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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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vertraut, doch immer noch begehrenswert. In der vergangenen Nacht hatte er sein Bett mit niemandem geteilt. Star verbrachte die Nächte immer noch mit Bones, und Melanie war bei ihrem Mann in Berkeley. Also muß der große Zampano alleine schlafen.
    Als Star sich mit einem Handtuch abtrocknete, sagte Priest: »Komm, laß uns ‚ne Zeitung besorgen. Ich will wissen, ob Gouverneur Robson gestern abend irgendwas von sich gegeben hat.«
    Sie zogen sich an und fuhren zu einer Tankstelle. Während Star ein Exemplar des San Francisco Chronicle besorgte, tankte Priest den Barracuda auf.
    Mit kreidebleichem Gesicht kam Star zurück. »Guck dir das an«, sagte sie und zeigte ihm die Titelseite. Priest starrte auf das Foto eines jungen Mädchens, das ihm bekannt vorkam. Nach einem Augenblick erkannte er voller Entsetzen, daß es Flower war.
    Fassungslos nahm Priest die Zeitung.
    Neben Flowers Bild war eines von ihm.
    Beides waren Computer-Phantombilder. Sein Bild, erkannte Priest, stützte sich auf sein Aussehen bei der Pressekonferenz des FBI. Damals hatte er sich als Peter Shoebury getarnt, mit großer Brille, das Haar nach hinten gekämmt. Er glaubte nicht, daß jemand ihn anhand dieses Bildes erkennen würde.
    Flower war nicht getarnt gewesen. Doch ihr Computerbild glich einer schlechten Porträtzeichnung – es war nicht sie, sondern wie sie. Priest schauderte. Ihm war kalt. Er war Angst nicht gewöhnt. Er war ein Draufgänger, der das Risiko liebte. Aber hier ging es nicht um ihn. Er hatte seine Tochter in Gefahr gebracht.
    »Warum mußtest du zu dieser Pressekonferenz gehen, verdammt noch mal?« fragte Star wütend.
    »Ich wollte wissen, wie weit das FBI mit seinen Ermittlungen war.«
    »Eine bescheuerte Idee!«
    »Ich war schon immer ein Mann schneller Entschlüsse.«
    »Ich weiß.« Stars Stimme wurde weicher, und sie berührte seine Wange. »Wärst du ein Weichei, wärst du auch nicht der Mann, den ich liebe.«
    Vor einem Monat hätte die Veröffentlichung der Bilder noch keine Rolle gespielt: Niemand außerhalb der Kommune kannte Flower, und niemand innerhalb der Kommune las die Zeitung.Doch Flower war
    heimlich in Silver City gewesen, um sich mit Jungen zu treffen; sie hatte ein Poster aus einem Laden gestohlen; man hatte sie verhaftet, und sie hatte eine Nacht in polizeilichem Gewahrsam verbracht. Würden sich die Leute, denen Flower begegnet war, an sie erinnern? Und falls dem so war – würden dies Leute Flower auf dem Computerbild erkennen? Der Bewährungshelfer erinnerte sich vielleicht an sie, doch zum Glück war er noch in Urlaub auf den Bahamas, wo er den San Francisco Chronicle wohl kaum zu Gesicht bekam. Aber was war mit der Frau, die Flower über Nacht untergebracht hatte? Eine Lehrerin, zugleich die Schwester des Sheriffs, wie Priest sich erinnerte. Dann fiel ihn auch der Name wieder ein: Miss Waterlow. Vermutlich bekam diese Frau Hunderte junger Mädchen zu sehen, doch es konnte sein, daß sie sich an die einzelnen Gesichter erinnerte. Oder sie hatte ein schlechtes Gedächtnis. Oder sie war ebenfalls in Urlaub gefahren. Oder sie hatte die heutige Ausgabe des Chronicle nicht gelesen.
    Oder ich bin am Ende.
    Er konnte nichts dagegen tun. Falls die Lehrerin das Bild sah und Flower erkannte und das FBI anrief, würden sich hundert Agenten auf die Kommune stürzen, und es wäre aus und vorbei.
    Priest starrte auf die Zeitung, während Star den Text las. »Würdest du sie nach diesem Bild wiedererkennen, wenn du sie nur flüchtig gesehen hättest?« fragte er dann.
    Star schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber mir wär‘ wohler, wenn wir sicher sein konnten.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß die vom FBI so clever sind«, sagte Star.
    »Einige sind‘s, andere nicht. Diese kleine Asiatin macht mir Sorgen. Diese Judy Maddox.« Priest erinnerte sich an den Anblick Judys im Fernsehen: schlank und anmutig drängte sie sich durch eine feindselige Menge, wobei ein Ausdruck unerschütterlicher Entschlossenheit auf ihrem fein geschnittenen Gesicht lag. »Ich hab‘ ein ungutes Gefühl, wenn ich an sie denke«, sagte er. »Ein verdammt ungutes Gefühl. Sie findet immer wieder neue Spuren -zuerst den seismischen Vibrator, dann das Bild von mir in Shiloh, jetzt Flower. Vielleicht hat Gouverneur Robson deshalb noch nicht reagiert, weil diese Frau ihm die Hoffnung gibt, daß wir geschnappt werden. Steht in dem Artikel was davon, daß Robson eine Erklärung abgegeben hat?«
    »Nein. In dem

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