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Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
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Stand einer Beziehung in verliebt, verlobt, verheiratet unterteilen. Oder man ist ehrlich und unterteilt ihn in voreinander schminken/rasieren, voreinander pinkeln, voreinander »ein großes Geschäft« erledigen.
    Damit macht man nämlich weitaus deutlicher, wo man als Paar gerade steht. Vor allem wenn man nur ein Badezimmer hat, so wie Rainer und ich. Und ich bin mir nicht nur sicher, ich weiß , dass diese Abstufungen innerhalb einer Beziehung nicht nur »ein bisschen was«, sondern alles verändern.
    Als ich mit Rainer zusammengezogen bin, hab ich versucht, Stufe zwei und drei so lange wie möglich hinauszuzögern. Stufe eins finde ich völlig okay. Ich hab kein Problem damit, mich vor Rainer zu schminken. Es sei denn, er beobachtet mich beim Wimperntuschen, stellt sich neben mich, formt mit dem Mund ein »o« und zieht die Oberlippe dabei so weit wie möglich über die Vorderzähne, um mich zu imitieren. Was er jedes Mal macht.
    Männern beim Rasieren zuzusehen finde ich persönlich dagegen jetzt nicht so spannend. Zumindest nicht im Gesicht. Das verändert nichts essentiell Grundlegendes an einer Beziehung. Ich sitze danach nicht am Frühstückstisch, lasse versehentlich Kaffee überschwappen, bekomme von Rainer ein genervtes »Boooah ey … jeden Morgen!« zugebrummt und denke mir dabei im Stillen: »Was willst du denn? Ich hab dich beim Rasieren gesehen …!« Wie gesagt, das passiert in Stufe eins eben nicht , und darum ist Stufe eins ungefährlich.
    Stufe zwei schleicht sich im Allgemeinen irgendwann einfach in eine Beziehung ein, mal früher, mal später, und ist eigentlich auch nicht weiter schlimm. Wenn man ohne Hemmungen voreinander pinkeln kann, während der andere sich die Zähne putzt, heißt das, dass die Beziehung gefestigt ist, nichts Menschliches einem fremd, und es geht trotzdem noch nicht so weit, dass man sich tief in sich drin für den anderen schämt. Im Gegensatz zu Stufe drei.
    Stufe drei macht etwas mit uns, was ich überhaupt nicht gut finde, aber leider auch überhaupt nicht ändern kann. Und es ist so schwer zu erklären, dass es nicht mal in den klassischen Beziehungs-Sitcoms jemals zum Thema gemacht wurde. (Es gab mal eine Folge von Sex and the City , in der Carrie bei einem Mann im Bett pupst und anschließend ein riesiges Problem mit diesem Umstand hat, das sie dringend mit ihren drei (ess-)gestörten Freundinnen ausdiskutieren muss, aber das ist gegen Stufe drei wirklich der reinste Kindergarten.) Wenn man in einer Beziehung erst mal in Stufe drei ist, kommt man da nie wieder raus.
    Man kann schlechten Sex verdrängen, man kann schlimme Streite verdrängen, man kann sogar einen Seitensprung verdrängen, aber was man als Frau nie, nie wieder aus dem Kopf kriegt, ist das Bild vom eigenen Freund, der auf dem Thron sitzt und stinkt. Ich bin nicht Charlotte Roche und kann also nicht so tun, als wäre das was »ganz toll Intimes, das man in dem Moment mit seinem Partner teilt«. In der Tat gibt es sogar Männer, die dabei exakt denselben Gesichtsausdruck haben wie beim Sex, und wenn ich das Bild erst mal im Kopf habe, dann ist das nicht gut. Dann hat das nämlich zur Folge, dass ich morgens am Frühstückstisch sitze, aus Versehen Kaffee verschlabbere, Rainer ein genervtes »Boooah ey … jeden Morgen!« brummt und ich dann denke: »Was willst du denn? Ich hab dich beim KACKEN gesehen …!«
    Und das ist doch nicht das, was nach einer längeren Beziehung übrig bleiben sollte. Darum werden Rainer und ich niemals in Stufe drei übergehen. Und sei es noch so nötig und das Chili noch so scharf. Lieber werde ich platzen, als das bei uns zuzulassen.

Ist da noch viel drin?
    Geht so. Die Hälfte haben wir ungefähr.
    Hm. Ganz schön viel Zeug, was da zusammengekommen ist …
    Ja klar, in so vielen Jahren sammelt sich halt ’ne Menge Mist an …
    Wie »Mist«?
    Ne Menge »Erinnerungen«, meinte ich.
    Du, Rainer?
    Ja?
    Glaubst du eigentlich, dass wir … füreinander bestimmt sind?
    Klar!
    Und ehrlich?
    Äh … weiß nicht … klingt irgendwie nach Fangfrage. Ist das ’ne Fangfrage?
    Quatsch. Eine ganz normale Frage, weil ich glaub’ nämlich nicht daran, dass wir füreinander bestimmt sind.
    Moment, das war dann jetzt aber ’ne Fangantwort, oder?
    Nee. Ich glaub einfach nicht an Bestimmung in Beziehungen.
    Aber du bist eine Frau, du musst an Bestimmung glauben, jeder von uns hat Aufgaben in dieser Beziehung, und in deinen Bereich fällt alles, was mit Emotionen zu tun –
    Ich

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