Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
in einer Erklärung. Thilo meint, in seinen Augen sei Ramona eine Art iPhone, wo es auch hauptsächlich ums Image geht, ums Aussehen, ums Haben. »Telefonieren kannste mit anderen sogar besser«, lallt er und beteuert, er meine telefonieren jetzt nicht im Sinne von vögeln, sondern mehr allgemein.
»Nix gegen die Ramona«, schließt Siggi an, auch nicht mehr nüchtern, aber ihn habe die Ramona immer an die Yoko Ono erinnert, die damals den John Lennon erschossen hat. Nicht vom Aussehen, aber von der Mentalität, sagt Siggi, und ergänzt noch, dass die Beatles danach nie mehr dieselben waren und dass Ajax Atemnot praktisch die Beatles der Thekenmannschaften sind und ich seit Ramona eben auch kaum noch zum Training gekommen sei.
Der Rest der Mannschaft legt kräftig nach. Die Ramona war ein Drachen, ein Teufel, heißt es. Mich träfe überhaupt keine Schuld, sagen alle. Ich sei verführt worden. Ich hätte gar nicht gewusst, worauf ich mich einlasse. Ich war Deutschland, sie war Hitler.
Nachdem das klar ist, herrscht an unserer Theke eine Stimmung wie Ende Mai ’45. Alle sind immer schon dagegen gewesen, jetzt wo Adolf weg ist bzw. eben Ramona. Nervig sei sie gewesen, rechthaberisch, anstrengend, besserwisserisch. Ich komme mir vor wie Guido Knopp. Lauter Zeitzeugen erzählen mir, wie es früher angeblich war. Sie erinnern an gemeinsame Abende mit Ramona, nach denen alle schon wussten, wie es mal enden würde. Alle außer mir. »Und warum habt ihr nichts gesagt?« Nicht auszudenken, wie viele Beziehungen, Trennungen und Diktaturen vermieden werden könnten, wenn die Leute einfach mal rechtzeitig die Schnauze aufmachen würden.
Ich bin stinksauer auf die Jungs, sage aber nichts. Wozu auch? Es bringt ja eh nichts. Und dann schreibt Ramona eine SMS. Dass ich ihr fehle und dass wir was hatten, was man nicht einfach so wegschmeißt wie ein Hotel auf der Schlossallee.
Ich bin gerührt. Vielleicht auch nur besoffen. So eine SMS hat Hitler nicht geschickt, aber Vergleiche hinken ja immer. Ich guck demnächst die ganzen Dokus, in denen die Leute erklären, wie die DDR nach dem Dritten Reich möglich war. Irgendwas muss ich meinen Jungs ja sagen, wenn Ramona wieder bei mir einzieht …
Es gab auch wichtige Momente, von denen wir keine Requisiten behalten haben.
Na klar, aber wenn du willst, leg ich eine Tüte heiße Luft in die Kiste, für den Abend, wo ich so gefroren habe und du mit dem Fön am Bett gestanden hast und ich zum ersten Mal dachte, dass du vielleicht doch anders bist als die anderen Kerle …
Hmm, ja, zum Beispiel …
Oder das Schokoschweinchen, was du mir geschenkt hast zum Elfmonatigen. Einjähriges feiern kann ja jeder, hast du gesagt, und das war süßer als das Schweinchen, das war nämlich zartbitter, und das mag ich nicht, was du nach elf Monaten durchaus hättest wissen können. Das Schwein war sogar in der Kiste, hat aber komisch gemuffelt und sah auch nicht mehr gut aus, deswegen hab ich’s wieder rausgelegt.
Hmm … ja, genau …
Okay, wenn du mir so explizit zustimmst, willst du mir eigentlich widersprechen.
Hmm … ja, genau …
Also, was meintest du für Momente?
Na ja, Momente, wo nicht alles so gut war.
Dafür bräuchten wir ja keine Kiste, sondern einen Container! … Hallo, das war ein Witz!
Es gibt auch Momente, wo Frauen keinen Humor haben sollten.
Lass mich raten: Es geht um Sex!
Die Sache mit dem Design-Toaster
Unser Toaster ist schlauer als ein durchschnittlicher Realschüler. Er kann selbständig Toast von Brötchen unterscheiden, er hat ein Display in wahlweise fünf Sprachen und ein ausgefuchstes Design. Ramona hat ihn gekauft, und ich kann ihn nicht leiden. Das scheiß Ding ist jeden Tag so stylish wie ich höchstens zwei Mal im Jahr zu besonderen Anlässen.
Früher war ein Toaster eine Art Teneriffa für Brot: hässlich, billig, langweilig, macht aber braun. Bestenfalls die Verpackung des Toasters war halbwegs verkaufsfördernd gestaltet. Wenn man den Kasten erst mal hatte, stand er rum, wurde benutzt, wenn man ihn brauchte, und fiel ansonsten nicht weiter auf. Praktisch wie ein Mann. Früher.
Auch ein Mann machte sich damals zurecht, solange er sich noch verkaufen musste. Hatte man ihn erst mal in der Wohnung, hörte er schnell damit auf und trug stattdessen Jogginghosen. So war es über Generationen: Anfangs machte man Komplimente, nach einer gewissen Zeit ließ man die Verpackung weg, und sagte: »Ey, noch zehn Minuten bis Fußball kommt, lass uns
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