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Die Kinderhexe

Die Kinderhexe

Titel: Die Kinderhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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die Knechte des Hohepriesters im Garten Gethsemane.
    Und siehe, einer aus denen, die mit Jesus waren, zog sein Schwert und schlug des Hohepriesters Knecht ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort. Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Soll ich etwa den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?
    So ein verfluchter Unsinn. Wie konnte nur jemand sein Leben so leichtfertig aus der Hand geben? Hatte sie denn kein Verantwortungsgefühl? Was sollte nun aus ihm werden?
    Die Tür barst, und der Büttel stürmte mit seinen Knechten das Haus. Der Schein der Fackel fiel auf Christian. Er hörte die Worte des Büttels nicht, genauso wenig wie dessen Befehle an die Knechte, alles genauestens zu untersuchen, keine Lade ungeöffnet und keinen Schrank unberührt zu lassen. Der Bischof dulde keine Nachlässigkeit bei der Konfiszierung des Vermögens. Er führe eine Liste, auf der alles fein säuberlich notiert werde. Wehe, wenn einer auch nur einen Kreuzer unterschlage.
     
    Nachdem Felicitas Dornbusch eisern zu den Vorwürfen von Grit und Anna geschwiegen hatte, sah sich Faltermayer genötigt, sie in den Folterkeller des Juliusspitals bringen zu lassen. Alles würde seinen gewohnten Gang gehen.
    Die Kammer, die ihm als Befragungsraum in den nächsten Monaten dienen würde, war neu hergerichtet. Die Wände waren weiß gekalkt, der Stuhl war gepolstert und das Fenster abgedichtet. Gleich morgen würde er mit der Befragung seiner Hauptzeugin beginnen. Die kleine Ursula hatte sich bislang standhaft geweigert, zu ihrer Aussage zu stehen, die sie noch vor ein paar Tagen Dürr gegenüber gemacht hatte, nämlich ihren Ziehvater beim Hexensabbat gesehen zu haben. Sie hatte sich auf Kathis Seite geschlagen und widerrufen. Selbst nachdem Pfarrer Ludwig ihr die Konsequenzen dargelegt hatte, weigerte sie sich beharrlich, zu ihrer früheren Aussage zurückzukehren.
    So ein uneinsichtiges kleines Ding hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Morgen, wenn er ihr die Instrumente der Folterknechte zeigte, würde sie es sich anders überlegen. Daran gab es keinen Zweifel.
    Bis dahin war Grit, vielleicht auch diese seltsame Anna, seine Favoritin. Auf sie konnte er zählen. Sie war voll blindem Hass auf die Dornbusch. Sie würde alles beschwören, nur um dieses Weibsbild auf dem Scheiterhaufen zu sehen. Bisher hatte er sie nicht gefragt, woher die Abneigung stammte – es interessierte ihn auch nicht, solange sie nur bei ihrer Aussage blieb. Aber irgendwann, wenn die Arbeit erledigt war, würde er das nachholen. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie sehr die elementaren Eigenschaften der Menschen – Zorn, Neid, Trägheit, Habsucht und Hochmut – bereits im Kindesalter ausgeprägt waren. Darauf ließ sich aufbauen.
    Auf dem Gang hörte er Schritte. Den schweren Stiefeln nach zu urteilen, musste das der Büttel sein. Er war gespannt, wie reich die Beute ausgefallen war.
    Es klopfte.
    «Herein!», befahl er.
    Der dicke Büttel lächelte stolz, als er eintrat. Das war ein gutes Zeichen. Er überreichte die Liste.
    Faltermayer nahm sie entgegen und unterzog sie gleich einer Prüfung. «Irgendwelche Vorkommnisse?», fragte er beiläufig, während er die einzelnen Positionen durchging.
    «Nein», antwortete der Büttel. «Keine Gegenwehr, kein Gezeter. Der Bischof wird zufrieden ein.»
    Wohl wahr, das konnte er, und Faltermayer gleich mit dazu. Das konfiszierte Vermögen war wirklich ein fetter Fang.
    «Nimm von jedem Posten die Hälfte», ordnete er an, «und schaff alles ins Lager. Du weißt schon welches.»
    «Das zum Bestreiten der dringendsten Kosten?», antwortete der Büttel.
    Faltermayer nickte. Gott sei Dank war der Kerl nicht einer der hellsten. Das ersparte ihm Überzeugungsarbeit. «Der Rest geht hoch in die Burg. Ich werde die Liste dahingehend berichtigen und sie zu den Akten geben. Du bist entlassen.»
    Er drückte ihm einen Gulden in die Hand. «Trink einen Krug auf das Wohl unseres Bischofs, und wenn dir eins der Schankweiber gefällt, dann zier dich nicht.»
    Der Büttel strahlte. «Habt Dank, Meister Faltermayer. Ich werde den Gulden schon kleinkriegen.»
    «Übertreib es nicht. Ab morgen wartet viel Arbeit auf dich. Ich brauche dich ausgeschlafen.»
    Der Büttel grinste und ging.
    Faltermayer nahm ein leeres Blatt und den Federkiel zur Hand. Das Gekrakel dieses Analphabeten war unausstehlich. Er hatte ihm daher eingeschärft, Abkürzungen zu verwenden. Das machte es für

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