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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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»Aber sie hat von dem Roten Mann geträumt, dem Dagda, und sie hat ihn gesehen, wie die Mórrigan ihn damals sah.«
    »Aber wird sie bereit sein, das zu tun, wofür wir sie hergebracht haben?« Das war wieder Érius Stimme.
    »Für das Opfer, meinst du …«
    Und wieder nichts. Stille. Gunhild unterdrückte einen Fluch. Gerade jetzt, wo es interessant wurde! Die Stimmen kamen herüber geweht, je nachdem wie die Luftströmungen in diesem Kaminsystem hin und her gingen. Sie musste näher heran.
    Sie kroch weiter, bis sie einen Lichtschimmer durch die Steine dringen sah. Es war kein Tageslicht. Nein, es war ein roter Schein, wie von Feuer.
    Sie schob das Gesicht ganz nahe heran an die Stelle, wo das Licht hindurch drang – und sah hinab in die Kammer.
    Jetzt begriff sie. Dieser Stollen, durch den sie gekrochen war, war Teil eines Belüftungssystems, das die unterirdischen Wohnräume von Cruachan mit der Außenwelt verband. Vermutlich hatte man einfach eine natürliche Höhle im Fels ausgeweitet und mit gemauerten Wänden versehen; der Schutt, den man hinausgetragen hatte, war zum Teil für die Außenmauern verwendet worden. Vielleicht hatte man auch einfach Hohlräume damit verfüllt, wo der gewachsene Fels nicht der Vorstellungen der Erbauer entsprach. Im Inneren jedoch gab es immer genug zum Atmen, da die mörtellosen Wände genug Möglichkeiten boten, die verbrauchte Luft abziehen und neue nachströmen zu lassen. Das erklärte auch, warum die Kerzen in der Halle immer so ruhig brannten.
    Doch all diese Gedanken, die Gunhild durch den Kopf schossen, verblassten gegenüber dem, was sie sah – und hörte.
    Sie konnte die Gestalten nur teilweise erkennen, aber es reichte, um das zu bestätigen, was sie sich ohnehin schon gedacht hatte. Es waren die drei: Brigid, Ériu und die Caillech. Das Feuer im Herd, das wieder angefacht worden war, und der Kerzenschein spendeten genügend Licht, um zu erkennen, dass die drei zusammenhockten und sich unterhielten.
    Und das war es, was Gunhild hörte:
    Ériu: »Wenn wir die vier heiligen Schätze zusammenbringen könnten – Schwert und Speer, Kessel und Stein –, dann wäre das Land wieder geheilt.«
    Brigid: »Aber das ist ein Traum. Es muss uns genügen, dass wenigstens wir drei wieder zusammen finden – Jungfrau, Mutter und Greisin – als die Mórrigan, die große Königin.«
    Die Caillech: »Und dass sie wieder herrscht, ja? Herrscht wie einst, in Schrecken, durch die Anbetung des Volkes …«
    Ériu: »Und dazu brauchen wir das Opfer.«
    Brigid: »Was hast du gesehen, Großmutter? Was hat dir der Kessel gezeigt?«
    Die Caillech: »Ich sah die Mórrigan im schwarzen Kreis, in der Stunde, wenn der Mond sich verfinstert.
    Und ich sah das Opfer. Doch seine Gestalt blieb mir verborgen.«
    Ériu: »Das ist in drei Nächten, von heute gerechnet. Die Zeit wird knapp.«
    Brigid: »Und das Mädchen wird rebellisch. Wie sollen wir es bis dahin ruhig halten?«
    Die Caillech (verärgert): »Das ist nicht meine Aufgabe. Ich werde nach Mumu gehen, in den Süden. Dort ist der alte Glaube noch stark, ja. Dort werde ich vielleicht, vielleicht …«
    Ériu (seufzend): »Also gut, ich werde auf sie Acht geben. Ich habe schon genügend Kinder gehütet; ich werde mit ihr schon fertig.«
    Brigid (entschlossen): »Und ich gehe nach Uisnech und bereite alles für das Opfer vor. Dort treffen wir uns wieder, in drei Nächten, in Crom Dhu.«
    Die Caillech: »Horcht!«
    Gunhild schreckte auf. In ihrer Erregung hatte sie sich zu weit vorgebeugt, sodass sie gegen die Steine des Kraggewölbes gedrückt hatte. Die winzige Verschiebung reichte aus, dass Staub und Steinbröckchen in die Tiefe rieselten.
    »Nur ein Tier …« Das war Ériu.
    »… oder ein Vögelchen, das uns belauscht …«
    Aber Gunhild hatte genug gehört. Sie war schon auf dem Rückzug. Da sie sich in der engen Röhre nicht umdrehen konnte, musste sie rückwärts kriechen. Ihre Knie taten weh, und sie hatte sich die Hand an einem scharfen Stein geschnitten. Doch die Schmerzen waren nichts gegen den Tumult, der in ihrem Kopf tobte.
    So. Die drei hatten sie also hierher gebracht für ein Opfer. Ein Opfer, das die Mórrigan vollziehen sollte. Ein Opfer in Uisnech; sie erinnerte sich noch genau daran, aus ihrem Traum vom Roten Mann: Uisnech, der Nabel von Erin. Das Zentrum der Welt. Und auch wenn die Alte gesagt hatte, sie habe die Gestalt des Opfers im Kessel nicht gesehen, so hatte Gunhild keinen Zweifel daran, wen man dazu auserkoren

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