Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
sag ja nicht, dass wir nicht zusammenpassen, ich sage nur, dass unsere Beziehung, wenn sie gut läuft, eher das Ergebnis von Toleranz, Kompromissen und dem Zurückstellen des eigenen Egos ist.
Aha. Und was genau tust du dann für die Beziehung?
Manchmal denke ich ganz fest darüber nach … du nicht?
Das ist aber jetzt echt ’ne Fangfrage!
Die Sache mit der Zwischenbilanz
In jeder länger währenden Beziehung kommt der Moment, in dem der Mann sich eines Abends umguckt, weil im Fernsehen gerade Werbung läuft, und dort die Frau sitzen sieht, die da jetzt ja schon seit etlicher Zeit sitzt, und er denkt: »Wer ist das?«
Und zwar nicht in diesem metaphysischen Sinne, in dem Frauen gerne Tiefsinnigkeit vortäuschen, sondern in dieser Fassungslosigkeit, die einen vermutlich überfällt, wenn der Pilot über dem Atlantik sagt, das Flugzeug wackle nicht wegen vorübergehender Turbulenzen, sondern das, was man da schlagen höre, sei das letzte Stündlein beziehungsweise Triebwerk. Auch dann schießen einem wahrscheinlich diese Gedanken durch den Kopf: »Was, wenn ich hier nicht mehr rauskomme? Was, wenn es das jetzt war?« Dieselben Fragen, die sich der Mann auch beim Anblick seiner Beziehungsgefährtin stellt, um dann das zu tun, was Männer immer tun: sich noch ein Bier holen und so tun, als sei nichts gewesen.
So reagieren Männer bei Unbehagen. Das ehemals winzige Muttermal am Bauch sieht mittlerweile so aus wie die Umrisse von Weißrussland? Der Mann holt sich ein Bier und hofft, dass das Muttermal umso gutartiger wird, je weniger man es beachtet. Man hat sich in einer völlig fremden Stadt gründlich verlaufen? Der Mann kauft sich ein Bier und beschließt absolut grundlos, in die nächste Straße links abzubiegen. Oder rechts. Wird schon gutgehen. Nur nicht fragen. Einfach weitermachen.
Deswegen trennt sich immer die Frau. Selbst O. J. Simpson hat seine Frau erst abgestochen, nachdem sie ihn verlassen hatte. Selbst wenn dem Mann bei einer spontanen Befragung nicht ein einziger Grund für die Fortführung der Beziehung einfiele, hätte er sofort reichlich Gründe, die gegen eine Trennung sprechen. Im Fall von Ramona und mir:
Sie hat die Couch gekauft und würde sie mitnehmen.
Sie zahlt anteilig Miete.
Sie riecht gut, wenn sie abends ins Bett kommt.
Meine Eltern stellen keine blöden Fragen nach einer Freundin.
Allein ist die Wohnung leer.
Ich müsste mich bei einer Internet-Singlebörse anmelden.
Die Jungs sind auch alle in Beziehungen.
All diese Überlegungen passen in einen Werbeblock, an dessen Ende mich Ramona ansieht und das fragt, was Frauen halt fragen, damit sie was gesagt haben: »Was denkst du?«, und ich sage das, was alle Männer auf diese Frage so automatisch sagen wie Frauen »Gesundheit«, wenn jemand niest: ich sage: »Nichts.«
Am nächsten Tag geht unser Durchlauferhitzer kaputt. Ich bin bei allen Reparaturfragen so nützlich wie ein Loch im Kopf, das heißt, ein Gespräch mit einem Handwerker wird unausweichlich. Ich hasse Gespräche mit Handwerkern. Handwerker sind wie Hunde, sie riechen, wenn du Angst hast, beziehungsweise keine Ahnung. Dann schnappen sie zu und zocken dich ab. Sie drücken dir irgendein Flanschmuffenspannschraubgewinde für zig hundert Euro auf, von dem ihr beide wisst, dass du es nicht brauchst, aber du kannst es nicht beweisen. Mehr noch: Sie geben dir mit dem überflüssigen Flanschmuffenspannschraubgewinde das Gefühl, eine Schande für die Gattung Mann zu sein. Du bist in ihren Augen eher eine Amöbe im Körper eines Mannes, ein Hochstapler, der sich einen Penis ergaunert hat, den man ihm regulär eigentlich wieder aberkennen müsste.
Deswegen mag ich keine Gespräche mit Handwerkern. Ramona weiß das und übernimmt freiwillig diesen Part. Sie übernimmt überhaupt freiwillig all die Gespräche, die ich nicht gern führe: Wir fahren in Urlaub und brauchen jemanden, der unseren Briefkasten leert. Ramona spricht mit unserem Nachbarn, der ein Arschloch ist, weil er ein Auto fährt, das ich mir nicht leisten kann, weshalb ich nicht mit ihm rede. Ich kriege einen Schrieb von irgendeinem Amt, in dem steht, dass ich mich mit einem anderen Schrieb bei einem anderen Amt melden muss, sonst passiert irgendwas, was ich nicht verstehe, weil ich nicht die Geduld habe, den Schrieb zu Ende zu lesen. Ramona redet mit allen Ämtern. Ramona redet mit meiner Mutter, die mich in den Wahnsinn treibt, kaum dass sie »hallo« gesagt hat, weil in ihrer Art, »hallo« zu sagen, schon
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