Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
nicht.« Sie hob den kleinen Apparat hoch, an dem die Kopfhörer hingen. »MP3-Player«, bemerkte sie, sichtlich beeindruckt. »Was ist mit Douglas Brimson, hast du den jemals bei einer der Partys gesehen?« »Ist das der Flieger?« Siobhan nickte. »Ja, ich habe mich einmal mit ihm unterhalten.« Nach kurzer Pause redete er weiter. »Hören Sie, das waren keine richtigen Partys, zu denen man vorher eingeladen wird oder so. Es sind einfach einige Leute bei ihm vorbeigekommen, es gab was zu trinken...« »Auch Drogen?«, fragte Rebus in beiläufigem Ton. »Manchmal«, gab James zu.
»Speed? Koks? Ecstasy?« Der Junge schnaubte. »Wenn man Glück hatte, kreisten ein paar Joints.« »Keine härteren Sachen?« »Nein.« Es klopfte an der Tür. Mrs. Bell kam herein. Sie sah die beiden Besucher an, als hätte sie komplett vergessen, wer sie waren. »Oh«, sagte sie, kurzzeitig verwirrt. Dann: »Ich habe dir Brote gemacht, James. Was möchtest du trinken?« »Ich habe keinen Hunger.« »Aber es ist Zeit fürs Mittagessen.« »Willst du, dass ich kotze, Mum?« »Nein... natürlich nicht.« »Ich sag Bescheid, wenn ich Hunger habe.« Sein Tonfall war schärfer geworden; nicht aus Wut, dachte Rebus, sondern weil ihm seine Mutter peinlich war. »Aber ich hätte gerne einen Becher Kaffee. Mit nur ein bisschen Milch.« »In Ordnung«, sagte seine Mutter. Dann, an Rebus gewandt: »Möchten Sie vielleicht auch...« »Wir gehen gleich. Trotzdem vielen Dank, Mrs. Bell.« Sie nickte, stand einen Moment lang da, als habe sie vergessen, was sie hatte tun wollen, dann drehte sie sich um und ging hinaus, ohne dass ihre Schritte auf dem Teppich ein Geräusch machten.
»Ist mit deiner Mutter alles in Ordnung?«, fragte Rebus. »Sind Sie blind?« James setzte sich anders hin. »Zig Jahre mit meinem Vater... da ist es doch kein Wunder.« »Du hältst nicht besonders viel von deinem Vater?« »Nein, tu ich nicht.« »Du weißt aber von seiner Initiative gegen Waffenmissbrauch?« James verzog das Gesicht. »Das wird bestimmt super viel bringen.« Einen Moment lang war er still. »War es Teri Götter?« »War sie was?« »Hat sie Ihnen gesagt, dass ich in Lees Wohnung war?« Die beiden Polizisten gaben keine Antwort. »Zutrauen würde ich's ihr.« Er setzte sich erneut anders hin, so als suche er eine bequeme Position. »Soll ich dir helfen?«, bot Siobhan an.
James schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich brauch wieder mal ein paar Schmerztabletten.« Siobhan entdeckte sie in ihrer Folienverpackung neben dem Bett auf einem spielbereiten Schachbrett. Sie gab ihm zwei Tabletten, und er spülte sie mit Wasser hinunter.
»Eine Frage noch, James«, sagte Rebus. »Dann verschwinden wir.« »Was?«
Rebus nickte in Richtung des Schachbretts. »Was dagegen, wenn ich mir ein paar Pillen klaue? Meine sind alle...« Siobhan hatte eine halb volle Flasche abgestandenes Irn-Bru in ihrem Auto. Rebus nahm nach jeder Tablette einen großen Schluck davon.
»Passen Sie auf, dass Sie sich nicht allzu sehr dran gewöhnen«, sagte Siobhan. »Wie fanden Sie das eben?«, fragte Rebus, um das Thema zu wechseln. »Vielleicht ist was dran an dem, was er gesagt hat. Combined Cadet Force... Jungen, die in Uniform rumlaufen.« »Er hat auch gesagt, dass Herdman aus der Armee rausgeschmissen wurde. Seiner Akte zufolge stimmt das nicht.« »Ja und?« »Also hat Herdman ihn angelogen, oder der liebe James hat es erfunden.« »Rege Fantasie?« »Die kann man in so einem Zimmer gut gebrauchen.« »Stimmt, es war wirklich... aufgeräumt.« Siobhan ließ den Motor an. »Ist Ihnen nicht auch seine Bemerkung über Miss Teri aufgefallen?« »Wieso, er hatte doch Recht: Sie ist diejenige, von der wir es wussten.« »Ja, aber mir geht es um etwas anderes...« »Was denn?« Sie legte den ersten Gang ein und fuhr los. »Es war sein Tonfall... Sie wissen doch, was wir immer sagen, wenn jemand etwas zu heftig abstreitet?« »James tut so, als würde er sie nicht mögen, weil er sie besonders gerne mag?« Siobhan nickte. »Ob er wohl von ihrer Website weiß?« »Keine Ahnung.« Siobhan hatte inzwischen den Wagen gewendet.
»Das hätten wir ihn fragen sollen.« »Was ist denn das?«, sagte Siobhan und schaute erstaunt durch die Windschutzscheibe. Ein Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht blockierte die Einfahrt. Als Siobhan anhielt, öffnete sich die hintere Tür des Streifenwagens. Der Mann war groß, hatte eine schimmernde Glatze und große Augen mit schweren Lidern. Er stellte sich
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