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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Kirmeswagen würde in einer schlammigen Pfütze steckenbleiben, doch Bones fuhr ohne Probleme hindurch.
    Sie näherten sich gerade dem Versteck des seismischen Vibrators, als im Radio die Nachrichten gebracht wurden. Priest drehte am Lautstärkeknopf.
    Was er hörte, ließ ihn vor Schreck erbleichen.
    »Die gegen die Terroristengruppe namens ›Kinder von Eden‹ ermittelnden FBI-Agenten haben heute ein Phantombild veröffentlicht, das einen der Verdächtigen zeigt«, sagte der Nachrichtensprecher. »Sein Name wird mit Richard oder Ricky Granger angegeben, Alter achtundvierzig, aus Los Angeles stammend.«
    »Ach du große Scheiße!« stieß Priest hervor und trat brutal aufs Bremspedal.
    »Granger wird außerdem wegen eines Mordes gesucht, der vor neun Tagen in Shiloh, Texas, begangen wurde.«
    »Was?« Niemand wußte, daß er Mario getötet hatte, nicht einmal Star.
    Die Reisesser mochten ja geradezu versessen darauf sein, ein Erdbeben auszulösen, das Hunderte von Menschen das Leben kosten mochte, doch sollten sie je erfahren, daß Priest dafür einen Mann mit einer Rohrzange erschlagen hatte, würden sie mit Abscheu reagieren. Die menschliche Natur war voller Widersprüche.
    »Das ist nicht wahr«, sagte Priest zu Melanie. »Ich hab‘ niemand ermordet.«
    Melanie starrte ihn an. »Ist das dein richtiger Name?« fragte sie.
    »Ricky Granger?«
    Er hatte ganz vergesen, daß sie gar nicht wußte, wie er wirklich hieß.
    »Ja«, sagte er und dachte fieberhaft darüber nach, wer außerdem noch über seinen bürgerlichen Namen Bescheid wissen konnte. Priest hatte ihn fünfundzwanzig Jahre lang nicht mehr benutzt – erst wieder in Shiloh. Plötzlich fiel ihm siedendheiß ein, daß er in Silver City im Büro des Sheriffs gewesen war, um Flower aus dem Gefängnis zu holen, und für einen Augenblick stockte ihm das Herz; dann aber erinnerte er sich daran, daß der Deputy davon ausgegangen war, Priest trüge den gleichen Namen wie Star, und daß er ihn mit ›Mr. Higgins‹ angeredet hatte. Gott sei Dank.
    »Wie sind die an ein Foto von dir gekommen?« fragte Melanie.
    »Die haben kein Foto«, erwiderte er, »sondern ein Phantombild. Wird wohl so was Ähnliches sein wie früher die Bilder vom Polizeizeichner …«
    »Ich weiß, was du meinst«, unterbrach Melanie ihn. »Nur die Cops heute ein Computerprogramm benutzen.«
    »Es gibt für alles und jedes ein blödes Computerprogramm« murmelte Priest, der jetzt heilfroh war, daß er sein Äußeres verändert hatte, bevor er den Job in Shiloh annahm. Daß er sich einen Bart hatte wachsen lassen, hatte sich offensichtlich gelohnt, und war auch die Mühe wert gewesen, sich jeden Tag das Haar hochzustecken und das Ärgernis auf sich zu nehmen, die ganze Zeit-‘j einen Hut tragen zu müssen. Mit ein bißchen Glück würde das Computer-Phantombild seinem derzeitigen Aussehen nicht im Entferntesten gleichkommen.
    Doch er mußte sichergehen.
    »Ich muß irgendwo ‚nen Blick in einen Fernseher werfen«, sagte er.
    Er sprang aus dem Wagen. Bones hatte das Drachenmaul nahe an das Versteck des seismischen Vibrators gefahren, und Oaktree und Star stiegen aus der Fahrerkanzel. Mit wenigen Worten erklärte Priest ihnen die Lage.
    »Ihr fangt hier schon mal an«, sagte er.»Ich muß noch kurz nach Silver City. Melanie nehme ich mit – ich will auch ihre Meinung hören.«
    Er stieg wieder ins Auto, fuhr aus dem Waldstück und schlug die Richtung nach Silver City ein.
    Am Rande der kleinen Stadt entdeckten sie ein TV- und Videogeschäft. Priest parkte vor dem Laden und stieg mit Melanie aus.
    Nervös schaute er sich um. Es war immer noch hell. Wenn er nun jemanden traf, der sein Gesicht im Fernseher gesehen hatte – was dann? Alles hing davon ab, ob dieses Bild ihm ähnlich sah.Das mußte er unbedingt erfahren. Es war ein kalkuliertes Risiko. Priest ging auf den Laden zu.
    Im Schaufenster standen mehrere eingeschaltete Fernseher, die alle die gleiche Sendung zeigten, eine Gameshow. Ein silberhaariger Moderator in taubenblauem Anzug blödelte mit einer Frau mittleren Alters herum, die ihren Lidschatten zu dick aufgetragen hatte.
    Priest blickte den Gehsteig hinauf und hinunter. In der Nähe war niemand zu sehen. Er schaute auf die Uhr: kurz vor sieben. In wenigen Augenblicken mußten die Nachrichten beginnen.
    Der silberhaarige Moderator legte den Arm um die Frau und sprach in die Kamera. Ein kurzer Schwenk über das Publikum, das tosenden Beifall spendete. Dann wurde ins Nachrichtenstudio

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