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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wohin die Bürger getrieben wurden. Nach Norden in Richtung der Brände und des Hauses der Masken. Er drehte sich um und überlegte, dass er sich am besten oben verstecken sollte, vielleicht unter einem Bett. Zwei Tsardonier standen am oberen Ende der kurzen Treppe und starrten ihn mit harten Augen an. Han schloss die Augen und sank zu Boden. Es gab keine Fluchtmöglichkeit.
    Sie töteten ihn nicht, sondern stießen ihn nur auf die Straße hinaus und scheuchten ihn in den Nordteil der Stadt zu den anderen, die wie er beinahe entkommen wären. Wie sich herausstellte, brannte das Haus des Lesers, das direkt neben dem Haus der Masken stand. Das zweistöckige Gebäude war völlig in Flammen aufgegangen. Sogar die Steine glühten rot, als die letzten Balken in der gewaltigen Hitze zerbrachen. Die Dachziegel waren längst ins Innere gestürzt.
    Vor dem brennenden Gebäude stand der Leser und starrte stumm das Zerstörungswerk an. Zwei Tsardonier hatten ihn in die Mitte genommen und hielten ihn an den Armen fest, obwohl er keinen Widerstand leistete. Auf der Gebetswiese vor dem Haus der Masken war die gesamte Einwohnerschaft von Gullford versammelt.
    Die Männer schoben Jesson in die schweigende Menge hinein. Er empfand die gleiche Angst wie alle anderen, sah erschrockene Augen und händeringende Menschen, deren Lippen bebten. Ein schrecklicher Anblick im Feuerschein. Die Einwohner klammerten sich, Unterstützung suchend, aneinander und blickten in die Runde, um Trost und eine Erklärung zu finden. Leises Schluchzen war zu hören. Jesson schwitzte, das Feuer und die Nacht waren unerträglich heiß. Sein Mund war trocken, die Kehle wurde ihm eng. Er hätte nicht sprechen können, falls er überhaupt irgendwelche Worte gefunden hätte. Was ihnen auch geschehen sollte, er wollte, dass es rasch vorbei war.
    Tsardonische Reiter mit Fackeln umringten sie auf drei Seiten. Nach vorn blieb der Blick auf den Brand und die anderen Menschen unbehindert. Den Leser hatten sie inzwischen neben den Opfertisch geschoben, der noch vor Kurzem anlässlich des Fests zu Solasauf mit Früchten, Fisch und Fleisch geschmückt gewesen war. Jetzt war der Tisch leer, auf der schwarz gemaserten weißen Marmorfläche spiegelten sich die Flammen, grell und hypnotisierend.
    Drei Tsardonier bauten sich vor dem Tisch auf. Große Männer waren es, mit glatt rasierten Köpfen und Bärten. Ihre Lederwämser waren mit Stahlknöpfen besetzt, und jeder trug einen langen Krummsäbel an der rechten Hüfte. Leidenschaftslos betrachten sie die Einwohner von Gullford.
    »Wir haben euch gewarnt«, verkündete der Mann in der Mitte mit starkem Akzent. »Wir haben euch aufgefordert, der Konkordanz und ihrem falschen Gott abzuschwören. Wir haben euch aufgefordert, eurem Marschall mitzuteilen, was wir zu sagen hatten. Entweder ihr habt nicht mit ihm gesprochen, oder er hat nicht zugehört. Jetzt müsst ihr die Konsequenzen eurer eigenen Entscheidung tragen.«
    In der Menge entstand Unruhe.
    »Die Konkordanz ist eine Plage dieser Welt, und ihre Völker sind unsere Feinde. Ihr Glaube ist schwach. Sie hat einen ungerechten Krieg gegen Tsard begonnen, und wir werden uns ihren Legionen nicht ergeben. Seht euch an, wo wir jetzt stehen. Estorea kann euch so wenig beschützen wie deren Gott.«
    Er drehte sich um und spuckte auf den Tisch.
    »Berichtet eurem Marschall Yuran, was ihr heute Abend in Gullford gehört und gesehen habt. Gebt ihm zu verstehen, dass ihr nicht in der Konkordanz bleiben, sondern eure Unabhängigkeit zurückhaben wollt. Wir sind hier an der Macht. Wir sind eure Nachbarn und eure Freunde. Fragt euch selbst, ob wir euch überfallen und getötet haben, bevor die Konkordanz gekommen ist. Ihr habt uns und eure Götter verraten, als ihr euch ihnen angeschlossen habt.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wo sind eure Beschützer denn jetzt? Sie sitzen in ihren großen Palästen, zählen das Geld, das sie euch weggenommen haben, und sind blind für eure Verletzlichkeit. Was das Auge nicht sieht, kann das Gewissen nicht belasten. Sie versprechen euch alles und geben euch nichts. Ich verstehe nicht, wie ihr ihnen treu dienen könnt. Warum wehrt ihr euch nicht gegen sie, wie es immer mehr eurer Landsleute tun? Damit könntet ihr euch dies hier ersparen.«
    »Bitte.« Lena Gorsal hob trotz ihrer Angst die Stimme. »Ich kenne dich. Wir haben bei Brot und Wein zusammengesessen, Sentor Rensaark. Du bist kein böser Mann. Tu das nicht. Das darfst du nicht.«
    »Es ist zu spät,

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