    Sie hatten den letzten Teil des Abstiegs erreicht. Vor ihnen lag nur noch ein Abhang aus weißem Dünensand, mit hohem, hartem Gras bewachsen, und dahinter begann das Meer. Eine Art Pfad, nur an der unterschiedlichen Brechung des Lichts zu erkennen, führte geradeaus weiter durch das spiegelnde Watt zu der Insel, die vor der Küste lag. Die hoch stehende Sonne, die schon ein Stück nach Süden gewandert war, ließ die Strömungen und Rinnen im Schlick deutlich hervortreten. Es war immer noch Ebbe. Wie lange würde es dauern, bis die Flut kam?
    »Was mich viel mehr interessiert«, sagte Hagen, der zu ihnen aufgeschlossen und die letzten Worte des Gesprächs mitbekommen hatte, »was aus Manawyddan geworden ist: Wie stand er der ganzen Sache gegenüber? Er war der Freund dieses Pryderi, wenn ich mich richtig erinnere. Er wird dir nicht gerade gut gesinnt sein, oder?«
    Merlin drehte sich zu ihm um. In seinen Augen funkelte es. »Ja, aber er war auch das Haupt des Hauses Llŷr«, gab er zu bedenken. »Und Arthur, der Urenkel seiner Schwester Branwen, war der letzte Erbe dieses Hauses …«
    Er wandte sich wieder ab und begann den Dünenhang hinabzusteigen. Der Wind, der die Gräser peitschte und den Sand verwehte, heulte so laut, dass der Alte fast schreien musste, um sich verständlich zu machen.
    »… und darum brachte ich ihn zu ihm. Ich konnte ihn schließlich nicht ewig bei den Hexen lassen … vielleicht hätten sie ihn eines Tages doch in den Kessel geworfen … Und Uther konnte ihn nicht schützen … Er befand sich im Krieg mit den Sachsen … und seinen eigenen Landsleuten … Nein, Manawyddan war der Einzige … bei dem er in Sicherheit war …«
    Merlin hatte den Strand erreicht und hielt nun auf den Anfang des Damms zu.
    »Hat … geholfen?« Der Wind riss Hagen die Worte von den Lippen.
    »Was?«
    »Und hat es etwas genutzt? Hat er dir geholfen?«
    Der Alte bleckte die Zähne. Sein Grinsen hatte etwas von dem eines Totenschädels.
    »Weiß nicht … Aber eines ist mir klar … Er wusste um den Wert der Schätze von Erin … und ihre Gefahr …« Er bückte sich, um seine Stiefel auszuziehen. So wie er da stand, in den Wind gelehnt, mit nackten Füßen, glich er eher einem einfachen Fischer als einem Druiden und Magier. Hagen und Siggi, die mit ihren Mänteln kämpften, und Gunhild in ihrem hellen Kleid hatten im Vergleich weit mehr von Helden der Vorzeit an sich als der gebeugte alte Mann.
    »Und noch etwas …« Merlin wandte sich um. Seine Stimme war laut und klar. »Ich erinnere mich wieder. Manawyddan war einer der Sieben, die von Caer Siddi zurückkehrten.«
    Ohne ein weiteres Wort nahm er seine Stiefel auf und trat hinaus auf den befestigten Damm, der fernen Insel entgegen.
    Siggi und Hagen konnten sich nur einen Blick zuwerfen; ein Gespräch war nicht mehr möglich. Gunhild, die als Letzte zu ihnen stieß, machte sich ebenfalls daran, ihre Schuhe auszuziehen. Siggi überlegte einen Moment, ob er diesem Beispiel folgen sollte, sagte sich dann aber, dass an seinen Turnschuhen vermutlich doch nicht mehr viel zu retten war. Da behielt er sie besser an, bevor er sich noch einen Splitter oder eine scharfe Muschel in den Fuß trat. Also folgte er dem Alten, der schon einigen Vorsprung gewonnen hatte, und ging los.
    Und während er vor sich hin stapfte, die Augen halb geschlossen gegen den beißenden Wind, hatte Siggi eine Vision.
    Ein Junge, blond gelockt, in einen einfachen Kittel aus grobem Leinen gekleidet, vor einem Stein, in dem ein Schwert steckt, aufrecht, mit dem Griff nach oben. Der Junge legt seine Hand um den Griff des Schwertes.
    Und neben ihm ein Mann, hoch gewachsen, in einen langen Umhang gehüllt, der von keiner bestimmten Farbe zu sein scheint – mal grün, mal blau, mal von einer dritten, undefinierbaren Farbe wie das Meer unter dem

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