Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
Anschließend dann zurück nach Hause zu den nachmittäglichen Kochsendungen im Fernsehen. Ein Paket Nudeln. Sechs Artikel.
Jetzt stand nur noch ein Rentner an der Express-Kasse an. Siobhan reihte sich hinter ihm ein. Er begrüßte Fox, die sich ein müdes »Hallo« abrang, um damit ein mögliches Gespräch im Keim zu ersticken.
»Herrlicher Tag heute«, sagte der Mann. Er schien kein Gebiss zu tragen, obwohl er eindeutig eines brauchte, und beim Reden lugte immer wieder seine nasse Zunge zwischen den Lippen hervor. Fox nickte nur und konzentrierte sich darauf, seine Einkäufe so schnell wie möglich über den Scanner zu schieben. Beim Blick auf das Laufband fielen Siobhan zwei Dinge auf: erstens, dass der Herr zwölf Artikel darauf gelegt hatte. Und zweitens, dass sie, genau wie er, eine Packung Eier hätte kaufen sollen. »Acht achtzig«, sagte Fox. Der Mann zog gemächlich die Hand aus der Tasche und zählte das Geld. Runzelte die Stirn und zählte noch einmal. Fox hielt die Hand auf und nahm die Münzen entgegen. »Fünfzig Pence zu wenig«, teilte sie ihm mit.
»Häh?« »Es sind fünfzig Pence zu wenig. Sie müssen irgendwas hier lassen.« »Hier, nehmen Sie«, sagte Siobhan und fügte dem Häufchen aus Münzen eine weitere hinzu. Der Mann sah hoch, lächelte zahnlos und neigte dankend den Kopf. Dann griff er nach seiner Tasche und schlurfte zum Ausgang.
Rachel Fox wandte sich ihrer nächsten Kundin zu. »Sie denken jetzt bestimmt >armer Kerl<«, sagte sie, ohne den Blick zu heben. »Aber der Alte probiert's fast jede Woche mit dieser Masche.« »Schön blöd von mir«, sagte Siobhan. »Aber wenigstens habe ich uns erspart, dass er sein Geld noch mal in Zeitlupe durchzählt.« Fox blickte kurz zu ihr hoch, dann wieder aufs Laufband, dann wieder hoch. »Irgendwoher kenne ich Sie.« »Haben Sie mir ein paar Briefe geschickt, Rachel?« Die Hand auf dem Nudelpaket erstarrte. »Wieso wissen Sie, wie ich heiße?« »Es steht zum Beispiel auf Ihrem Namensschild.«
Aber Fox fiel es jetzt ein. Ihre Augen waren stark geschminkt. Sie kniff sie zusammen und starrte Siobhan an. »Sie sind die Polizistin, die gewollt hat, dass Marty verknackt wird.« »Ich habe bei seinem Prozess als Zeugin ausgesagt.« »Stimmt, ich erinnere mich an Sie... Und dann haben Sie einen Ihrer Kollegen dazu gebracht, ihn anzuzünden.« »Sie sollten nicht alles glauben, was in der Boulevardpresse steht, Rachel.« »Sie haben ihn terrorisiert.« »Nein.« »Er hat mir von Ihnen erzählt... er hat gesagt, Sie hätten ihn auf dem Kieker.« »Das stimmt ganz und gar nicht.« »Warum ist er dann tot?« Der letzte von Siobhans sechs Artikeln war über den Scanner gewandert, und sie hielt Fox einen Zehn-Pfund-Schein hin. Die Kassiererin an der Nachbarkasse hatte ihre Arbeit unterbrochen und hörte ihnen zu, ebenso wie ihr Kunde.
»Kann ich hier irgendwo mit Ihnen sprechen, Rachel?« Siobhan sah sich um. »Allein?« Rachels Augen füllten sich mit Tränen. Sie erinnerte Siobhan an das Kind auf dem Parkplatz. In mancher Hinsicht, dachte sie, werden wir nie erwachsen. Was unsere Gefühle angeht, werden wir nie erwachsen ... »Rachel...«, sagte sie.
Aber Fox hatte die Kasse geöffnet, um Siobhan ihr Wechselgeld zu geben. Sie schüttelte langsam den Kopf. »Mit Leuten wie Ihnen rede ich nicht.« »Was ist mit den Briefen, die ich bekommen habe, Rachel? Wissen Sie darüber etwas?« »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.« Das Geräusch eines Elektromotors verriet Siobhan, dass die Frau im Rollstuhl direkt hinter ihr war. Zweifellos lagen genau neun Artikel im Einkaufswagen ihres Mannes. Siobhan wandte sich um und sah, dass die Frau einen Einkaufskorb auf dem Schoß hatte, der, wie es aussah, ebenfalls genau neun Artikel enthielt. Die Frau blickte Siobhan finster an, wollte, dass sie endlich wegging. »Ich habe Sie im Boatman's gesehen«, sagte Siobhan zu Rachel Fox. »Was haben Sie dort gewollt?« »Wo?« »Im Boatsman's... in South Queensferry.« Fox reichte Siobhan den Bon und das Wechselgeld und schnaubte verächtlich. »Rod arbeitet da.« »Ist er ein... ein Freund von Ihnen?« »Er ist mein Bruder«, sagte Rachel Fox. Als sie zu Siobhan aufsah, waren die Tränen in ihren Augen Wut gewichen. »Werden Sie ihn jetzt auch umbringen lassen? Na? Werden Sie?« »Wir sollten uns lieber an einer anderen Kasse anstellen, Davie«, sagte die Frau im Rollstuhl zu ihrem Mann. Sie setzte schon zurück, als Siobhan sich ihre Tüte schnappte und zum Ausgang
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