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Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
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sicher, dass ich Rainer das auch mehrfach mitgeteilt hatte. An einem Samstag stand trotzdem auf einmal die komplette Thekenmannschaft von »Ajax Atemnot« in unserem Wohnzimmer. Mit Trikots, lautstarker Vorfreude auf den Bundesligaspieltag und zwei Kisten Bier.
    Ich fläzte mich gerade in Rainers Jogginghose auf der Couch und konnte nicht wegrennen, weil ich meine Füße dick mit einer Entspannungslotion eingecremt hatte, die noch weitere zehn Minuten einwirken musste. Die Tatsache, dass sechs mir völlig unbekannte Kerle mich zum Brüllen komisch fanden, inklusive meines eigenen Freundes, war für mich ein Zeichen, dass hier irgendwas weit schiefer lief als befürchtet. Und weder verteidigte Rainer mich noch erklärte er mir, dass er schlicht und einfach vergessen hatte, mich über den Besuch seiner Jungs zu informieren. Er lachte nur. Und als er mein stinksaures Gesicht sah, gab er mir einen Kuss auf den Kopf (vor seinen Jungs) und fragte, ob wir noch Chips im Haus hätten (vor seinen Jungs). Ich schluckte Galle und zeigte auf den Chipsvorrat. Ich bin eine gute Freundin. Man faltet seinen Partner nicht vor anderen Leuten zusammen. Auch wenn diese Leute einen merkwürdig bis missbilligend ansehen. Eine Frau ist für die Kumpels wie der Schiedsrichter beim Fußball: gehört irgendwie dazu, hat aber keine Ahnung, macht alles falsch und im Zweifel sogar kaputt.
    Als die Bekloppten sechs Stunden später endlich gehen wollten, hatte ich dringend vor, meinen mühsam zurückgehaltenen Wutanfall rauszulassen. Stattdessen hörte ich: »Wir gehen noch ins ›Abseits‹, wird bestimmt spät, brauchst nicht warten.«
    Und weg war mein Freund. Irgendwie wollte meine Devise »Was ist das schon, angesichts einer ansonsten prima laufenden Beziehung …« dieses Mal nicht so richtig funktionieren. Auch meine inzwischen lautstark und gehässig in meinem Kopf lachende Mutter sah das offenbar ähnlich.
    Nach noch nicht mal zwei Monaten hatte Rainer sich in einen Mann verwandelt, den ich nicht kannte. Wenn er sich jetzt schon benimmt wie eine offene Hose auf Malle, wie würde er dann in einem Jahr sein? Oder in drei? Im direkten Vergleich mit Männern kommt »das Ding aus dem Sumpf« beim Zusammenleben besser weg. Vor allem wenn es ums Reden geht. Oder ums Benehmen.
    Als ich einer flüchtigen Bekannten im Supermarkt von Rainers Verhalten seit meinem Einzug erzählte, erwiderte sie mit einem kleinen traurigen Lächeln: »Wenigstens schlägt er dich nicht.«
    Zu Hause kochte ich Rainers Lieblingsgericht und schlug Monopoly statt Fernsehen vor. Ich wollte unbedingt irgendwas machen, das mir das gute Gefühl vom Anfang wieder zurückbrachte. Nach zwei Stunden »gutes Gefühl vom Anfang« warf Rainer mir sein Hotel von der Schlossallee ins Gesicht. Mein Auge blutete nicht, aber es wurde dick und tränte. Am nächsten Morgen packte ich einen Koffer und zog zu Nicole.

»Bei ’ner Beziehung mit so einer Frau bist du als Mann wie der Torwart beim Elfmeter. Keiner macht dir Vorwürfe, wenn’s nicht klappt«, philosophiert mein Freund Möhre in sein Bier. Möhre ist Torwart bei unserer Thekenmannschaft Ajax Atemnot ’01. Es ist Möhres Versuch, mich zu trösten, denn Ramona hat mich verlassen, und ich mache mir Vorwürfe.
    Wir hatten Monopoly gespielt, und sie war der Meinung, auf dem »Frei Parken«-Feld passiere gar nichts, während ich weiß, dass man dort die gesamte Kohle bekommt, die die Spieler an Steuern, Strafen usw. zahlen müssen. Das Spielregelheftchen war weg, im Internet gab es widersprüchliche Aussagen, und ich hab ihr schließlich ihr Hotel von der Schlossallee ins Auge geworfen, unabsichtlich natürlich. Einen Tag später hat sie einen Koffer gepackt und ihren Status bei facebook auf »Single« gesetzt.
    Es lief insgesamt nicht mehr so rund mit uns in letzter Zeit. Sie hatte angefangen, übers Frühstück zu meckern, und mich ständig in irgendwelche Beziehungsgespräche verstrickt. Zusammenleben auf engstem Raum ist nicht einfach. Man setzt nicht so ohne weiteres eine Seehündin in den Affenkäfig.
    Ich hätte aber nicht gedacht, dass sie mir so fehlen würde. Ich hing durch wie eine Hängematte. Es war, als hätte man ein echtes Bier durch ein alkoholfreies ersetzt: Äußerlich war ich wie immer, aber das Wichtigste fehlte. Und ich fand, es war alles hauptsächlich meine Schuld.
    Und jetzt faselt Möhre von Elfmeterschießen. »Was soll das heißen«, frage ich, »mit so einer Frau?« Möhre verheddert sich alkoholbedingt

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