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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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erinnern dürfen.«
    »Schon gut, Erith. Ich verstehe schon, was du meinst. Keine Sorge, ich werde mir Mühe geben und der Advokatin nacheifern. Oder dir.«
    Menas errötete. »Oh, so vorbildhaft bin ich gar nicht.«
    »Ich glaube schon. Ich bin froh, dass du hier bist.«
    »Nun ja, ich versuche mein Bestes zu geben, und es gibt wohl Ausnahmen. Der Schatzkanzler versteht mehr, als wir ihm alle zutrauen.«
    »Ist er wirklich so gut, wie es in den Geschichten beschrieben wird, die Kovan immer erzählt?«
    »Ich denke schon«, erklärte Menas. »Sicher, er kann grob und manchmal sogar brutal sein, aber er setzt seinen Ruf und sein Leben für euch aufs Spiel. Er glaubt an euch, und damit habt ihr einen mächtigen Verbündeten.«
    Mirron starrte Jhered an, der mit Kovan sprach und einige Manöver mit dem Schwert durchging.
    »Ich frage mich, ob er es jemals zugeben wird«, sagte sie.
    »Was denn?«, wollte Menas wissen.
    »Nichts. Überhaupt nichts.«

 
16

    848. Zyklus Gottes, 20. Tag des Solasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    E s gab also Wege, die durch die Berge führten. Jhered hatte es immer schon vermutet, aber die Karku wussten sie vor unberufenen Augen zu verbergen. Egal. Ihm war es schon genug, einfach nur in einem geschlossenen Raum zu sein, der zunehmenden Kälte zu entkommen und zu sehen, wie sich die Aufgestiegenen entspannten.
    Tief im Innern der Berge ritten oder führten sie die Maultiere und kamen schnell voran. Auf geraderem Wege konnte auch die Krähe nicht zur tsardonischen Grenze fliegen.
    Ihre drei Karku-Führer waren rätselhaft wie ihr ganzes Volk. Die Erze und Mineralien, die sie entdeckt hatten und mit solcher Geschicklichkeit abbauten, bildeten die Grundlage ihrer Handelsmacht und ihres diplomatischen Einflusses, und doch fühlten sie sich im Innern der Berge sichtlich unwohl.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass ihr ganzes Volk unter Klaustrophobie leidet«, flüsterte Menas.
    Ihre Stimme hallte laut durch den Gang. Er war breit genug, damit zwei Maultiere nebeneinander laufen konnten und hätte vermutlich auch einen kleinen Wagen aufnehmen können. Wenn er ritt, befand sich die Decke höchstens eine Handbreit über Jhereds Kopf, aber unter den Karku hätte er ohnehin als Riese gegolten. Die Wände bestanden aus grobem Fels, waren jedoch in der langen Zeit seit dem Bau der Gänge von unzähligen Menschen und Tieren glatt poliert worden. Überwiegend waren sie schmucklos, nur hin und wieder tauchten Wandbilder oder in den Fels geritzte Symbole auf, die Sonne, Berge, Bäume und Wasser darstellten.
    Vor ihnen drehte sich einer der Karku um. Jhered versuchte, sich an den Namen zu erinnern. Harban-Qyist, richtig. Der erste Name war ihm persönlich verliehen worden, der zweite bezeichnete seine Stammeszugehörigkeit.
    »Glaubst du denn, wir wären alle Bergarbeiter? Höhlenratten, die nichts lieber wünschen, als beengt im Berg zu leben?«, fragte er gereizt. Menas zuckte zusammen. »Ist denn jeder Erwachsene in der Konkordanz ein Soldat?«
    »Nein. So meinte ich das auch nicht. Ich wollte nur …«
    »Kein Mensch und kein Karku strebt danach, im Berg zu leben. Doch die Notwendigkeit gebietet es. Die ruhmreichen Herren der Berge, auch der Himmel, die Luft und die Tiere, die auf der Erde wandeln, all das ist über uns. Dort liegt unsere Freude, danach strebt unser Herz. Sprich nicht, solange du es nicht verstehst. Du wirst es erkennen.«
    »Es tut mir leid, ich wollte niemanden beleidigen«, sagte Menas.
    »Jedes Zeichen auf diesen Wänden ist eine Erinnerung daran, wo ein Karku wandeln sollte.«
    Damit wandte Harban sich wieder nach vom und murmelte mit seinen Gefährten, die links und rechts neben ihm gingen.
    »Etwas unwirsch, was?«, meinte Mirron von hinten.
    »Die Leute ziehen doch auch vorschnelle Schlüsse über euch, oder?«, erwiderte Jhered. »Wie fühlst du dich dabei?«
    »Aber sie sind das Bergvolk«, sagte Gorian. »Jeder weiß, dass sie Bergleute sind.«
    »Harban würde dir widersprechen«, zischte Jhered, »und ich glaube lieber einem Karku als einem jungen Hüpfer, der sein Leben behütet in Westfallen verbracht hat. Pass auf und lerne. Hat Vater Kessian dir das nicht auch immer gesagt?«
    Betretenes Schweigen breitete sich aus, und Jhered biss sich auf die Unterlippe.
    »Ihr hättet ihn nicht erwähnen sollen«, sagte Arducius leise.
    »Ich wollte gewiss nicht respektlos über ihn sprechen, Arducius.«
    Vor ihnen wurde es allmählich hell, und Jhered war froh über die

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