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Die Kinderhexe

Die Kinderhexe

Titel: Die Kinderhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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beide einfacher.
    Jetzt noch die Unterschrift darunter, und fertig war die Inventarliste der Familie Dornbusch für die Akten. Erstaunlich, wie viel Geld ihr Vater mit dem Weinhandel gemacht hatte. Das Salär von Christian Dornbusch nahm sich dagegen kläglich aus. Wenn Felicitas gerichtet war, würde er sich umgehend um den Vater kümmern. Er war die eigentliche Quelle.
    Faltermayer gähnte. Es war noch nicht spät, die Nachtruhe noch einen ausgiebigen Spaziergang entfernt. Er löschte die Lampen und machte sich auf den Weg zum Stachel. Dort würde er seinen Händler treffen, mit dem er die neu eingetroffene Ware besprechen konnte.
     
    Pfarrer Ludwig hatte Faltermayer noch nicht gebeichtet, dass seine Schutzbefohlene seit dem Nachmittag verschwunden war. Schwester Walburga war untröstlich, sie konnte sich nicht erklären, wie das möglich gewesen war. Sie hatte die Tür doch abgeschlossen. Aber das Schloss war alt und stellte für eine starke Hand keine Hürde dar. Als Buße für ihre Nachlässigkeit wachte sie nun anstelle von Bruder Timotheus über die Kinder.
    Ludwig streifte derweil in der Stadt umher, auf der Suche nach Kathi. Er musste sie finden, bevor Faltermayer Wind von der Sache bekam. Zuerst hatte er es bei Helene versucht. Er hatte vorgetäuscht, der Mutter Bericht über das Befinden des Kindes zu geben, stattdessen horchte er sie nach einem möglichen Versteck aus.
    Dann suchte er Barbara und Otto auf. Die lagen zwar schon im Bett, aber das stellte kein Hindernis dar. Er sprach mit ihnen ein zweites Nachtgebet und ermahnte sie zur Wahrheit. Dafür versprach er ihnen Süßigkeiten aus der Klosterbäckerei. Aber die beiden ließen sich nicht überrumpeln, so verlockend das Angebot auch war.
    So ging er notgedrungen wieder. Wo konnte er noch suchen? Hätte er nur Ursula befragen können. Sie war Kathis Vertraute und wusste sicher, wo sie sich aufhielt. Ob Faltermayer Verdacht schöpfen würde, wenn er wünschte, sie so spät noch zu befragen?
    Einen Versuch war es wert.
     
    Nachdem Pfarrer Ludwig das Kloster verlassen hatte, war der Weg frei, um Lorentz aus der Gewalt der Klosterbrüder zu befreien. Im Schutze der Nacht hatten sich Hans, Rosina, Karl und Jörg an die Klostermauer geschlichen. Sie waren Lorentz’ engste Verbündete und hatten ihn beim Streit mit Volkhardt unterstützt.
    Nachdem Hans und Jörg die Leiter aufgerichtet hatten, kletterte Rosina hoch. Sie blickte über die Mauer. Alles war ruhig, niemand war zu sehen. Die Brüder hatten sich in der Kirche von Neumünster zum Abendgebet versammelt. Sie gab das Zeichen, und die anderen folgten ihr.
    Im Hof war es dunkel, nur an einer Fensterreihe brannte Licht. Sie schlichen zur Tür, die Treppe hoch und kamen zum Schlafsaal. Rosina wagte einen Blick hinein. Sie sah Schwester Walburga, betend, mit ein paar Kindern an ihrer Seite. Lorentz war nicht unter ihnen. Er saß mit zwei Burschen abseits auf einer Strohmatte. So wie sie Lorentz kannte, heckte er gerade einen Plan aus, wahrscheinlich für seine Flucht.
    Rosina gab ihm ein Zeichen. Lorentz blickte auf und lächelte beim Anblick seiner Befreier. Hinter Walburgas Rücken schlich er sich hinaus, die Jungen von Stift Haug folgten ihm. Als sie die Mauer erreicht hatten und einer nach dem anderen in die Freiheit entwich, staunte Lorentz nicht schlecht: Am Ende der Leiter wartete bereits seine neue Armee auf ihn. Es waren Volkhardts ehemalige Soldaten der Schwarzen Banden, vierzig, fünfzig Kinder jeden Alters. Sie hatten Lorentz zu ihrem neuen Hauptmann erkoren. Er sollte ihnen Essen, neue Kleidung und ein eigenes Bett besorgen. Das war ein großes Versprechen. Sie würden ihn daran messen. Aber Lorentz hatte einen Plan.
    «Raus aus den Kellern, rein in die Stuben», rief er ihnen zu.
    Gereckte Fäuste und Jubel besiegelten den Pakt.
    «Wir haben eine neues Quartier gefunden», sagte Rosina. «Es liegt gleich um die Ecke des verlassenen Paulus-Hauses. Der Hexenkommissar Dürr und seine Mutter haben darin gewohnt. Einer von uns hat ihn heute Nachmittag flüchten sehen. Ab jetzt gehört es uns.»
    «Dann nichts wie hin», befahl Lorentz seinen Soldaten, und wie eine große Schar Ratten strömten sie aus, um die Stadt in Besitz zu nehmen.

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    Der mächtige Kiliansdom rief auch an diesem Sonntagmorgen alle Gläubigen in die Kirche. Der Bischof selbst würde das Hohe Amt feiern, und die Bürger waren angehalten, zahlreich zu erscheinen. So wiesen die Pfarrer von

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